Riesenmaschine

07.12.2005 | 17:58 | Berlin | Sachen kaufen

Cushion fashion


Das inzwischen abgerissene "Ahornblatt" (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Die nichtironisch gemeinte Wendung "früher war alles besser" ist ja zum Glück weitgehend ausgestorben. Die dahinterliegende Haltung nicht, denn in der Regel handelt es sich um eine der beiden grossen -talgien (Nos, Os), also um Gefühle, die der Riesenmaschine fremd sind und spätestens mit Übernahme der Weltherrschaft abgeschafft werden. Die weinerlich-wehmütigen -talgien dürfen jedoch keinesfalls verwechselt werden mit einem vergangenheitsbezogenen Kulturinteresse, etwa für die beschriebene Ostmoderne. Elegant auf der Grenze zwischen beiden Ansätzen tänzeln die Zornigen Kinder entlang, ein Projekt, das Sofakissen zum Kulturmedium erhebt. Geschickt werden die oft genug in Hassliebe verbundenen Bereiche Architektur und Innenarchitektur miteinander verbunden, indem auf die Kissen stilisierte DDR-Gebäudemotive aufgebracht werden. Die Botschaft wird auch durch den Namen transportiert, es geht um die derzeit bauenden Architekten, die keinen Respekt gegenüber den Bauten ihrer Väter zeigen, sondern sie nach und nach für ihre eigenen Parkhäuser und Einkaufszentren verschwinden lassen. Hinter diesem Projekt steckt die Berlier Firma s.wert design und damit Sandra Siewert, Ingo Müller und Dirk Berger, die sich als architektonisch-kulturwissenschaftlich ausgebildetes Trio mit Ostarchitektur beschäftigen und auch ein Buch über den Fernsehturm als grafisches Symbol ("Von der Partei zur Party") herausgebracht haben. Bezugsadressen und Bestellmöglichkeit findet man hier, ebenso wie das hervorragende Motto der schönen Kissen: "Fassaden zum Kuscheln".

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Ostmoderne.com


Kommentar #1 von lukas:

wäre ich architektur- oder designbeauftragter der riesenmaschine, ich würde diesen mist scharf kritisieren. was nochmal unterscheidet diese kissen von den 'geschenkideen' auf 'arsmund.de'? die motive sind graphisch wohl hübscher gestaltet, haben aber auf kissen soviel zu suchen wie die zeichnungen von harald nägeli. oder bilder von monet auf einkaufstüten (https://www.arsmundi.de/isroot/arsmundi/ProductImages/Bild1/436938.jpg). oder irgendetwas auf irgendetwas völlig anderem. monet wie nägeli sind 'graphisch' möglicherweise hübsch gestaltet, aber halt bilder oder graffitis. für wände, nicht kissen.

07.12.2005 | 20:47

Kommentar #2 von lukas:

das da oben (auf den kissen) sind zwar keine bilder, die nicht für auf kissen gedacht waren, sondern zeichnungen, die genau dafür gezeichnet wurden. das stimmt. aber ich habe trotzdem recht, kann das jetzt aber nicht genauer erklären, weil ich gehen muss.

07.12.2005 | 20:56

Kommentar #3 von Charles Wilp:

sie sind in der Tat scheusslich und genauso überflüssig wie das Plattenbau-Quartett, das mir mal irgendein Clown geschenkt hat

07.12.2005 | 21:29

Kommentar #4 von irgendwem:

Ich finde lukas' letztes Argument so wunderbar überzeugend, dass ich ihm einfach zustimmen muss. So ein Quatsch, aber echt!

07.12.2005 | 21:42

Kommentar #5 von 500beine:

Weiches Kissen
altes Haus
feine Sache
muss jetzt raus

08.12.2005 | 02:10

Kommentar #6 von irgendwem anders:

Ich möchte dem ausdrücklich beipflichten, was Lukas und Tex sagen.

08.12.2005 | 02:30

Kommentar #7 von Kathrin:

Aber Lukas ist doch Architektur- und Designbeauftragter der Riesenmaschine und hat daher nicht nur das Recht, sondern geradezu die Pflicht, diesen Mist scharf zu kritisieren. Das schalten wir dann frei und nennen es Meinungspluralismus oder Rückgratlosigkeit, mal sehen.

08.12.2005 | 02:33

Kommentar #8 von Kathrin:

Ach so, nein, Moment, geht ja nicht. Redaktionelle Leitlinie ist diese Woche ausdrücklich: Auch mal was gut finden! Koste es, was es wolle!

08.12.2005 | 02:36

Kommentar #9 von irgendwem (der vom Anfang wieder):

Habt ihr gehört, mehrfach abgelehnte Möchtegern-Autoren? Diese Woche ist eure Chance!

08.12.2005 | 03:04

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