Riesenmaschine

14.05.2006 | 12:30 | Supertiere | Fakten und Figuren

Von Mäusen und Krebsen


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)

Krebs (grau), attackiert von weissen Zerstörern (grün) (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Leider erfährt man erst heute von der Maus aus North Carolina, die den Krebs besiegte. Und zwar nicht durch lästige Dinge wie Chemotherapie, Marathonlaufen oder grünen Tee, sondern einfach mit Hilfe einer ab Werk eingebauten Krebszerstörungsmaschine, eine Möglichkeit, auf die man erstmal kommen muss. Weil diese Maus von Natur aus sarkom- und krebsresistent ist, heisst sie jetzt der Einfachheit halber SR/CR-Maus, schaltet eigene Krebse ein und aus, wie sie will, und kümmert sich zudem noch um ihre armen, genetisch zurückgebliebenen Artgenossen. Überdies, und das ist die eigentliche Sensation, lehrt sie uns eine fundamentale Lektion über den Zusammenhang zwischen Natur, Maus und Mensch, die wir erstmal mehrere Wochen lang verdauen mussten:

Nature has done the hard part in creating the mutation; it is only up to the scientists studying the mouse to keep an open mind and understand how it did it. We can only be grateful that Nature never read our textbooks.


Kommentar #1 von Selbstbedienung:

Wer ist denn eigentlich immer diese Person namens "Natur", die spätestens seit dem 19. Jahrhundert stets in aller Naturwissenschaftler Munde ist? "Nature has done the hard part in creating...", die Natur macht, die Natur plant, die Natur selektiert, die Natur legt den Dingen ihre Natur-Gesetze auf, wie eine antike Gottheit von ihrem Throne herab. Wenn die Naturwissenschaft seit der Aufklärung bekanntlich allen Mythen abschwört, wieso heisst dann das Naturgesetz eigentlich noch Gesetz – ist ein Gesetz per definitionem doch eine von einer Autorität erlassene Handlungsvorschrift, also eine Weisung von handelnden Personen an handelnde Personen. Und siehe da, sie tauchen semantisch ja doch immer wieder auf, diese personifizierten naturgöttlichen Gesetzgeber: "Die Natur", "der Kosmos", "die Evolution". Die Göttin Sprache lässt sich eben doch nicht so leicht übers Ohr hauen.

15.05.2006 | 00:38

Kommentar #2 von Hansen:

Vorschlag:
Bei "Natur" handelt es sich um einen Platzhalter für "vergangene Zeit", möglicherweise. Und Gesetze, denke ich, da müssen wir nicht allzu definitorisch werden, können auch einfach vorhanden sein, ohne tätigen Agenten.
Ich stell mir jetzt mal so eine Dominosteinkaskade auf welligem Untergrund vor.

15.05.2006 | 12:34

Kommentar #3 von Selbstbedienung:

ad #2: Vielen Dank für Ihre Anregung. Man kann die mythisch angehauchten Redewendungen sicher wissenschaftstheoretisch seriös rechtfertigen oder zu einem nun mal nicht weiter reduzierbaren, aber unbedenklichen Restbestand von Anthropomorphismus in unserem Reden und Denken erklären, da hege ich keine Zweifel. Ich finde diese Redewendungen sogar sehr schön, und wenn ein Naturwissenschaftler mir mit leuchtenden Augen davon erzählt, wie "Die Evolution" dieses und jenes tut, dann denke ich ungebildetes Kind stets mit ebenso verklärtem Blick an ein runzliges Mütterchen, das bebrillt und unter einem Kopftüchlein verschanzt, in einem von wohligen Düften durchzogenen Häuschen gerade dabei ist, einen Elefanten auf ihren Backhandschuh zu sticken.
Allerdings, wenn ich mir so ansehe, was im subatomaren Bereich für Vorgänge als "Gesetz" bezeichnet werden – wenn wir nach diesem Vorbild unsere Gesetze und die Strassenverkehrsordnung gestalten würden, dann hätten wir ja Zustände wie in Italien. Da weiss man auch nie, wann und wo der Quantensprung des Mopedfahrers auf die gegenüberliegende Fahrspur kommt oder welche Impulsunschärfe die Handlungen der Politiker nach stattgehabtem Doppelspalt-Wahlurnenversuch erhalten, das ist völlig indeterministisch...

15.05.2006 | 13:25

Kommentar #4 von big mama schnittke:

Das muesste sich doch ritzfitz nachtraeglich einbauen lassen, Kat nachruesten an meinem alten Auto ging doch auch. Ich will das unbedingt haben, dann verzichte ich auch auf die breiten Schlappen, die Unterbodenbeleuchtung und den Einspritzmotor, der kam mir ohnehin immer ziemlich unappetitlich vor. Lieber Herr Dr. Scholz, bitte bleiben Sie dran und veroeffentlichen Sie moeglichst bald einen Herstellerlink.

16.05.2006 | 22:11

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