Riesenmaschine

20.01.2006 | 17:22 | Anderswo | Alles wird besser

Oh wie schön ist Kanada – der Sawfisch


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Stellen Sie sich vor, es würde Ihnen jemand von einem Unterwasserrobotor erzählen, der mit 8 Kameras, einem Hochfrequenzsonar, einer hydraulischen Greifzange, einer fast zwei Meter langen Kettensäge und einer Fernsteuerung per Joystick ausgestattet sei. Sie wären wahrscheinlich noch nicht sonderlich interessiert. Doch wenn Sie dann – um das zähe Gespräch in Gang zu halten – nachfragten, wozu denn dieses seltsame Gerät dienen solle, würde Ihnen geantwortet, dies sei ein Gerät für die Holzernte unter Wasser. Spätestens jetzt würden Sie sich wahrscheinlich kopfschüttelnd einen anderen Gesprächspartner suchen. Zu Unrecht! Denn hätten Sie etwas mehr Geduld gehabt, hätte Ihnen Ihr Gesprächspartner erzählen können, dass in Kanada riesige Mengen Holz unter Wasser nur darauf warten, gehoben zu werden – in von Stauseen überschwemmten Wäldern.

Für nämlichen Zweck hat die Kanadische Firma 'Triton Logging Inc.' (the underwater harvesting specialists) das oben beschriebenen Gerät, den Sawfish, entwickelt. Dieser taucht ferngesteuert bis zu 300 Meter tief, packt mit seinen hydraulischen Greifarmen einen Baum und sägt ihn ab. Bedient wird er dabei von einer Person, die mit einem Joystick auf einer schwimmenden Plattform steht.

Man kann mit gutem Gewissen behaupten, dass die Welt eine bessere wäre, gäbe es mehr Geräte dieses Kalibers: noch nie hat ein einziges Gerät soviel Wald gerettet wie der dieses, denn für jeden vom Sawfish geernteten Baum muss natürlich an Land einer weniger gefällt werden. Umweltschutz funktioniert also durch mehr Maschinen, nicht etwa durch weniger, wie oft fälschlicherweise angenommen wird.

Wären Sie noch etwas bei ihrem Gesprächspartner geblieben, hätten sie ihn auch noch fragen können, wie um Himmels willen die abgesägten Bäume denn aus 300 Metern Tiefe gehoben würden und hätten die wunderbare Antwort bekommen, dass der 'Sawfish' vor dem Absägen einen Luftballon an den Baum bindet, der diesen an die Oberfläche geleitet, wo er dann von einem Baumsammelschiff eingesammelt wird.


Kommentar #1 von Kasimir:

Überhaupt sollten viel mehr Tiere nachgebaut werden, und zwar besser. Nach dem Sägefisch warte ich noch auf die Schnappschildkröte (Entfernen von ins Wasser ragenden Baumwurzeln), den Clownsfisch (Erheiterung von Ertrinkenden) und den Zitteraal (Elektrounterwassermassage).

20.01.2006 | 17:26

Kommentar #2 von irgendwas:

Ein Beitrag ganz ohne auch nur einen einzigen link...WOW! Dass ich das noch erleben darf...

20.01.2006 | 19:59

Kommentar #3 von Michael:

Ein bisschen Sorgen macht mir, dass der Sawfish gleich mehrere Kernkompetenzen der Biber (Bäume abholzen, in Stauseen agieren) in Anspruch nimmt. Das ist nicht gut, denn Biber sind wie alle Nagetiere unsere Schutzpatrone, denen wir regelmässig huldigen sollten, statt ihnen irgendwelche dahergeschwommenen Riesenmaschinen vor die Nase zu setzen.

20.01.2006 | 20:42

Kommentar #4 von irgendwem:

Verzeihung, der Sawfish holzt ja nicht ab, sondern sammelt Knickgut, wie es in der Förstersprache heisst, aus dem See. Der Biber braucht frische Bäume, Knickgut verschmät er (glitschiger Abfall), er muss seine Baumaterialien sich selbst zurechtnagen können

20.01.2006 | 20:49

Kommentar #5 von sad:

man sollte eher eine schnappsschildkröte bauen.
damit man den schnapps aus schilkdröten endlich verwerten kann. Am besten bindet diese auch gleich schirmchen an die gläser.

20.01.2006 | 20:59

Kommentar #6 von Michael:

Knickgut? Und die fast zwei Meter lange Kettensäge ist dann nur ein neckisches Accessoire ohne speziellen Nutzwert?

20.01.2006 | 21:06

Kommentar #7 von Kathrin:

Ich glaube, was irgendwer meint oder meinen sollte, ist nur, dass ein Baum, der seit Jahrzehnten auf dem Grund eines Sees vor sich hin modert, dem Biber nur ungefähr so attraktiv erscheint wie uns eine Pizza, die seit Jahrzehnten auf dem Grund eines Sees gelegen hat. Nicht dass man nicht bei gewissen Berliner Pizzerien genau so was kaufen könnte, ich nenne jetzt keine Namen.

20.01.2006 | 21:10

Kommentar #8 von Aleks:

Ich glaube auch, dass der Sawfish nebenbei zudem Biber zersaegt, was schaedlich ist.

20.01.2006 | 21:19

Kommentar #9 von Holm:

Ich bin sehr dankbar für die Knickgut-Erläuterung (allerdings frage ich mich nun, wozu es dann die Säge braucht). Ich wollte nicht fragen, ob Bäume eigentlich unter Wasser wachsen, aber die Vorstellung dichter Föhrenwälder auf dem Grund irgendeines Sees sass mir seit gestern quer im Kopf.

21.01.2006 | 12:41

Kommentar #10 von Tim:

Die Säge dient zur Bieberabwehr. Ist doch sonnenklar. Obwohl das ja wiederum in solch grosser Tiefe gar nicht geht.

21.01.2006 | 13:07

Kommentar #11 von irgendwem:

Schau Holmemann, hier spricht der Förster, um die abgenickten oder abgerutschten Stämme, die im See landen, effizient zu bergen, kommt der Sawfish und sägt erstmal ringsum die überflüssigen Äste ab, man kann auch sagen, er filetiert den Stamm, dann wird er geborgen und dann portioniert, je nach Bedarf

21.01.2006 | 13:11

Kommentar #12 von Michael:

Ist die Bedeutung der Worte "in von Stauseen überschwemmten Wäldern" nicht verständlich? Oder lest ihr Kommentarschreiber die Artikel erst gar nicht? Das letzte ist eine generelle Frage und nicht explizit auf diesen Beitrag bezogen.

21.01.2006 | 14:26

Kommentar #13 von irgendwem:

Der Förster nochmal: Natürlich wachsen unter Wasser keine Föhrenwälder, und die Stämme vermodern auch nicht, wie hier jemand über mir meinte, weil zum Vermodern zuwenig Sauerstoff vorhanden ist. Und, wie gesagt, den Biber interessiert das alles überhaupt nicht, weil das ja gar nicht "seine Baustelle" ist, eine Schlange wählt ja auch lieber eine lebende Maus als ein Mausaas

21.01.2006 | 14:26

Kommentar #14 von Michael:

Biber essen übrigens keine Bäume, aber das nur nebenbei.

21.01.2006 | 14:43

Kommentar #15 von Kathrin:

Übrigens las ich anderswo die eventuell für Förster hilfreiche Antwort auf die Frage, warum man die von Stauseen zu überschwemmenden Wälder nicht vorher abholzt: Weil das zwanzig Jahre dauern würde, der Stausee aber von heute auf morgen gebraucht wird. Seltsam, aber so stand es geschrieben.

21.01.2006 | 15:08

Kommentar #16 von Irgendein Förster:

Nur so nebenbei: Ist auch nicht direkt behauptet worden, dass der Biber Bäume isst, aber er wird wählerisch sein bei der Wahl seiner Baumaterialien. Vielleicht war der Nasse-Pizza- oder der Schlangen-Vergleich irritierend, man sollte sagen: Nehm ich gebrannte Ziegel oder lieber noch schön lehmige? Oder: Ich kann und will mit nassem Holz einfach nicht arbeiten, erstens weil meine Zähne daran abrutschen und zweitens muss ich und andere sehen, dass das, was ich baue durch die Kraft meiner eigenen Zähne entstanden ist

21.01.2006 | 15:45

Kommentar #17 von Kathrin:

Natürlich essen Biber Bäume, also zumindest deren Rinde, aber eher dann, wenn Zuckerrüben und Mais gerade aus sind.

21.01.2006 | 15:55

Kommentar #18 von Irgendein Förster:

Ok, dann kann man auch sagen, dass Rehe Bäume essen, oder ich, wenn ich mal einen Zahnstocher nach dem Mahl versehentlich solange kaue, dass er plötzlich weg ist. Leider mittlerweile zum Tick geworden, dass ich statt Kaugummi zur Mundhöhlenberuhigung bis zu 10 Zahnstocher am Tag verputze, Lobo ist mein Zeuge

21.01.2006 | 16:00

Kommentar #19 von Kathrin:

Man sagt doch auch, nur so zum Beispiel, dass Menschen Granatäpfel essen, obwohl sie 90% davon wieder ausspucken, und von Weizenkleie will ich jetzt mal gar nicht anfangen.

21.01.2006 | 16:14

Kommentar #20 von Loser Blissett:

Essen oder nicht essen, bauen oder nicht bauen, das ist doch ganz egal, was soll man als Biber mit einem Stamm, der unter Wasser so schwer geworden ist, dass er mit einem Ballon an die Oberfläche gebracht werden muss?

21.01.2006 | 16:16

Kommentar #21 von Waldemar:

Er bindet ihn seinen missratenen Biberkindern an den Hals, und versenkt ihn dann wieder im See. So funktioniert doch Evolution, seien wir doch mal ehrlich.

21.01.2006 | 16:31

Kommentar #22 von Sascha Lobo:

Die Frage der Verwendung stellt sich ja nicht nur als Biber, das Holz ist doch vollgesogen bis unter die Krone, wozu soll man das denn noch verarbeiten? Zu Morschèrie? Lachhaft.

21.01.2006 | 16:33

Kommentar #23 von Kathrin:

Es ist seltsamerweise sogar ein besonders gefragtes Holz und wird nicht etwa, wie man meinen könnte, nur so zum Spass an die Oberfläche befördert.

21.01.2006 | 16:39

Kommentar #24 von Sascha Lobo:

Vielleicht, weil es schwer entflammbar ist?

21.01.2006 | 16:43

Kommentar #25 von Aleks:

Steht doch alles da, leichter bearbeitbar (splittert weniger), nimmt Farbe leichter an (Wasser saugt) und was weiss ich noch alles. Vermutlich kann man ganz ohne Saege Stuehle aus dem Holz kneten, dann nur in den Trockner werfen und fertig.

21.01.2006 | 17:13

Kommentar #26 von Sascha Lobo:

Ja, Witzbold, Kommentar #23 wurde danach geändert.

21.01.2006 | 17:17

Kommentar #27 von Aleks:

Himmel! Kommentare aendern! Das Erste Geheiligte Sakrosankte Sakrileg! Wir sind verloren!

21.01.2006 | 17:28

Kommentar #28 von Sascha Lobo:

Übrigens, wo wir gerade von Holz reden, das nicht schwimmt, womit man immer wieder Erstaunismen erntet, ist, wenn man wettet, dass Buchsbaumholz nicht schwimmt, geht besonders gut in Schlossparks mit Zierbrunnen, um die Buchsbaumhecken wachsen. Glaubt niemand, dann reisst man ein Stückchen ab, gerne auch etwas vertrocknet, schmeisst es in den Brunnen, kurz taumelt es hin und her und versucht zu schwimmen und versinkt dann wie eine Bleinudel.

21.01.2006 | 17:39

Kommentar #29 von didi:

Die Säge ist notwendig um das "Knickgut" schon unterwasser zu schicken kanadischen Bauernschränken oder hippen Barstühlen zu verarbeiten. Deshalb wird auch von "leichter verarbeitbar" gesprochen, weil das eben schon die Riesenmaschine erledigt.
Und das ganze ist für die Biber eher weniger ein Thema, aus demselben Grund aus dem wir nicht submarin essen (wie behauptet) oder bäume nagen... Und das sind nur 2 Gründe warum es dem gemeinen Biber nicht behagt in 300 meter Tiefe zu arbeiten. Noch dazu die Arbeitsbedingungen, dunkel, kalt, nass, schwer, Riesenmaschinenverkehrsaufkommen, gefährlich, unmöglich, etc.! Allein gewerkschaftsmässig unvorstellbar!

22.01.2006 | 19:57

Kommentar #30 von Lukas:

Was mir von meinen Recherchen alles noch so im Kopf geblieben ist als Nachtrag:
-die vorgängige Abholzung der Wälder fand zumindest bei älteren Stauseen auch darum nicht statt, weil 'Wald' damals gar nicht als so besonders wertvoll angesehen wurde und eh überall war. (Quelle: Hier stand ein zu langer Link. Wird demnächst repariert.
-Stauseen entstehen auch nicht völlig unerwartet von heute auf morgen und dann braucht es auch noch einige Zeit, bis sie gefüllt sind.
-Der Sawfish sägt tatsächlich stehende Bäume ab, er filetiert sie nicht. Filetiert sind sie schon mehr oder weniger. Dazu dieses Bild, das möglicherweise einen überfluteten Wald bei niedriger Füllhöhe des Stausees zeigt. So genau ist das leider nicht herauszufinden. (marthastewart.co)
-Ob man wohl über eine sehr grosse Maschine zum Häuserernten nachdenken sollte, zB für Graun? (obervinschgau.it)

22.01.2006 | 22:33

*  IN DER RIESENMASCHINE


*  ORIENTIERUNG



Werbung
Werbung Ratgeber

*  SO GEHT'S:

- wolliges Haar

- Traumarbeit in Österreich

- Katzenwäsche

- hübsch vignettierte Erinnerung

*  SO NICHT:

- Bauernfrühstück (Rotenburg!)

- Bruch-Borsten

- Irrwitz-Drive

- Traumarbeit in der Schweiz


*  AUTOMATISCHE KULTURKRITIK

"Underworld: Evolution", Len Wiseman (2006)

Plus: 1, 45
Minus: 1, 15, 43, 93
Gesamt: -2 Punkte


*  KATEGORIEN


*  ARCHIV