Riesenmaschine

09.05.2006 | 02:13 | Supertiere

Fortschritt aus dem Tümpel


Leaders de-cen-tral-ize (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Man könnte meinen, Schimpansen hätten gegenüber Menschen einen wesentlichen Vorteil, da sie in der Lage sind, gleichzeitig zu atmen und zu schlucken. Der Nachteil daran ist nur, dass sie rein anatomisch nicht in der Lage sind, deutlich zu artikulieren, weswegen man sie auch nicht in der evolutiven Führungsetage auffindet. Dort sitzt bekanntlich Homo sapiens sapiens, welcher sich selbst zur Krone der Schöpfung ernannt hat und seither anatomische Verbesserungsvorschläge aus der Natur ablehnt.

Andere Lebewesen hingegen zeigen sich nicht derart uneinsichtig und sind offen gegenüber neuen Technologien, die ihnen der Zufall so anbietet. Ein besonders fortschrittliches Beispiel stellt die Larve der Anisoptera dar. Dieses aquatische Insekt besitzt Kiemen im Enddarm und hat somit den Part der Atmung einfach ins Rectum umgesiedelt. Mit der einen Seite wird beherzt der ein oder andere Wasserfloh gerissen, während sich das Hinterteil in Ruhe mit der Sauerstoffaufnahme beschäftigen kann. Der Schimpanse blickt neidisch auf das ihm bisher vorenthaltene Update, und auch dem Menschen würde diese Art der Dezentralisierung des Metabolismus immense Vorteile bringen. Endlich würden wichtige Meetings nicht mehr durch nervtötendes Luftholen unnötig in die Länge gezogen, und aufwändig zurechtgelegte Cliffhanger vor den Atempausen gehörten der Vergangenheit an. Das offensichtlich vom Dudelsack inspirierte Prinzip könnte auch die Nahrungsaufnahme schlanker und die Arbeit somit effizienter gestalten. Durch unsere narzisstische Verblendung jedoch wird dieses Erfolgsmodell niemals seinen Weg in den menschlichen Phänotypen meistern, weshalb die Grosslibellenlarven uns in 100 Millionen Jahren wahrscheinlich sämtliche Arbeitsplätze wegschnappen werden.

Jeder, der bis dahin nicht tatenlos bleiben will, sollte hoffen, dass in der Lamarckschen Evolutionstheorie doch ein Körnchen Wahrheit steckt. Selbige behauptete, dass zum Beispiel die Urgiraffen ihre Hälse über mehrere Generationen lediglich durch ständiges Strecken verlängert haben. In diesem Sinne: Practice makes perfect.


Kommentar #1 von Zwergenmaschine:

Wenn wir heute noch anfangen zu üben, können vielleicht unsere Urgrossenkel schon davon profitieren: Rektal- statt Mundatmung. Gibt es eigentlich einen Fachbegriff für "Pupsen" (ähem, ähem)?!

09.05.2006 | 10:18

Kommentar #2 von irgendwem:

Schade, dass der Libelle im Bild ein Bein fehlt, wer weiss wozu das fähig ist. Weinhähnchen zB hören mit dem oberen Teil des Schienbeins, quasi mit dem Knie, wie ich hier mal irgendwo gelesen habe.

09.05.2006 | 11:06

Kommentar #3 von Versuchskaninchen:

Also das mit dem rektalen Ausatmen klappt schon erstaunlich gut. Wir sind also auf einem guten Weg, wie ich finde An dieser Stelle habe ich einen überflüssigen Smiley hingemacht, wofür ich mich dereinst schämen werde.

09.05.2006 | 11:17

Kommentar #4 von Hasen:

Nach Durchsicht des Beitrags fordere ich die sofortige Festanstellung von Herrn Hirsch bei der Riesenmaschine, natürlich mit allem Arbeitgeber-Pipapo. Unterstützer-Unterschriftenlisten liegen fortan überall aus.

09.05.2006 | 11:18

Kommentar #5 von Uwe Buckesfeld:

Darmatmung ist doch ein alter Hut, manche Welsarten machen das bei Sauerstoffmangel mit atmosphärischer Luft. Wer jetzt grobmaskulin mit "Arf arf, Darmatmung, kann ich auch..." antwortet und bereits lässig die eine Backe anhebt, der sei darauf hingewiesen, dass man für eine stilistisch einwandfreie Darmatmung blitzschnell vom Grund eines Gewässers auftauchen, einatmen und sofort wieder abtauchen muss. Von daher: Proceed at own risk. Ich rate dringend jedem zur Risikoabwägung vor Trainingsbeginn; ist es wirklich so erstrebenswert, dass die eigenen Nachkommen dereinst beim Deep Throat entspannt weiteratmen können, dass man dafür riskieren möchte, mit einer BILD- oder gar Spiegel-Online-Schlagzeile sein irdisches Dasein zu beschliessen?
Ohne mich.

09.05.2006 | 12:19

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