Riesenmaschine

01.09.2007 | 16:00 | Alles wird besser | Sachen anziehen

Bricks and Mortar


Back to Backstein (Foto: Daniel Ulrich, Lizenz)
In der aktuellen Ausgabe der ZEIT findet sich ein interessantes Gespräch mit Helmut Schmidt von Giovanni di Lorenzo, nein nicht das über die RAF, sondern "Auf eine Zigarette mit" im ZEIT-Leben, wo es diesmal um Architektur geht. Schmidt bekennt darin, dass er selbst "von ganzem Herzen" gern Architekt geworden wäre, wenn nicht der Krieg dazwischen gekommen wäre. Es folgt ein flammendes Plädoyer gegen die "moderne Allerweltsarchitektur" aus Stahl und Glas, gegen "Brutalbeton" und für den hanseatischen Backstein. Obwohl dieser in der Nachkriegszeit nur noch aus kosmetischen Gründen vor die Betonfassaden geklebt wurde, hätte es laut Schmidt die Chance gegeben, den "der Landschaft angemessenen" Baustoff "zu einem Signum Hamburgs zu machen".

Nur scheinbar outet sich der Altkanzler damit als unverbesserlicher Buddenbrook'scher Kulturpessimist, der mit seinem Bekenntnis zu Stein und Mörtel posthum die gesamte Postmoderne inklusive New Economy in die Tonne tritt. Unerwartete Schützenhilfe erhält er nämlich aus der Süddeutschen Zeitung, die unter Ökologie-Gesichtspunkten eine ähnliche Breitseite gegen die zeitgenössische Architektur abfeuert, und konstatiert, dass das weitgehend aus "Planziegel XP 11" von Eder gebaute Energetikhaus 100 das ökologische Bauen weiter vorangebracht hat, als die Zunft der internationalen Star-Architekten zusammengenommen. Statt "Zurück zum Beton" könnte es demnach bald heissen: "Zurück zum Ziegel", was unterm Strich auch die bessere Alliteration ist.


Kommentar #1 von Krebsmaus:

Was ist ein Buddenbrock´scher Reaktionär? (Abgesehen davon, dass es Buddenbrooks und nicht -brocks heisst)
Danke, geändert. Na, hanseatisches Bürgertum halt, jemand, der nicht das Korn auf dem Halm kauft und so. Ich gebe zu, es passt nicht so ganz und schlage 'Kulturpessimist' vor. HF

01.09.2007 | 16:54

Kommentar #2 von Juergen:

Chilehaus rulez. Greet from HHcity

01.09.2007 | 17:41

Kommentar #3 von Frau Grasdackel:

"Surück sum Sandstein" Verströmt ein überaus angenehmes Wohngefühl.

02.09.2007 | 03:33

Kommentar #4 von psycho killer:

Respekt, Ziegel-Meister Eder.
Die spektakuläre Slideshow lässst die Sendung mit der Maus verhältnismässsig blasss ausssehen. Da verzeiht man sogar den MS-Fetischismus.

02.09.2007 | 10:27

Kommentar #5 von michael:

und ich dachte immer, das heisst sm-fetischismus...wobei ich mir da bei der präferierten steinwahl noch nicht ganz sicher bin...

02.09.2007 | 12:02

Kommentar #6 von Alexander:

Ich habe einen kaputten Link gefunden (den zweiten von oben), behalten, nach Hause genommen und gefüttert.

02.09.2007 | 17:10

Kommentar #7 von Frau Grasdackel:

Na Alexander, nimmt der kaputte Link das Futter nicht an oder was ist los? Ich glaube ja fast, dass Herr Friebe es einfach nicht geschafft hat, den Link von den dichten Rauchwolken des Herrn Schmidt zu befreien. Da der Mann keine Sekunde ohne Zigarette auskommt, sehe ich für den sicherlich interessanten Link weiterhin schwarz.

02.09.2007 | 19:56

Kommentar #8 von Dr. Bob:

Mal davob abgesehen, dass ich die Glasvitrinen-Architektur auch nicht leiden kann und dass Backsteinziegelhäuser in der Regel ein deutlich besseres Wohn- und Arbeitsklima entwickeln, habe ich mich über die englische Überschrift geärgert. Unverständlich, überflüssig und vollkommend unpassend. Also im Sinne Schmidts: Zurück zur Zichte respektive Ziegel!
P.S.: Herr Alexander, kackt ihr Link auch überall hin?

03.09.2007 | 11:48

Kommentar #9 von Alexander:

Ja. Ich habe ihn jetzt an eine benachbarte Linkfarm abgegeben.

04.09.2007 | 00:05

Kommentar #10 von steveo:

sehr schöne ansicht. chilehaus meets flatiron. hübsche waterkante.

04.09.2007 | 09:48

Kommentar #11 von Thorsten:

Dass die SZ eine "ähnliche Breitseite" gegen die zeitgenössische Architektur abfeuert wie Helmut Schmidt, ist nicht richtig. Schon das Solarhaus des Fraunhofer-Instituts, das in dem SZ-Artikel zu sehen ist, zeigt ein Gebäude ohne Ziegelstein, aber mit viel Glas und Beton. Der Autor Gerhard Matzig tritt meines Wissens durchaus für eine moderne Formensprache aktueller Architektur ein, aber eben unter ökologischen Vorzeichen. Ihn in eine Tonne zu kloppen mit dem Kulturreaktionär Schmidt, finde ich unangemessen.

06.09.2007 | 09:37

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