Riesenmaschine

12.12.2006 | 12:01 | Anderswo | Alles wird besser | Vermutungen über die Welt

Werbeminimalismus Bremenläden


An der Typo könnte man noch feilen (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Im Jahr 2006 werden für Werbung insgesamt schnuffige 391 Milliarden Dollar ausgegeben werden. Das also ist der "Werbekuchen", von dem medial ständig herummetaphert wird. Dabei sei laut dem Zentralorgan der deutschen Werbewirtschaft, der W&V, "weltweit ein Trend erkennbar, Budgets von above-the-line- in below-the-line-Aktivitäten umzuschiften, um stärker den direkten Dialog zum Kunden zu fördern." Gut und schön, bzw. schlecht und hässlich, je nach dem, wie man zum direkten Kundendialog so steht, solche Massnahmen reichen ja vom Blutspendebus in der FuZo über Spam bis zum gesponsorten Guerilla-Event, das man doof findet, ausser man wird selbst gesponsort oder es gibt umsonst zu trinken.

Für den direkten Kundendialog hatten wir schon vor einiger Zeit einen neuen Trend ausgemacht, nämlich die Neue Werbeehrlichkeit. Jetzt gesellt sich zur Ehrlichkeit offenbar auch der Neue Minimalismus, folgend dem besten Werbeclaim jemals, "reduce to the max". Jedenfalls beim Immobilienmarketing in Bremen, wo die nebenstehende Aufnahme entstand. Zum einen ist mit dem Leuchtschild "Ladenfläche 160qm" bereits alles gesagt, denn der Ort steht fest und der Preis ist sowieso Verhandlungssache. Zum anderen zeugt es von solidem Glauben an die eigene Sache, wenn der Vermieter die Ladenfläche über die naturgegebenen Leuchtmittel des Ladens selbst kommuniziert. Hurra, die Welt wird endlich wieder einfacher, die Überforderung durch Überkomplexität, unter der alle (Jeder!) leiden, hat bald ein Ende. Ausser der Laden heisst wirklich so und es hat mit Metaebenen zu tun. In diesem Fall ist Bremen zu meiden.


Kommentar #1 von korinthenkacker:

in dieser studie geht es nicht nur ums umschiften, sondern auch um andere dinge, die auf dem vormasch sind. toll.

12.12.2006 | 12:18

Kommentar #2 von Hunz & Kunz:

Schön auch der 1a Hirnschwurbel "Dialog zum Kunden" – wohl so etwas wie ein Selbstgespräch zu dritt. Aber natürlich voll zu rechtfertigen mit dem unschlagbaren Hosenverkäufer-Argument:
"Das trägt man jetzt sehr viel!" -
http://masl.to/?A26113B5E

12.12.2006 | 16:05

Kommentar #3 von Herr Sommer:

Wohl war.
Wobei der letzte "Dialog" mit so einem FuZo-Reklameterrorist eigentlich wunschgemäss verlief:
Reklameterrorist: "Entschuldigen Sie bitte..."
Moi: "Nein, ich entschuldige nicht! Wo käm ich denn dahin! Und lassen Sie gefälligst ebenso meine Mitmenschen in Frieden!"
Die Umstehenden Applaudierten und das arme Werbewürmchen suchte verzweifelt nach einer Erdspalte, in die es hineinspringen könnte.
Ach, es ist doch ein schönes Leben!

12.12.2006 | 16:40

Kommentar #4 von Thomas:

Wirklich erfolgreich ist das ganze aber nicht. Das Schild hängt schon eine ganze Weile an einem Gebäude Gegenüber der Bus- und Strassenbahn-Haltestelle Domsheide.

12.12.2006 | 17:16

Kommentar #5 von biber:

Stimmt, Thomas, so grob geschätzte 3 bis 4 Jahre, gefühlte 10. Aber wen wunderts, links daneben eine Tiefgarageneinfahrt, rechts ein ähnlich "florierendes" Hörgerätegeschäft, gefolgt vom Kundencenter der Bremer Strassenbahn AG. Wer da vorbeigeht, MUSS da lang und will eigentlich woanders hin. Vor allem weg von diesem Stück Bebauung, zusammengenietet aus braunen Metallplatten. Die zahlreichen Bunker der Stadt sind dagegen Orte des Frohsinns und der Leichtigkeit.
Mit Metaebenen hat Bremen übrigends nichts zu tun, gar nichts, man möge also ruhig kommen. Aber bitte nicht jetzt, Weihnachtsmärkte gibt es doch auch andernorts. Danke.

12.12.2006 | 18:11

Kommentar #6 von Daniel:

Da hat's der Herr Sommer dem Studenten, der sich sein Zubrot als Promotiontätiger verdient, aber toll gezeigt. Immer zur Stelle gegen die Mächtigen und Bösen, was? Glückwunsch, aufrichtigen Glückwunsch. Menschen mit ihrer Zivilcourage braucht dieses Land.

12.12.2006 | 19:53

Kommentar #7 von biber:

Daniel, oh mein sowohl Nach-, als auch Vorkommentator (und das sag ich jetzt nur, um "gehaltvoll" genug zu sein), bist DU es? DER Daniel?

12.12.2006 | 21:30

Kommentar #8 von Herr Sommer:

@Daniel: ich kann Deinen Einwand verstehen, aaaber:
so wie der aussah, wars bestimmt ein Student der unteren Charge, BWL, Jura oder so. Da hab ich dann schon wieder kein Mitleid.
Und der Chef der Telekom stand halt leider nicht daneben...

13.12.2006 | 13:49

Kommentar #9 von irgendwem:

... ich dachte, es gehe hier um einen Porsche mit 160qm Ladefläche.

15.12.2006 | 15:03

Kommentar #10 von Thomas:

Kurzes Update: Die Ladenfläche ist vermietet, doch habe ich keinen Schimmer was da jetzt einziehen wird.

22.02.2008 | 18:56

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