Riesenmaschine

05.12.2006 | 02:30 | Berlin | Alles wird besser

Fahrplan Schmarplan


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Dass Berlin arm ist, hält die zu 100% in Stadtbesitz befindliche Berliner Nahverkehrsgesellschaft BVG famoserdings nicht davon ab, mit Innovationen um sich zu schmeissen. In jedem U-Bahn-Waggon gibt es zwischen vier und acht Bildschirme, die "Berliner Fenster", auf denen von Werbung unterbrochene Werbung für die Unterhaltung der Fahrgäste sorgt. Längst wurde erprobt, wie man per SMS seine Fahrkarte bezahlt. Und schliesslich wird derzeit an Haltestellen ein System installiert, das präzise anzeigt, wann der nächste Omnibus eintrifft. Unnötig kritische Geister merken an, dass ein semielektronisches Do-It-Yourself-System mit einer schlichten, deutlich billigeren Uhr in Kombination mit den vorhandenen papiernen Fahrplänen ausgereicht hätte. Ihnen muss man entgegnen: Allein für die abgebildete Fehlermeldung hat es sich gelohnt.


Kommentar #1 von Lars Weisbrod:

Wie kann man so etwas kritisieren? Ich verfluche jede Kölner Strassenbahnhaltestelle, die nicht über so eine Anzeige verfügt. Mir läuft es eiskalt denn Rücken herunter, wenn ich daran denke, dass man ohne sie auf kleinen fuddeligen Fahrplänen die Abfahrtszeiten verschiedener Bahnen miteinander vergleichen müsste.
Diese Azzeigen sind ungemein praktisch. Sofern es denn funktioniert.

05.12.2006 | 11:36

Kommentar #2 von Sascha Lobo:

Niemand hat die Absicht, diese moderne Errungenschaft zu kritisieren. Im Gegenteil, sie wird ja trotz kleiner Fehlfunktionen in Schutz genommen.

05.12.2006 | 11:55

Kommentar #3 von regular:

Das Berliner Fenster befindet sich natürlich längst nicht mehr im Besitz der Stadt sondern wurde für minus 4,8 Millionen Euren an den Displayhersteller verscheuert, der zuvor per eklatant hoher Hardwaremiete einen lukrativen Betrieb für die Stadt unmögliche machte. Ja, ein negativer Kaufpreis bedeutet, dass Berlin den Bayern das schöne Geld zusammen mit dem Berliner Fenster in den Arsch geblasen gegeben hat.
Sparen tut die BVG trotzdem. Nämlich weil vormals Streetartschaffende jetzt ihren leeren Blick an die Bildschirme haften statt den Inhalt ihrer Permanentmarker an die Sitzflächen. Alles wird schlechter.

05.12.2006 | 12:02

Kommentar #4 von Weltenweiser:

Mein persönlicher Liebling ist der sog. "Metrofahrplan." Kein Tourist aus dem Ausland versteht, dass mit Metro Busse gemeint sind. Aber vielleicht ist das ja genau die Absicht, dass der gemeine Berliner so hilfsbereit ins Gespräch mit den Besuchern kommt. Clever ist auch, dass der Fahrschein noch entwertet werden muss. Da kommt auch kein Touri drauf. Vielleicht soltte die BVG-Chefetage zur Vereinsbank wechseln.

05.12.2006 | 13:10

Kommentar #5 von Jürgen:

Toll ist, dass in Berlin jetzt nachts die gleichen Linien wie tagsüber fahren, zumindest am Wochenende.
Ausserdem habe ich im M76 Sonntag gegen 23 einen hilfsbreiten Busfahrer erlebt. Ich war noch Stunden später völlig schockstarr vor Überraschung

05.12.2006 | 15:47

Kommentar #6 von nic:

berlin wie es leibt und lebt An dieser Stelle habe ich einen überflüssigen Smiley hingemacht, wofür ich mich dereinst schämen werde.

05.12.2006 | 18:17

Kommentar #7 von Hotelblogger:

Ich finde auch, Ihr tut diesen tollen Dingern ein Unrecht. Ich mag nicht auf unbeleuchtete, hinter zerkratzten und betaggten Plastikscheiben feucht und daher wellig gewordene Papierfahrpläne starren und mir von Hand (eher: aus dem Kopf) ausrechnen, wie gross die Differenz zwischen dort beschriebener und der real existierenden Zeit ist.
Der Vorteil ist doch, dass auf diesen Anzeigetafeln gleich steht: so und so lange müssen Sie noch warten. Und dass diese Zeiten nicht starr sind wie auf Papier, sondern sich am realen Verkehrsfluss orientiert aktualisieren.
Nur manchmal, da frage ich mich, warum die Anzeige des Busses, auf den ich warte, bereits blinkt (bedeutet: keine Wartezeit mehr, Bus schon unmittelbar vor Ort), ich aber keinen Bus vor mir sehe. Ist das die neue Generation Busse, die komplett aus Glas und daher durchsichtig ist? Also, inklusive der Fahrgäste, die darin sitzen!

06.12.2006 | 16:32

Kommentar #8 von Die Wicken:

An dieser Stelle möchte ich des Lesers Aufmerksamkeit zurück auf Kommentar #3 lenken. Im 2.Abstaz schrieb "regular" dereinst "Sparen tut die BVG trotzdem." Ja, Sie habe richtig gelesen: "Die BVG tut sparen". An dieser Stelle habe ich einen Inflektiv hingemacht, für den ich mich schämen werde, sobald ich begriffen habe, was das überhaupt ist. Sie lasen den Tu-Satz des Tages! Denn Hilfsverben dürfen bei einem Thema wie "Busse & Bahnen" keineswegs gespart werden. Dafür sorgt die ÖPNV-Zielgruppe, insbesondere das BVG-Klientel. Und zwar tunlichst!

27.01.2007 | 01:21

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