Riesenmaschine

21.12.2006 | 16:52 | Anderswo | Supertiere

...aber das mit den Statuen war nicht schlecht


Jetzt tot (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Heute Morgen verstarb mit dem turkmenischen Führer Saparmyrat Nyýazow alias Turkmenbaschy (Vater der Turkmenen) der zweifelsohne sympathischste aller Terrorregimisten und mit ihm eine ganze Reihe liebenswerter Schrullen.

Wie zum Beispiel die aus dem Jahr 1999, als sich der diktatorische Gaudibursch die zwischenzeitig ergraute Matte despotenschwarz färben liess und in Erwägung zog, sämtliche im Umlauf befindliche Geldscheine – denn selbstverständlich ist er auf allen Noten vom 1- bis zum 10000 Manat-Schein abgebildet – einzuziehen und durch neue mit aktuellem Portrait zu ersetzen. Aus nicht näher bekannten Gründen liess er dieses Vorhaben doch fallen und begnügte sich damit, die geschätzten 8 Millionen Poster upzudaten, auf denen landesweit zur Führerpreisung aufgerufen wurde.

Wie es sich für einen anständigen Diktator geziemt, schrieb auch der Turkmenbaschy schon zu Lebzeiten ein Buch, in seinem Fall heisst es Rukhnama und ist so eine Art Mein moralischer Kampf. Das Erwähnenswerteste an diesem Werk ist sicherlich, dass jeder Turkmene, der den Führerschein (sic!) machen will, einen 16-Stündigen Kurs über eben dieses Buch belegen muss. Und das, obwohl gar nichts über das Fahren drinsteht. Was aber drinsteht, ist, dass in Turkmenistan das Hören von Radio im Auto ebenso unter Strafe steht wie das Tragen von Bärten.

Die 14 Meter hohe Statue, die er sich in Aschgabad errichten liess und deren Top-Feature darin besteht, dass sie sich in 24 Stunden um 360 Grad dreht, damit der Führer das Gesicht stets der Sonne zuwende, wird vermutlich lange Trauer tragen. Ob sich der Schmerz des turkmenischen Volkes durch einen Besuch im Eispalast lindern lässt, darf bezweifelt werden. Es würde aber sicher helfen, wenn es in einigen Monaten den Eintritt dafür mit Geldscheinen bezahlen könnte, auf denen das Portrait Nyýazows durch ein dann aktuelles ersetzt wurde.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Totalitarismusrebranding

Hermann Bräuer | Dauerhafter Link | Kommentare (4)


Kommentar #1 von der Zwergenmaschine:

Das wird nicht gutgehn in dem Land, wenn der Übergangspräsident mit einem Namen wie "Gurbanguly Berdymuchammedow" daherkommt. Wie soll man denn so eine vernünftige Aussenpolitik gestalten?

21.12.2006 | 23:35

Kommentar #2 von irgendwem:

Es gibt Tage, an denen man sich über den Tod von Menschen freuen kann. (Eigentlich gibt es sehr viele...) Heute war einer von diesen. Pinochet, Turkmenbashy, jede Woche ein Arschloch weniger. So könnte es weiter gehen im neuen Jahr.

22.12.2006 | 04:47

Kommentar #3 von Dirk:

"...,dass sie sich in 24 Stunden um 360 Grad dreht, damit der Führer das Gesicht stets der Sonne zuwende"
Hm, da scheint 24 Stunden lang die Sonne. Dann lässt sich doch auch so ein übler Typ als Führer gleich viel leichter erstragen. An dieser Stelle habe ich einen Inflektiv hingemacht, für den ich mich schämen werde, sobald ich begriffen habe, was das überhaupt ist.

23.12.2006 | 13:30

Kommentar #4 von Hermann:

Na Dirk, hat das Christkind denn ein Geschenk gebracht, mit dem man die kleinen Pünktchen unter dem Wort "Sonne" erkennen kann?

25.12.2006 | 18:10

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