Riesenmaschine

20.07.2006 | 02:25 | Anderswo | Vermutungen über die Welt

Vom Ende der Arbeitsgesellschaft


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Die "strikte, auch räumliche (Städtebau) Trennung der Sphären von Arbeit und Freizeit ist ein Phänomen der Neuzeit", so steht es in der Wikipedia. Andere, wir zum Beispiel, setzen dem entgegen, die Wiedervereinigung von Arbeit und Freizeit sei ein noch viel neuzeitlicheres und feineres Phänomen. Ist es Hamsterarbeit oder Hamsterfreizeit, wenn Hamster Lampen, Midi-Sequencer, Autos oder Handyladegeräte betreiben? Kinderarbeit oder Kinderfreizeit, wenn Kinder durch Karussellfahren die Wasserversorgung ihrer Gemeinde sicherstellen? Letzteres, meint Karussellpumpenhersteller PlayPumps: Weil die Kinder nämlich sonst in ihrer Freizeit eh nur zum Wasserschleppen abgeordert würden. Besser hätten wir unsere Lebensentwürfe jetzt auch nicht erklären können.


Kommentar #1 von CFB:

Ich weiss ja nicht, wie Afrikas Kinder ticken, aber sollten sie in ihrem Denken nur ein wenig den unseren ähneln, ich sähe schwarz für ihre Gemeinden. Aus Prizip würde das Karussel in die verkehrte Richtung gedreht, bis der Tank leergesaugt ist. Der Effekt wäre ein Mehr an Interaktion mit den sicher missgestimmten Erwachsenen, was eher begrüsst als befürchtet wird.
Sollte man vorsorglich eine Rückdrehsperre (dafür gibt es vermutlich einen schön klingenden Fachterminus) integrieren: Tja, die Rechnung ohne das Kind gemacht, welches direkt einen Plan hinter dieser Möglichkeitenbeschneidung fürchten und die Spieltätigkeit postwendend einstellen würde.
Denn für das Kind von heute ist nur Spiel und vor allem Spass, was kein Ziel hat und am besten auch absolut keinen Sinn mehr macht (http://de.hotwheels.com/promotions/promotions2.aspx).
Dass die Alternative, nämlich das Wasser zu tragen, klar der Definition von Arbeit entspricht, ändert daran bestimmt nichts.

20.07.2006 | 11:35

Kommentar #2 von björn:

zunächst, lieber cfb, sind so pumpenbauer ausgekochte füchse, weswegen die pumpen – z.b. nach dem kreiselpumpenprinzip funktionieren und so unabhängig von der drehrichtung wasser fördern. und ohne jetzt in das "wie gut geht es den armen, die haben wenigstens richtige sorgen" bla bla einstimmen zu wollen, verstehen glaub ich kinder die sonst kilometerweit zum nächsten fäkaliengrubendreckloch laufen müssten, dass so ein karusell eine ganz feine sache ist. es klingt jetzt vielleicht überraschend aber in den meisten subsahara länder gibt es nämlich gar keine hotweels.
aber anderes szenario: man stelle sich vor gaddafi entdeckt das potential der kinderreichen flüchtlinge und spannt sie karussellierend für seinen "fluss von menschenhand" ein, schwupp ist die wüste noch schneller wasserfrei...

20.07.2006 | 12:55

Kommentar #3 von mir:

Wow – CFB sieht schwarz für Afrikas Kinder ... Sprachlich ein voller Genuss!

20.07.2006 | 16:33

Kommentar #4 von kosmar:

und wie jetzt: soll ich zuhause arbeiten oder auf arbeit schlafen?

20.07.2006 | 16:51

Kommentar #5 von Janine George:

Die Eigenschaften von Kindern so zu pauschalisieren, halte ich für vollkommen falsch. Kein Kind ist wie das andere. Sicherlich haben Kinder Phasen, in denen sie eine Menge ausprobieren, Gerichtssendungen schauen, mit Spielzeugautos spielen etc. ABER wenn das Umfeld des Kindes es so weit bringt,dass es im Jugendalter begreift, was man schauen darf oder sogar den Eltern vorenthalten sollte, dann sollte der Pessimismus über die Vernunft der Kinder verschwinden. Kinder begreifen sehr wohl, was sie tun müssen, wenn es um das Überleben geht.
Ich weiss nicht wie alt sie CFB sind, aber ich bin nur 2,5 Jahre vom offiziellen Kindesalter entfernt.

20.07.2006 | 19:28

Kommentar #6 von Kledolf:

Den Satz Die Eigenschaften von Kindern so zu pauschalisieren, halte ich für vollkommen falsch. irgendwann direkt neben Kein Kind ist wie das andere. finden zu dürfen, ist ein Geschenk des Himmels. Wenn ich nicht schon schwer gläubig wäre, jetzt wäre ich es. So viel Wahrheit in zwei Sätzen! Alle Kinder sind einzigartig, endlich hat es jemand gesagt, alle Kinder sind...Schneeflocken.

20.07.2006 | 19:50

Kommentar #7 von CFB:

Der hypothetische Charakter meiner Aussagen sollte eigentlich schon im ersten Satz klargeworden sein. Die Reduktion der Karusselfunktion auf eine Laufrichtung liegt daran, dass das Kindesverhalten sich mit diesem Modell einfacher pauschal beschreiben liess.

Im übrigen macht die Pumpe weder aus einer Sickergrube eine Heilquelle noch bringt sie diese näher an die Wohnorte heran. Die sauber Quelle ist viel mehr eine Voraussetzung für das funktionieren dieses Konzeptes.
Sollte es die saubere Quelle nämlich nicht geben, so würde der Karusselpumpenverkäufer wohl das wörtlich tun, was er jetzt im übertragenen Sinne zu tun versucht: mit Scheisse Geld zu machen.

20.07.2006 | 20:16

Kommentar #8 von björn:

macht sie doch und tut sie doch, weil erstens aquifere in 40m tiefe (siehe techn. daten des karussells) mit handpumpen und schöpfbrunnen schwer zu erschliessen sind und zweitens durch die bodenpassage die coliformen keime abgebaut werden... so funktionierte im karussellfreien aber sickerfeldreichen berlin, fast 100 jahre lang die anreicherung des überlasteten grundwassers bei gleichzeitig spree / havel schonender entsorgung von abwasser. besserwissen leicht gemacht, eine aktion von, ja von wem denn eigentlich

21.07.2006 | 13:09

Kommentar #9 von CFB:

Da haben Sie wohl recht, Björn.
Der 2. Absatz meines 2. Kommentares gehört folglich als purer Unsinn ersatzlos gestrichen, dann hat alles wieder seine Ordnung. Der Rest bleibt natürlich.

21.07.2006 | 15:38

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