Riesenmaschine

22.01.2006 | 10:42 | Berlin | Zeichen und Wunder

Advocar


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)

Auf den ersten Blick zeigt dieses (von Sascha Lobo aufgenommene) Bild nichts Ungewöhnliches. Weil natürlich keiner unserer Leser mehr als maximal einen Blick auf irgendwas wirft (Kommentarautoren i.d.R. weniger), hier die Erklärung: Eine ausrangierte, von Steinwurfbeulen gezeichnete Bullenwanne dient in ihrem zweiten Leben als Werbevehikel für einen Anwalt, der dann auch noch auf Straf- und Motorradrecht spezialisiert ist.

Wäre die Strasse das Internet, und käme das Fahrzeug noch seiner ursprünglichen Aufgabe nach, würde man "kontextsensitive Werbung" dazu sagen, aber ach, die BRAO will keine gestickten Adressen von Scheidungsanwälten auf Unterwäsche, keine Strafrechtsanwälte auf gravierten Brechstangen, keine wichtigen Erbrecht-Rufnummern auf den Kopfkissen, mit denen man reiche Onkel erstickt und keine Versicherungsrechtstipps auf Brandbeschleunigern. Denn, so der BGH (ungefähr): Wenn der Umworbene in einem konkreten Einzelfall der Beratung oder der Vertretung bedarf und der Werbende dies zum Anlass für seine Werbung nimmt, ist eine solche Werbung unzulässig, weil sich der Umworbene in seiner Lage möglicherweise nicht frei für einen Anwalt entscheiden kann. Dem juristischen Laien mag das ungefähr so einleuchtend wie ein Werbeverbot für Bier und Eis im Kino erscheinen, aber in Wirklichkeit ist es natürlich exakt so einleuchtend wie ein Werbeverbot für Bier und Eis im Kino.


Kommentar #1 von irgendwem:

Beim Wort "Bullenwanne" rieselt mir der kalte Schweiss des Ekels das Steissbein runter, so sehr dünstet es den spiessigen Geist der widerlichen Gerhard-Seyfried-Comics aus, aber auch anderem "originellem" berliner Volksmundvokabular wie Telespargel, Erichs Lampenladen, Langer Lulatsch und Schwangere Auster

22.01.2006 | 12:36

Kommentar #2 von irgendwo:

Ja wie soll man das Ding denn dann nennen? Grüne Minna? Och altbacken.
Ach, und Sie schwitzen bei Ekel am Hintern? Faszinierend...

22.01.2006 | 12:44

Kommentar #3 von irgendwem:

Grüne Minna ist ein Gefangenenbus. Das da oben würde ich Einsatzkräftetransporter nennen

22.01.2006 | 12:52

Kommentar #4 von Sascha Lobo:

Eine Bullenwanne ist eine Bullenwanne ist ein Polizeitransporter. Das ist vollkommen unabhängig von Gersey Hardfried, Wanne als Wort kommt vom Panzeraufbau, Bulle kommt von bullen, norddt. für schwellen, aufblasen. Und übrigens habe ich noch niemals jemanden, der tatsächlich aus Berlin kommt, allen Ernstes Erichs Lampenladen oder Langer Lulatsch sagen hören. Nie. Vermutlich eine Erfindung von westdeutschen Journalisten oder von den Übersetzern von "Trivial Pursuit".

22.01.2006 | 13:24

Kommentar #5 von Kathrin:

"Jemanden, der tatsächlich aus Berlin kommt", haha, wohnen solche Leute dort, wo auch der Osterhase, der Klapperstorch und die dreijährige Herstellergarantie mit 24-Stunden-Vor-Ort-Service zu Hause sind?

22.01.2006 | 17:09

Kommentar #6 von Tim:

nur schade, dass der Herr das Auto nicht von der Seite aufgenommen hat – da ist es naemlich noch wesentlich ausdrucksstaerker.
Dort steht naemlich das wort "Kanzlei" in richtig fetten Buchstaben drauf und das sieht auf den ersten kleinen Blick (Weil natürlich keiner unserer Leser mehr als maximal einen Blick auf irgendwas wirft (Kommentarautoren i.d.R. weniger)) wirklich taeuschend echt aus.

22.01.2006 | 20:44

Kommentar #7 von Carsten (nicht Hoenig):

Wirklich spooky ist aber, dass das Lesezeichen der Riesenmaschine in meinem Browser direkt neben dem von eben diesem Kollegen Hoenig betriebenen "RSV-Blog" liegt, ich immer zwei Tabs offenhabe und morgens erst mal meine Lesezeichen abfahre. Das hat heute dazu geführt, das ich zwischen dem RSV-Blog und der Riesenmaschine gesprungen bin und auf beiden Seiten ein sehr seltsames dejà-vu-Gefühl hatte.
Spooky? But true!

23.01.2006 | 10:10

Kommentar #8 von Simon:

Also, das ist hier werberechtlich unproblematisch: Es handelt sich nämlich um ein "Kanzleischild", weil die Kanzlei IM BUS ist An dieser Stelle habe ich einen überflüssigen Smiley hingemacht, wofür ich mich dereinst schämen werde.
aber im Ernst: ein interessanter Anwaltsname, da bleiben die Gebühren immer schön niedrig (Carsten Erhöh-nich) An dieser Stelle habe ich einen überflüssigen Smiley hingemacht, wofür ich mich dereinst schämen werde.

23.01.2006 | 13:53

Kommentar #9 von Nochmal Simon:

der überflüssige smiley kennzeichnet, dass die aussagen nicht ganz ernst gemeint sind! das könnte äusserungsrechtlich sehr wichtig sein, wenn es darum geht, satire von beleidigungen zu unterscheiden (siehe "Smiley-Urteil" des Bundesgerichtshofs)

23.01.2006 | 13:55

Kommentar #10 von Christian Stahmer:

Ich halte das auch für werberechtlich unproblematisch, aber nicht, weil ich dem Kollegen H. einen Verstoss gegen das Zweigstellenverbot (so aber wohl der Kommentator Simon, es sei denn, er ginge davon aus, die "Wanne" sei der einzige Kanzleisitz des Kollegen, was dann standesrechtlich auch ein interesantes Problem aufwerfen würde)unterstellen würde, sondern weil an der Werbeung werder etwas unsachliches, noch etwas "reklamehaftes" im Sinne von unangemessen herausstellen für mich zu entdecken ist.

07.05.2006 | 19:36

Kommentar #11 von conni:

super artikel, endlich mal frischer wind im anwaltswerbemarkt !
www.ii-t.de/2
ciao
conni

10.11.2006 | 22:57

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