Riesenmaschine

06.10.2005 | 19:41 | Supertiere | Alles wird besser

Automatische Fische


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Frühere Zukunftsvisionen sahen phantasieloserweise vor, dass Roboter für uns abspülen, die Hausaufgaben erledigen und uns vielleicht noch sexuell zu Willen sein sollten. Wie sich jetzt allmählich herauskristallisiert, wird es wahrscheinlich auch diesmal wieder ganz anders kommen: Bei We Make Money Not Art bzw. der BBC ist nachzulesen, dass das London Aquarium soeben drei Fischroboter angeschafft hat, die den Fischen die Arbeit des Fischseins abnehmen, indem sie sich genau wie Fische benehmen. Die automatischen Fische wurden unter Prof. Huosheng Hu an der Universität Essex entwickelt, können batteriebedingt bis zu fünf Stunden lang umherschwimmen und sollen sich ein Aquarium mit echten Fischen teilen. Das eröffnet die herrlichsten neuen Perspektiven: Schon bald wird es Roboter geben, die an Bushaltestellen herumlungern und hin und wieder auf die Strasse spucken, Roboter in Form von Steinen, die sich täuschend echt wie echte Steine verhalten und vielleicht sogar mechanische Robotikforscher, die sich diesen ganzen Quatsch vollautomatisch ausdenken. Man könnte sie an einer Uni zusammen mit echten Wissenschaftlern halten und sie – wie den oben abgebildeten Fisch – etwas grösser und schöner gestalten als ihre Vorbilder. Ach, es gäbe noch viel dazu zu sagen, aber ich muss zurück an die Ladestation.


06.10.2005 | 16:53 | Papierrascheln

New Economy anno 68


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Auch vor 1995 gab es bereits eine New Economy. Die weltweite Pop-Revolution um das Jahr 1968 bedeutete einen bis heute nachwirkenden Paradigmenwechsel, der mit dem Internetboom in gewisser Weise nur eine Neuauflage erlebte. Auch damals entstanden aus einer nerdigen Subkultur neue soziale Praktiken und ein neues Lebensgefühl mit Massenappeal. Auch damals begriffen irgendwann selbst die Spiesser der alten Wirtschaft, dass da etwas vor sich ging, von dem sie zwar keine Ahnung hatten, dessen sie sich aber tunlichst bedienen sollten, wenn sie nicht ins Abseits rutschen wollten. Auch damals gab es an der Schnittstelle plötzlich neue Akteure und Unternehmungen, die als idealistische Zirkel starteten und als schnöde Betriebe endeten. In "Das Geschäftsjahr 68/96" (Suhrkamp, 2005) beschreibt Bernd Cailloux aus der Binnenperspektive und cum ira et studio so ein Unternehmen in seiner entscheidenden Umbruchphase. Die Musse-Gesellschaft beginnt als eine Art Kunst-und-Technik-Kollektiv, das mit grellen Lichtinstallationen helfen will, die psychedelische Revolution in die bundesrepublikanischen Metropolen zu tragen. Auch die Düsseldorfer "Beuys-Boys" haben ihre Finger im Spiel – das ganze soll mehr soziale Plastik sein als ordentliche Firma. Als mit dem Stroboskop mit einem neuen entfesselten Tanzstil gleichzeitig ein marktgängiges Produkt erfunden wird, das nicht zuletzt Werbefuzzis begeistert, wird das Kollektiv nolens volens zu einem unkonventionellen Start-up. Während einige Beteiligten der ersten Stunde inklusive des Erzählers sich in Drogenexperimenten verlieren, reisst sich einer den Laden unter den Nagel, der inzwischen auch Lichtinstallationen für den Messestand der vereinigten Futtermittelhersteller auf der ANUGA massschneidert ...

Das alles, den auf realen Gegebenheiten beruhenden unternehmerischen Aufstieg und den ebenso realen privaten Niedergang beschreibt Cailloux mit einer lakonischen Nüchternheit und schonungslosen Schnoddrigkeit, die vielleicht am ehesten an Jörg Schröder in "Siegfried" erinnert. Dies zumal, da es auch hier um den weniger ausgedacht als vielmehr bewundernswert rekonstruierten Aufstieg und Fall eines Bohème-Unternehmers unterm Pop-Paradigma ging. Die authentische Schilderung der Szenen und der kontrastierenden Welt der Mittelständler mit Pepitahütchen in der Bundesrepublik um 1968, über die der Pop nicht wie eine Welle schwappte, sondern punktuell einsickerte, macht das Buch zu einem der besten zum Thema und mal wieder zu einem Pop-Roman im Suhrkamp-Sortiment, der den Namen verdient. Der Fokus auf die Firmengeschichte, die gruppeninternen Mechanismen und die Psychodynamik macht es zu einem hervorragenden Buch über die New Economy.


05.10.2005 | 19:04 | Alles wird besser | Was fehlt

Die Zukunft der Nassrasur


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Spiegel Online berichtete bereits über den Klingenkrieg zwischen den Nassrasierern Gillette und Wilkinson. Soeben hat Gillette nach Wilkinsons Vierklingen-Modell einen Fünfklingen-Rasierer angedroht, denn – klar! – viel rasiert viel und wahrscheinlich auch besser. Ihrer Expertise für Lineare Zukunftsentwicklungen folgend, hat die Riesenmaschine nun eine Gegenreaktion für Wilkinson antizipiert und damit erstmals auf Produktebene in die noch ungeschehene Zukunft eingegriffen. Per Mail ist bereits eine bisher einseitige Verhandlungsbeziehung zu Wilkinson aufgebaut worden, intern prüfen wir sowohl den Rechteverkauf an der Entwicklung als auch eine Kooperation mit Google wegen des zukunftssicher geplanten Namens Wilkinson Qua[n(i) = n(i-1) * 1/delta t) mit n=Anzahl Klingen]ro.


05.10.2005 | 15:34 | Was fehlt | Zeichen und Wunder

Wurst Käse Szenarien


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Völlig unfassbare Objekte gibt es bei www.lahaii.ch zu kaufen. Leider nur als gerahmte 3D-Grafiken, dies jedoch in formell und ästhetischer Hinsicht schwer toppbar. Es gibt da beispielsweise runde Heizkörper, aus Wurst bestehende Radioapparate, Armaturen und Schalter und vieles, vieles mehr. Allen Grafiken gemein ist eine unheimliche, geradezu obszöne Ausstrahlung, die durch steriles, klinisches Licht und ungewöhnliche Materialen und Texturen erreicht wird. Archaische, funktionslose Geräte, die in einem Vivisektionsraum ebenso gut aufgehoben sind wie im modernen, aufgeschlossenen Living Room. Manche Objekte scheinen direkt aus dem Hirn von Wilhelm Reich zu stammen. Gesehen hier.


05.10.2005 | 12:09 | Anderswo | Supertiere | Sachen anziehen

EH


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Als allgemein bekannt dürfte vorausgesetzt werden, dass der Finne in punkto Erfindungsfreude, Neugier und Flexibilität in Europa eine solitäre Erscheinung darstellt, und dem Japaner nicht nur in dieser Hinsicht durchaus das Wasser reichen kann. Als die Firma Nokia merkte, dass der Markt mit Gummistiefeln gesättigt war, widmete sie sich einem anderen Produkt. Weil den Finnen ihr mit Pulver angerührter Wein nicht mehr schmeckte, bauten sie ihn gleich selber an, und zwar mit Hilfe von Atomkraftwerken. Eine echte Innovation auf dem Sektor Empathie mit Tieren stellt aber der Euterhalter dar, nicht nur, dass der Kuh die Milchdrüse besonders schwer wird, so plagen sie auch sommers an dieser empfindlichen Stelle zwei Kollegen, die auch dem braven Landmann ganz besonders zusetzen, die Bremse und ihre kleine Schwester, die Mücke. Und deshalb wird der Euterhalter auch noch zusätzlich mit schützenden Zeitungen ausgestopft, nicht aus kosmetischen Gründen, ihr Wonderbraadepten.

Tex Rubinowitz | Dauerhafter Link | Kommentare (2)


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