Riesenmaschine

25.02.2009 | 23:44 | Sachen kaufen | Vermutungen über die Welt

Dekommodifizierte Commodities


Original, Foto von hamuchen/Lizenz

Fälschung I, Foto: Julia Wellner von hier

Fälschung II, Foto via designspotter.com (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
"Commodities" nennt man Waren, die im Zuge des technischen Fortschritts und der Industrialisierung zu standardisierten Massengütern geworden sind. Jeder Markenartikel fürchtet sich davor, zur Commodity herabzusinken, ist mit dem Generisch-werden doch automatisch eine geringe Markenrelevanz und ein entsprechend geringes Preispremium verbunden. Zu spüren bekamen das nach der Liberalisierung des Strommarktes die neuen Anbieter, denen es trotz immensen Werbedrucks nicht gelang, Konsumenten davon zu überzeugen, dass Strom gelb ist oder nach den eigenen Vorstellungen gemixt werden sollte. Aber auch die gegenläufige Bewegung ist möglich, und auch hierfür ist Strom ein gutes Beispiel. Seit die Menschen sich ernsthaft über ihren kompromittierenden CO2-Fussabdruck sorgen, ist Strom auf einmal wieder vom Low- zum High-Involvement-Produkt avanciert, und es werden Stromwechselparties veranstaltet, um Ökostromanbieter zu promoten.

"Decommodified Commodities" nennt man beim Gottlieb Duttweiler Institut die Strategie, Produkte mittels Veredelung und "Mood-Management" der Gewöhnlichkeit zu entreissen, und sieht grosses Zukunftspotential. Für den Foodsektor etwa verheisst die jüngste Ausgabe des GDI_Impuls die Heraufkunft von "Grand-Cru Äpfel und Jahrgangskartoffeln." Schon vor einigen Jahren hatte die Riesenmaschine die symbolische Überformung des "Billig goes teuer" als "dekadentes Understatement" am Beispiel von Vasen, Porzellan und Geschirr dingfest gemacht. Bei den Einrichtungsgegenständen war und ist die einzige echte Commodity neben Umzugs- und Bananenkisten die Europalette, die uns selbst als Bettersatz jahrzehntelang gute Dienste geleistet hat. Nachdem Andrea Mehlhoses und Martin Wellners vom Kölner Designbüro Fremdkörper mit ihrer Europalette aus Nussbaumholz (Prototyp) bereits 2002 für einiges Aufsehen sorgten, hat jetzt der Tscheche Jakub Berdych seinen Palettentisch aus weissem Marmor für das Label QUBUS vorgestellt (Preis auf Anfrage). So weit, so erwartbar. Bei der Gelegenheit möchten wir alle Leser anhalten, uns ihre privaten Trüffel- bzw. Coltanvorräte günstig zu überlassen. Wir haben da so eine Idee für ein Landmark- bzw. Leuchtturmprojekt...


Kommentar #1 von irgendwem:

sie nannten ihn holm "the trend" friebe.

26.02.2009 | 11:32

Kommentar #2 von irgendwem:

Das nennt ihr also Arbeit?

26.02.2009 | 17:40

Kommentar #3 von M:

Über die privaten Coltanvorräte musste ich dann doch schmunzeln. Immerhin.

26.02.2009 | 17:44

Kommentar #4 von ding der unmöglichkeit:

haut ihr den david in trüffel?

26.02.2009 | 20:54

Kommentar #5 von der Zwergenmaschine:

Gibt es das Wort "Heraufkunft" wirklich oder ist das auch wieder so ein Trendausdruck?

28.02.2009 | 15:27

Kommentar #6 von Martin Kippenberger:

Hab auch mal 2 Paletten für 5000 Euro verkauft,
dürften inzwischen paar nullen mehr sein...
wir sehen uns im Birkenwald

06.03.2009 | 16:22

Kommentar #7 von Alexander:

Ich weise eindringlich darauf hin, dass es sich bei den abgebildeten "Paletten" nicht um tauschbare Paletten im Sinne des Europäischen Paletten-Pools handelt.
http://www.gpal.de/userdata/File/Poster/Poster1_front_de.pdf

07.03.2009 | 16:57

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