Riesenmaschine

26.10.2005 | 13:29 | Alles wird besser | Sachen kaufen | Essen und Essenzielles

Trink Dich nüchtern


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Wie oft haben wir uns schon gefragt, ob dieses letzte Bier noch ohne Kater am nächsten morgen geht? Wie oft schon war die gelallte Antwort "Ja, klar"? Wie oft schon war die Antwort vollkommen falsch? Wie oft schon haben wir uns betrunken, aber noch nicht vollkommen von Sinnen, beim Nachhausekommen gewünscht, es gäbe ein Antidot, ein Mittelchen, was den Alkoholabbau beschleunigt? Wie oft hätten wir dafür bares Geld gegeben und sogar eine unfassbar schlecht navigierbare Website in Kauf genommen? Oder sogar ein Mittel auf Artischocken-Basis? Wie oft haben wir gehofft, das restalkoholische, erbärmliche Selbstmitleid am Tag nach der Sauftour wenigstens mit Hilfe des Placebo-Effekts bekämpfen zu können? Wie oft hätten wir die Vokabeln "massvoll" und "verantwortungsbewusst" am liebsten am Tresen abgegeben, aber es war mitten unter der Woche? Wir hätten Gegengifte auf Frucht- oder sogar Kräuterbasis akzeptiert, wir hätten farbstoffverseuchte Neondrinks durchgehen lassen, wir hätten nichts gesagt gegen lächerlichste Namen! Aber es gibt ja nichts. Schade.

Prost.


Kommentar #1 von Tex Rubinowitz:

Dieses Ausstreichen, ich weiss nicht, wie der Fachbegriff dafür ist, also dieses augenzwinkernde schlimme erste Gedanken sichtbarmachen, lässt sich eigentlich datieren, wann das erstmals auftauchte?
Ich glaube nämlich, dass ich das erfunden habe, so ca 1990, damals noch in privaten Briefen an einen Herrn, der diesen Brauch dann in seiner monatlichen Kolumne in einem Witzheftchen übernahm.

26.10.2005 | 13:58

Kommentar #2 von kosmar:

mahlzeit. also 'del' heisst der tag der da durchstreicht und so würde ich das verb 'dellen' dafür mal vorschlagen. das gibts schon solang wie html und www. also schon immer.
es gibt übrigens ein weitgehend unbekanntes gegenteil 'ins' also 'insen', meint einfügen, und muss gerechterweise, wenn man dellt und was inst auch da im code stehen.
dafür kann man sich dann sogar selbst ein lustiges aussehen ausdenken, vielleicht rosa gepunktelt unterstreichen oder so.
mit der haltung dahinter (denn man macht da ja absichtlich was falsches erstmal rein, hab ich schon verstanden) kommt html natürlich nicht klar. will sagen sowas subtiles ist semantisch nicht ausdrückbar. oder so.

26.10.2005 | 14:32

Kommentar #3 von Tex Rubinowitz:

ich glaube nicht, dass es das Dellen schon immer gibt, Ironie kommt doch immer zeitverzögert, egal (eigentlich nicht egal, weil ich es ja erfunden haben möchte), beim Stöbern eine polnische Del-Band gefunden: http://www.ctrl-alt-del.pl/, wie wohl durchgestrichene Töne klingen?

26.10.2005 | 14:52

Kommentar #4 von ix:

kosmar, sie trauen sich wohl nicht in den quelltext von fremden seiten zu schauen, aber der auf dieser seite angewandte html-tag heisst "<strike>". also wäre das tu-wort zum beschreiben der streichenden tätigkeit "striken" oder "streiken".
andererseits war die frage ja eh eine ganz andere, nämlich wann das "streiken" erstmals auftauchte.

26.10.2005 | 14:56

Kommentar #5 von kosmar:

natürlich traue ich mich nicht in eine riesenmaschiene reinzukucken. ich könnte geblendet werden.
strike ist rein visuell und gar nicht semantisch wie del und ins. und da ich so ein semantikfanatiker bin, kam mir strike gar nicht in den sinn, meine schuld. ausserdem gefällt mir dellen besser als striken, jetzt rein vom klang her. (strike gilt auch als deprecated laut w3c, ebenso der s-tag, der das auch macht mit dem durchstreichen, ohne jetzt ins total nerdige abzugleiten)
zur eigentlichen fragen:
hab mal nachkucken lassen:
del ist html4 (1998), strike ist html3.2 (1997), s hab ich jetzt nicht gefunden (is auch schwer einene buchstaben bei google zu suchen, mann)
der herr rubinowitz war also unter umständen echt der erste

26.10.2005 | 16:07

Kommentar #6 von Kathrin Passig:

Dass in der Riesenmaschine Techniken aus dem vorigen Jahrtausend zum Einsatz kommen, darf natürlich nicht sein. Das strike-Tag ist jetzt durch eine ordentliche CSS-Lösung ersetzt, was aber bei der Verbfindung nicht weiterhilft: Linethroughen? Wohl eher nicht.

26.10.2005 | 17:20

Kommentar #7 von Daniel Erk:

Wie durchgestrichene Noten klingen, ist relativ einfach zu erfahren: C, E, G, H zum Beispiel liegen nicht zwischen zwei Notenlinien, sondern exakt auf einer und sind damit faktisch: genau, durchgestrichen. Bezieht sich natürlich jetzt alles auf den Violinenschlüssel, klar. Halbtonschritte sind inbegriffen.
Dass ein Tag zum Durchstreichen gibt – super. Eines zum Ausstreichen, zum Beispiel für Fälle hartnäckiger Besserwisserei und schlechtem Wortwitz, das wär's.
Und eins zum Anstreichen, zum Beispiel von Wänden.

26.10.2005 | 21:05

Kommentar #8 von kosmar:

besserwisserei wird unumwunden zugegeben.

26.10.2005 | 22:11

Kommentar #9 von irgendwem:

nur wenn sich die grässliche polnisch Band http://www.ctrl-alt-del.pl/ daran hielte, hier ist leider nur Müll zu hören, Metalmüll der übelsten Sorte

26.10.2005 | 23:05

Kommentar #10 von Till:

Ohne eure Diskussion stoeren zu wollen – aber ist jemandem zufaellig aufgefallen, dass die Leute von dem "Security" Dingen vorschlagen, das Ding ins Handschuhfach zu packen?

27.10.2005 | 13:56

Kommentar #11 von Sascha Lobo:

Nee, dann hätte ich ja recherchieren müssen. Aber danke für den Hinweis, dieser Vorschlag grenzt ja fast an Dingenskirchen! Vorsätzliche Dingenskirchen sogar!

27.10.2005 | 13:59

Kommentar #12 von Peter Hogenkamp:

Ihr braucht aber eigentlich zwei verschiedene Streichtags, einen für das Ausstreichen der erwähnten schlimmen ersten Gedanken und einen anderen für das Stehenlassen von Änderungen, die schon mal so geposted waren, wie es der Blogetiquette entspricht. Im Posting über den angeblichen/vermutlichen/vermeintlichen/mutmasslichen Reichtagsbrandstifter kann man beide Ausdrucksformen durcheinander besichtigen.
Übrigens, 2002 in "About Schmidt" wurde auch gestrichen. Schmidt nennt in einem Brief an Ndugu seinen Nachfolger einen "Cocky Bastard", streicht es wieder und schickt den Brief trotzdem ab. Qualifiziert das auch als Tex'sches Ausstreichen? Wurde es via Witzheftchen nach Amerika exportiert?

28.10.2005 | 13:52

Kommentar #13 von Sascha Lobo:

Das mit dem verschiedenartigen Durchstreichen ist vollkommen richtig, Herr Hogenkamp, es fiel mir auch direkt beim Durchstreichen auf. Eventuell könnte man sich bis zur Entwicklung eines Zweitdurchstrichs mit der gleichzeitigen Kursivsetzung des Durchgestrichenen behelfen, das würde alles noch irrsinnig viel komplizierter und decodierkomplexer machen. Ist also super.

28.10.2005 | 13:58

Kommentar #14 von Kathrin Passig:

Mal was Historisches zum Thema, aus Zeiten, als man noch gar nicht durchstreichen konnte, sondern stattdessen ^H^H^H sagen musste. Siehe auch Hacker's Dictionary (nach "writing under erasure" suchen).

28.10.2005 | 14:10

Kommentar #15 von Peter Hogenkamp:

Sehr hübsch, das mit dem ^H^H^H. Habe in meinen ersten Onlinetagen noch echte ^Hs erlebt, wenn ich in "Kermit" die falsche Terminalemulation eingestellt hatte. Schön, wenn sowas nur 14 Jahre später schon aufgeklärt wird.
2002 war es dann im IRC mal lustig, absichtlich etwas wie "7msg bilch was machen denn die ganzen idioten hier?" zu schreiben. Ich bin beim ersten Mal natürlich prompt drauf reingefallen. Dabei hätte ich doch wissen müssen, dass sich die dort damals versammelte Online-Intelligenzija keineswegs vertippt. Tja. Immer knapp neben dem Insidertum.

28.10.2005 | 15:32

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