Riesenmaschine

16.06.2006 | 02:16 | Vermutungen über die Welt

Rückwärts, marsch!


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Es gab eine Zeit, da hielt der Mensch seine Rationalität, die er fein von den bloss biologischen Trieben zu unterscheiden wusste, für eine Superkraft, die ihn heraushebe aus dem Gesocks, Gekriech und Geflieg in seine eigene kleine Gerechtigkeitsliga. Der abstrakte Gedanke, so dieser abstrakte Gedanke, komme nicht durch Gekröse und Sacksuppe in die Welt, sondern durch den Geist, und sei also ganz besonders dufte und werweiss sogar von höchster Stelle geplant. Mittlerweile freilich ist diese Ansicht unpopulär, und der menschliche Verstand im verbreitetsten Modell eine Ansammlung von Modulen, die mit ihrer biologischen Bedingtheit das Denkbare beschränken und den Geist an den Matsch ketten. Das ist natürlich dem Romantiker ein Dorn im Auge, und so wird jeder winzige Beleg einer Restwürde gierig kolportiert.

Neuester Anlass zur Freude ist die Meldung zweier Sprachforscher aus den chilenischen Anden, wo die einheimischen Aymara die Zukunft hinten und die Vergangenheit vorne verorten. Das äussert sich sowohl in der Wortwahl als auch in ihren Gesten, und ist natürlich ein hübsches Kuriosum, das auch zu schönen Folgefragen einlädt. "Ist dann Sehen dasselbe wie sich Erinnern und die Welt ein externes visuelles Gedächtnis?", "Fahren Aymara dann also lieber rückwärts im Zug?" und "Kommt es bei den Aymara also drauf an, was vorne rauskommt?" sind nur drei davon. Wer die Meldung aber wie ihre Autoren als Nachweis verstehen möchte, dass der Geist über der Materie stehe, weil "bei derselben Neuroanatomie und Neurotransmittern wir hier eine Grundvorstellung haben, die komplett anders ist", macht im Verständnis der ganzen Kopfchose einen gewaltigen Schritt nach vorn. Also zurück.


Kommentar #1 von irgendwem:

Moment, so spektakulär ist der Umkehrschluss gar nicht. Wer hinten als vorne betrachtet bewegt sich umgekehrt durchs Leben aber selbst fällt es nicht auf denn wenn jemand also rückwärts geht und hinten als vorne sieht ist es für ihn wieder ganz normal... äh oder?

16.06.2006 | 13:58

Kommentar #2 von einem Romantiker:

Dass der Geist an den Matsch gekettet ist, das mag bei Ihnen ja durchaus zutreffen...

16.06.2006 | 14:40

Kommentar #3 von Matsch:

Komm Du mir nach Hause, Romantiker.

16.06.2006 | 20:06

Kommentar #4 von irgendwem:

Rückwärts immer, vorwärts nimmer! (Mit krächzender Fistelstimme auszusprechen)

18.06.2006 | 23:29

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