Riesenmaschine

12.10.2007 | 18:22 | Anderswo | Nachtleuchtendes | Alles wird besser

Worte, Sätze, Sensationen


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Jahrmärkte sind im Wesentlichen eine Entsprechung der Riesenmaschine in analog: 1. Zahlreiche verschiedene Riesenmaschinen sind auf engem Raum vereint und bringen den Menschen Freude, 2. An allen Ecken warten flauschige und sonderbare Tiere, 3. Blinkende und nachtleuchtende Elemente werden kultisch verehrt und sind in vollkommenem Übermass vorhanden und 4. Die Macher haben die blumige Kunst des Aufschneidens und Blendens über die Jahrhunderte perfektioniert. Bloss von 5., dem vielgerühmten Bildungsauftrag der Riesenmaschine, war auf Jahrmärkten bisher leider nicht viel zu sehen.

In diese Bresche springt jetzt, todesmutig, wie man es von ihr gewöhnt ist, die Show der Sensationen, die auf dem Sonntag zu Ende gegangenen Oldenburger Kramermarkt mal wieder zu den absoluten Highlights zählte (neben der Blumenlotterie und dem Aalwürfeln). Denn bei der SdS hat man verstanden, dass gerade in den bildungsnäheren Zielgruppen die Zukunft des Schaustellergewerbes liegt. So schockierte man schon vor einiger Zeit die Konkurrenz durch eine Kooperation mit Littmann Kulturprojekte (Basel): Das Kunstprojekt Steilwand: Eine Hommage an Jean Tinguely war eine PR-Aktion, die die Jahrmarktwelt "auf den Kopf gestellt" habe, wie ein Branchenkenner zu Protokoll gab.

Diese Haltung soll nun natürlich auch am POA erlebbar werden. Zu diesem Zweck bewirbt die SdS ihr Programm mit dem vieldeutigen Sinnspruch "Nur wer Gefährlich Lebt hat wirklich Gelebt", zitiert nach Nietzsche. Das eigentlich Sensationelle daran: Dieses Zitat war bisher scheinbar unbekannt! Es findet sich weder im Internet, noch auf der CD-ROM "Friedrich Nietzsche – Werke" von Kollege Klaus Cäsar Zehrer. Spätestens an dieser Stelle wandelt sich der zarte Flirt mit dem Bildungsbürgertum in eine flammende Affäre und stellt die Show der Sensationen an die Spitze einer neuen Avantgarde. Eine Position, die mit dem Satz Die Gunst dem Volke fundamental bestätigt wird – eine erratische Neuinterpretation von "Dem Deutschen Volke", die viele Kramermarktbesucher verstört und beeindruckt zurückliess.

Jetzt, wo 5. Der Bildungsauftrag also erfüllt ist, kann sich das Schaustellergewerbe voll und ganz dem letzten offenen Punkt widmen: Einer optisch ansprechenden Aussendarstellung mit einem Logo, das selbst einschlägig bekannte C-Prominente gerne öffentlich auf dem T-Shirt tragen. Der letzte Versuch, eine ansprechende und ernstzunehmende Dachmarke zu etablieren, ging nämlich leider ziemlich in die Hose.


Kommentar #1 von LoLeda:

"Im Mittelalter gehörten Jahrmärkte zu den wichtigsten Ereignissen in der Gesellschaft"
http://de.wikipedia.org/wiki/Jahrmarkt

12.10.2007 | 19:35

Kommentar #2 von Kingda:

"wtf krass also das gehört ja mal gar net auf nen rummelplatzt . schei..e ey da würd ich nur drauf gehen wenn ich sterben möchte"
http://www.rummelplatz.at/phpbb/viewtopic.php?t=542

12.10.2007 | 19:38

Kommentar #3 von Mike N.:

Sehr schön. Was muss ich mir eigentlich unter Aalwürfeln vorstellen? Augenscheinlich ein relativ sinnbefreiter Breitensport. Ich persönlich kann leider mit Jahrmärkten und dem pupsigen Rummel drumherum nicht viel anfangen- man muss es wohl mögen. Vielleicht kann man dann auch solch peinliche Entgleisungen, wie das Volksfestherz, leichter ertragen. Ist definitiv einen Eintrag in der Rubrik "so definitiv nicht" wert.

12.10.2007 | 20:54

Kommentar #4 von Frau Grasdackel:

Friedrich Nietzsche hat sich in "Die fröhliche Wissenschaft" ein bisschen gewählter ausgedrückt: "Denn, glaubt es mir! – das Geheimnis um die grösste Fruchtbarkeit und den grössten Genuss vom Dasein einzuernten, heisst: gefährlich leben!" Gehört wohl einfach zur SdS, Zitate durch verkürzende Veränderungen verständlicher zu machen. Aber gedenken wir am kommenden Montag lieber dem 163. Geburtstag des Zitierten.

13.10.2007 | 04:20

Kommentar #5 von einem aufgewühlten Leser:

Was ist denn mit dem Auto an der Wand?
Dieses Bild bietet Stoff für viele Stunden innerer Einkehr. Ich muss jetzt erst meine Gedanken ordnen, danke.

13.10.2007 | 14:38

Kommentar #6 von Voodooschaaf:

Jau, sowas in aehnlicher Auspraegung gibts auch bei uns hier.
Es nennt sich Michaelis-Kirchweih und die Steilwandfahrjungs waren auch schon mal da, in genau der selben Aufmachung.
Aalwuerfeln gibts bei uns nicht nur Aalwerfen und jedes Jahr eine tolle neue Riesesnmaschine, wir nennen es "fieses Fahrgeschaeft".
Den Selbsttest von Inge P. aus N. gibts Hier:
http://www.voodooschaaf.org/blog/?p=117

13.10.2007 | 17:42

Kommentar #7 von Frau Grasdackel:

Wie um alles in der Welt sieht denn ein von Fickwunsch zerfurchtes Gesicht aus? (Ratgeber-So nicht)

14.10.2007 | 04:00

Kommentar #8 von irgendwem:

Einfach mal in den Spiegel schauen

14.10.2007 | 06:26

Kommentar #9 von Schnagga:

Genau hinter diesem Geschäft sass ich 7,5 Stunden im Feuerwehrcontainer und hatte Brandschutzwache. Alle halbe Stunde das elende Getöse der Maschinen und dieses verdammte gehupe von diesem Auto... An dieser Stelle habe ich einen überflüssigen Smiley hingemacht, wofür ich mich dereinst schämen werde.

14.10.2007 | 12:54

Kommentar #10 von Frau Grasdackel:

an #8
Wenn das meine Frage beantworten würde, dann hätte ich nicht gefragt.

14.10.2007 | 17:15

Kommentar #11 von Rezensent / Rezensentin:

Oh, wie interessant. Frau Grasdackel sucht wieder Konversationspartner um sich über ihr unausgeglichenes Sexualleben auszutauschen.

16.10.2007 | 13:26

Kommentar #12 von Frau Grasdackel:

Irgendwie scheinen hier irgendwelche Leute Probleme damit zu haben, wenn auch mal eine Frau offen über Sexualität spricht. Die einzige Reaktion, derer man sich mächtig fühlt, zeigt sich in klischeehaftem und überaus fantasielosen Chauvinismus. Hätte ich in diesem Blog eigentlich nicht erwartet.

17.10.2007 | 04:25

Kommentar #13 von Rezensent / Rezensentin:

Liebe Frau Grasdackel, Sie haben das falsch verstanden.
Weder an der Sexualität noch an der Frau möchte ich Anstoss nehmen. Lediglich die Unangemessenheit, mit der Sie hin und wieder ihre privaten Erlebnisse (oder Phantasien?) in die Kommentare zu den Riesenmaschine-Beiträgen einflechten, sticht ein wenig ins Auge...
Ich hoffe Sie haben Verständnis dafür und fühlen sich nicht gekränkt, wenn ich Sie hierauf aufmerksam mache.

17.10.2007 | 10:15

Kommentar #14 von michael:

naja, das war sie aber doch gar nicht selbst, sondern dieser "irgendwem" mit seinem wenig höflichen kommentar.

18.10.2007 | 01:26

Kommentar #15 von Frau Grasdackel:

an #13
Oh, welch süsse, salbungsvolle Worte! Wenn ich mich mal wieder übergeben möchte, werde ich mich gerne daran erinnern. Es ist halt schwierig, Dinge über Menschen zu schreiben, die man gar nicht kennt. Deshalb verzeihe ich Ihnen Ihre Dümpeleien gerne.

18.10.2007 | 03:27

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