Riesenmaschine

27.09.2005 | 14:43 | Sachen anziehen

Sog. Intelligente Dinge

Wie extrem auf den Hund gekommen das Wort "intelligent" in den allermeisten Verwendungsformen und mit wenigen Ausnahmen mittlerweile ist, lässt sich am deutlichsten ablesen am Godot Trend "Wearables" bzw. der sogenannten "intelligenten Kleidung". Neues dazu erfuhren wir jüngst durch die Hintertür aus dem aktuellen SPIEGEL, der über eine geplante Serie sogenannter "Super-Docs" im ZDF berichtet – aufwändige Dokumentationen, wie sie die BBC vorgemacht hat. In der dreiteiligen Pilotreihe "2065 – die Welt von morgen" wird es um die sogenannte Zukunft gehen. Wir zitieren:

"Inhaltlich klingt vieles, was in den Labors von Boeing oder des MIT und bald auch im ZDF zu sehen sein wird, wie Science-Fiction: So wird es in der ersten Folge, die sich mit der Medizin der Zukunft befasst, etwa um intelligente Kleidung gehen, die vor zu fettreicher Ernährung warnt."

Ganz ehrlich, in unseren Ohren klingt das weniger nach Science-Fiction, viel mehr nach einer Form der "Intelligenz", die der Kleidung schon längst und seit jeher innewohnt. Etwa der Jeans mit 32er-Bundweite, die nach den Feiertagen verlässlich zu spannen beginnt. Wenn das also jetzt der neue Maßstab für Intelligenz ist, dann attestieren wir hiermit unserem Schreibtisch Intelligenz, weil es ihm gelingt, auf vier Beinen zu stehen ohne umzufallen. Und unser Plumeau erhält das Prädikat emotional intelligent – es ist weich und hält schön warm.


27.09.2005 | 14:09 | Fakten und Figuren | Sachen kaufen | Zeichen und Wunder

Jetzt schon: Der Pilz des Jahres 2006


Pilz des Jahres 06 (Foto: Melete / Lizenz)

Die Pilzsaison 2005 strebt gerade erst ihrem Höhepunkt entgegen (Krause Glucke, Herbsttrompete), da hat die Deutsche Gesellschaft für Mykologie bereits den "Pilz des Jahres 2006" ernannt. Ungeduldig scharrt der jugendlich-urbane Pilzfan mit den Hufen, ob nicht endlich ein Vertreter der Gattung Psilocybe (z.B. der Spitzkeglige Kahlkopf oder der Kubanische Träuschling) die Krone auf den halluzinogenen Kahlkopf gesetzt bekommt, aber wieder ist es nichts geworden mit einer mutigen Entscheidung der DGfM: Der Pilz des Jahres 2006 ist der Ästige Stachelbart (hericium coralloides) – ein ganz und gar langweiliger Pilz, den man weder als Mahlzeit noch zu Rauschzwecken konsumieren kann. Er juckt nicht einmal im Schritt.

Ganz im Gegensatz zu ihrer konservativen Preisverleihungspolitik beschreitet die DGfM aber ganz neue Wege in der Finanzierung ihrer wertvollen Arbeit: Wer willens ist, die Mykologie als eine der zukunftsträchtigsten biologischen Forschungsrichtungen zu unterstützen, kann neuerdings (ein entsprechendes grosszügiges Angebot vorausgesetzt, bitte in Gedanken jetzt den Daumen an Zeige- und Mittelfinger reiben) einen Pilz nach sich benennen lassen, und zwar eine erst kürzlich im Bayerischen Fünf-Seenland entdeckte Lachnella-Art. Interessenten sind aufgefordert, unter thrun@dgfm-ev.de ein Angebot zu unterbreiten. Ich bin leider raus: lachnella schulterichteringiensis hört sich einfach erbärmlich an.


27.09.2005 | 11:58 | Sachen kaufen

Der Allesgesundmacher


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Wenn Männer krank werden, dann werden sie richtig krank. Sie liegen röchelnd und sabbernd in Embryonalstellung auf durchgeschwitzten Laken, schauen glasig wie angebratene Zwiebeln daher und seufzen. Wer einen kranken Mann glücklich machen will, gehe zur Apotheke und besorge ihm ein Fläschlein Retterspitz. Dieses zauberhafte Fläschlein ist eingebettet in eine geheimnisvoll bedruckte Folie, man kann es also wie ein Geschenk auspacken. Den Verschluss aufgedreht und es empfängt einen ein Geruchsalarm aus Zitrone, Rosmarin, Arnika, Thymol und Bergamotte. Das Tolle an Retterspitz ist, man kann es sich überall hinschmieren, es duftet wie ein Spitalaufenthalt in Davos, es heilt alle Krankheiten, macht ein rosiges Gesicht und überhaupt. Es wird seit schätzungsweise 1.500 Jahren in unveränderter Rezeptur hergestellt und wird in alle Ewigkeit überdauern.


26.09.2005 | 22:26 | Alles wird besser | Vermutungen über die Welt

Risin' machine


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Größe ist beim Menschen begrifflich deckungsgleich mit Länge. Würde das bei Tieren ebenso gelten, hätten wir mit dem 60 Meter langen Schnurwurm Lineus longissimus das größte Tier der Welt. Lässt man es bei Maschinen auch gelten, dann wirft ein neuer Konkurrent seinen Riesenschatten auf den Markt, der sogar die Riesenmaschine selbst übertreffen könnte. Es handelt sich um ein 100.000 Kilometer langes Gerät, nämlich um einen Space Elevator, einen Fahrstuhl ins All. Wie auf MSNBC zu lesen, gab es kürzlich eine Probefahrt über immerhin 300 Meter, ausgeführt von der Firma Liftport. Man ist dort sehr zuversichtlich, bis 2018 einen funktionierenden Alllift hergestellt zu haben. Zwar müssen noch einige kleine Schwierigkeiten behoben werden, wie die Herstellung eines Liftkabels, das immerhin knapp eine Drittel Lichtsekunde lang ist. Dafür sind die Aussichten für viele Bereiche der Zivilisation mehr als rosig. Neben dem Aufblühen des Billig-Alltourismus mit Schwerelosigkeitserfahrung lassen sich andere Großprofiteure durch simples Nachrechnen erahnen: Die derzeit schnellsten Fahrstühle der Welt schaffen um 1000 Meter pro Minute, bräuchten für die Strecke also 70 Tage. Wir prophezeien einen kaum für möglich gehaltenen Boom der Fahrstuhlmusik und empfehlen, jetzt schon James Last-Aktien zu kaufen.


26.09.2005 | 13:44 | Alles wird besser | Was fehlt | Sachen anziehen

Heil-Stoff


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Die Frau auf der nebenstehenden Illustration hat nicht etwa ein Problem mit urinfarbener Transpiration, sondern ein Hemdchen aus einer speziellen Faser an. Via Popgadget erfahren wir von der Designerin Diana Irani, die sich heilende Mode ausdenkt. Vermittelst oben erwähnter Faser gibt das Hemd auf der Haut homöopathische Präparate in gewohnt kleinen Dosen ab, die direkt ins Blut wandern sollen. Wir erinnern uns: Homöopathie ist die auf wundersame Art funktionierende Heilwissenschaft, bei der es einen großen Unterschied macht, ob man kein Arsen oder kein Blei in sein Heilwässerchen tut. Auf diese Art sollen die Produkte von Frau Iranis Modelabel re_medi zur Feel-Good-Kleidung werden. Doch halt: geringdosierte Substanzen, Mode – das fordert doch Ausbaustufen in zwei gut zusammenpassende Richtungen heraus. Zum einen würden sich Hemdchen mit anderen launesteigernden Mitteln sicher besser verkaufen. Zum anderen wäre mit Kate Moss gerade ein Toptestimonial werbevertraglich ungebunden, die in beiden Bereichen über höchste Glaubwürdigkeit verfügt.


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