08.02.2006 | 12:36 | Anderswo | Vermutungen über die Welt Unterschicht von obenSpätestens seit Yann Arthus-Bertrand ist Hubschrauberfotografie eine eigene ästhetische Fotogattung. Doch während Arthus-Bertrand auf die Veränderung der Welt und ihrer Schönheit fokussiert ist, verfolgen andere einen eher dokumentativen Ansatz, zum Beispiel ein mexikanischer Hubschrauberpilot, der seinen Arbeitsalltag über Mexico City fotografisch festhält. Ein wenig unbedarft und vermutlich unabsichtlich taucht er dabei mitten die Missstände des grössten Stadtmolochs der Welt mit über 20 Millionen Einwohnern, wobei, wie man an manchen Slumfotografien sieht, Einwohner mit wohnen nicht viel zu tun hat. Ein auf dem Dachfirst stehender Selbstmörder ist ebenso auf den Fotos zu sehen wie ein riesiger Pulk von Fake-Taxis, also Taxis ohne Lizenz oder eine gigantische brennende Müllkippe samt Müllfischern. Kommentar #1 von einem, der sich mit Architektur nicht auskennt: Mich beschäftigt beim Betrachten die Frage, was das da oben auf den Dächern ist. Für einen Schornstein ist es zu gross, für ein Sonnendach zu eingezäunt. Für eine Trutzburg fehlen die Schiessscharten. Es scheint auch halb so gross zu funktionieren, wie die halben Häuschen an den Rändern demonstrieren. Regenwasserauffangbehälter? 08.02.2006 | 15:35 Kommentar #3 von didi: nein, das funktioniert nicht halb so gross, aber irgendwo musste man eben einen Lebensqualitätgrünstreifen durchziehen, wen kümmern da die paar Häuserhälften die dem weichen mussten. 08.02.2006 | 16:48 Kommentar #4 von kosmar: das bild hat ich heut schonmal unter den augen. bei flickr. bei dem tag lego. also http://flickr.com/photos/tags/lego . da so. warum auch nicht. 09.02.2006 | 00:35 Kommentar #5 von klugscheisser: also 09.02.2006 | 10:07 Kommentar #6 von grienhans: Ja furchtbar, diese Massengesellschaft. Als ob die absolut fantasielosen Mietskasernen von Gründerzeit und Jahrhundertwende in Berlin irgendwie individueller wären. Dass die Bewohner zur "vollständigen Aufgabe der Wohnindividualität" gezwungen sein sollen, weil sie in typisierten Häusern leben, ist ein ebenso stereotypes wie beliebtes Missverständnis angesichts von Luftaufnahmen von Wohnsiedlungen. Die Häuschen da scheinen mir aber im Gegenteil prinzipiell ein wesentlich freieres Wohnen zu gestatten als etwa die "Hundertwasserhäuser" mit ihrer vorgestanzten Pseudoindividualität oder pittoreske Wellblechhütten, die immerhin schön vielgestaltig aussehen. Aber wahrscheinlich sind die Bewohner genauso spiessig wie überall sonst, was aber nicht unbedingt nur an den Häusern liegen muss. Rechts in der Ecke ist übrigens der Eingang zur Herbertstrasse und die seltsamen Aufbauten sind wahrscheinlich Trockenböden: Sie haben kein Dach, weil es in Mexico niemals regnet, die Spiesser aber ihre Wäsche vor den spiessigen Nachbarn verbergen wollen, oder auch mal unbeobachtet unter freiem Himmel hrm den Himmel beobachten möchten. 09.02.2006 | 12:01 |
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