Riesenmaschine

25.01.2006 | 09:11 | Anderswo | Fakten und Figuren

geheime Waffensimulation – der FASIP


Ein Stück Schweiz (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Es ist immer tragisch zu sehen, wenn mit viel Aufwand erstellte, analoge Dinge wärend der Bauphase bereits digital überholt werden. So war es mit der neuen Zürcher Börse, die nach ihrer Fertigstellung gar nicht erst in Betrieb genommen wurde, weil der klassische Börsenring durch den digitalen Aktienhandel ersetzt war und ganz ähnlich ging es dem FASIP der Schweizer Armee.
Der Fahrsimulator Panzerhaubitze ist irgendwo zwischen Zinnsoldat und Counterstrike anzusiedeln, er entstand am Übergang von analoger zu digitaler Kriegssimulation, und es war bei Inbetriebnahme bereits klar, dass Computersimulationen in kürzester Zeit Besseres leisten würden. Doch da war es natürlich zu spät, die ca. 9 auf 3 Meter grosse Modellandschaft im Massstab 1:300 – angeblich einer typischen Schweizer Landschaft nachempfunden – war da schon gebaut und ein Tastschuh mit Minikamera darüber aufgehängt. Der Tastschuh übertrug die Geländeform auf eine hydraulisch bewegte Fahrerkabine, und die Kamera lieferte die Bilder dazu.
Nach Zeugenaussagen war die ganze Sache unbrauchbar: die Bilder unscharf und verwackelt, ein unrealistisches Fahrverhalten, unkontrolliertes Kabinenschütteln und Seekrankheit beim Fahrer, und das bei Kosten in Millionenhöhe.
Konstruktionsbedingt konnte auf dem Geländemodell immer nur ein einziger Panzer verkehren, so dass man nicht nur einen, sondern gleich zwei FASIPs baute, damit dereinst, beim Abschluss der zweiten Bauetappe des Ausbildungszentrums Ost (2001), auch sicher genügend FASIPs zur Verfügung stehen würden.
2001 allerdings lieferte längst jeder Heimrechner eine realistischere Simulation einer Panzerfahrt. Der FASIP war ausser einer interessanten Manifestierung des helvetischen Selbstverständisses – es gibt Wälder, es gibt Felder, es gibt Dörfer und einen Pass, aber Städte fehlen völlig – längst nur noch rührend, um nicht zu sagen lächerlich. Dies umso mehr, als das simulierte Gerät, die Panzerhaubitze m109 damals bereits 40 Jahre alt war und vom Vietnam über den Yom-Kippur bis hin zum Golfkrieg ganz unrührend seinen Dienst tat.
Die Schweizer Armee scheint diese Gefahr erkannt zu haben und hat alle Spuren des FASIP aus dem Netz getilgt. Ausser in einem Zeitungsartikel (und hier natürlich) gibt es keine Bilder im Netz und auf den Seiten der Schweizerischen Armee nur den bescheidene Hinweis 'gewisse Ersatzteile seien nicht mehr lieferbar'.

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24.01.2006 | 16:03 | Berlin | Nachtleuchtendes | Zeichen und Wunder

Powerpoint Karaoke


Weil es geht. (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Morgen ist Powerpoint Karaoke im NBI. Das NBI ist ein Veranstaltungsort in der Kulturbrauerei in Berlin Prenzlauer Berg, Schönhauser Allee 36. Powerpoint Karaoke dagegen ist das, wonach es sich anhört, nämlich eine Veranstaltung, bei der Freiwillige ihnen völlig unbekannte Präsentationen vor dem Publikum halten müssen. Dabei handelt es sich um nichts weniger als absolut zufällig per Google aus dem Netz zusammengecasteten Powerpointhorror. Wer freiwillig mitmacht, hat nicht nur zum Beispiel die Wahl zwischen "Kleine Geschichte des Kiefernholzmöbels" und "Die ATR-Systemik inverser Pliasmen", sondern bekommt auch den ganzen Abend lang Freiwodka. Über das Gesehene urteilt eine Jury, die unter anderem aus dem Supatopcheckerbunny, dem Hilfscheckerbunny und anderen Experten der Oberfläche (aber auch des Tiefgründigen!) besteht. Zwei dieser Experten haben in der Berliner Zeitung ein erhellendes Interview gegeben. Die Riesenmaschine empfiehlt stärkstens, morgen, am Mittwoch um 20.00 Uhr (pünktlich!) ins NBI zum Powerpoint Karaoke zu kommen, schon allein, damit man am Donnerstag auf dem Schulhof / in der Agenturküche mitreden kann.


24.01.2006 | 11:02 | Fakten und Figuren

Martiobarbuli , die älteste Wunderwaffe


Todbringendes Schleudern: Populär damals... (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
An einem Mittwoch vor vielen tausend Jahren standen sich auf einem Hochplateau in der afrikanischen Savanne zwei halbnackte Wilde gegenüber, nennen wir sie Kain und Abel. Beide ausgemergelt, der Schweiss rinnt ihnen vom stark vorgewölbten Stirnknochen, beide einen faustgrossen Stein in der rechten Hand, wurfbereit. Zwischen ihnen ein halbverwestes Gnu, genug Nahrung für die gesamte Rotte, die in der Höhle im Bildhintergrund vor sich hinhungert. Kain hebt den Arm zum Wurf, Abel hingegen hält plötzlich einen Lederriemen in der Hand, legt seinen Stein in die Schlaufe und schleudert. Ein hundsgemeiner Trick.

Für Kain sicher ein Schock, denn richtig geschleudert erreicht das Projektil mehr als 50 m/s und hinterlässt damit ähnliche unschöne Krater im Körper des Zielobjekts wie Pfeil und Bogen, die allerdings erst von Abels Vielfachurenkeln erfunden werden mussten. Die Steinschleuder hingegen taucht auf allen Kontinenten flächendeckend auf und ist jahrtausendelang nicht aus dem Umgangston der Menschen wegzudenken. Goliath fiel ihr zum Opfer, die Schiffe der Trojaner ebenso, Griechen und Römer unterhielten ganze Armeen mit tausenden Schleuderexperten, was dazu führte, dass Briten, Gallier, Elefanten und sogar Germanen in Grund und Boden geschleudert wurden. Wahre Meister des Schleuderns sind offenbar die Bewohner der Balearen, übersetzt die "Werfer", deren Präzisionsschleuderdienste von allen namhaften Herrschern bis vor ganz kurzem (nur 2000 Jahre her) für viele Dollar (oder was auch immer man damals bezahlte) eingekauft wurden.


... wie heute. (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Aber, ach, nun ist die Schleuder etwas in Vergessenheit geraten. Abgesehen von den Tschuktschen, die immer noch ihr Vieh mit der Dreifachschleuder, genannt "Bola", zu Fall bringen, verwendet man das altbewährte Grundprinzip nur noch zum Salattrocknen. Dabei wären ästhetisch reizlose Messerstechereien mit einer einzigen Schleuder schnell erledigt, Bullenwannen und israelische Siedler hätten zehnmal so tiefe Dellen, und sogar ins Flugzeug kann man Schleuder und Steine problemlos mitnehmen. Das sollen jetzt keinesfalls Anregungen zu neuen Methoden in der Völkerverständigung sein, es geht ganz sicher auch so wie bisher.

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Aleks Scholz | Dauerhafter Link


24.01.2006 | 03:28 | Berlin | Alles wird besser | Alles wird schlechter

Mit Dingen leben


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)


Nachtleuchtende Zifferblätter machen Krebs, Filme über niedliche Fische führen dazu, dass andere niedliche Fische im Klo heruntergespült werden und im Kommunismus war es fast unmöglich, mal einen europäischen Fussballtitel zu gewinnen. Man sieht: Oft wird das Gute gewollt und doch das Schlechte bewirkt.

Hier nun ein gelungener Versuch, es umgekehrt zu machen: Living with Things heisst die Diplomarbeit von Monika Hoinkis, bis vor kurzem Studentin der Visuellen Kommunikation an der UdK Berlin. Nach einigen Vorstudien (10 cm langes Ethernetkabel u.ä.) stellt sie sieben Objekte mit offensichtlichen Macken vor, darunter eine Schreibtischlampe, die man festhalten muss, einen Wecker, der nur klingelt, wenn man an seiner Schnur zieht, und einen Kompass, der immer in die Richtung seines Benutzers ausschlägt.

Für die hier runterladbare Arbeit gab es von der UdK im Übrigen einen Preis und, zusammen mit den Ergebnissen der weiteren Preisträgerinnen, bis zum 13. Januar eine Ausstellung in der hauseigenen designtransfer-Galerie am Einsteinufer. Und, wer weiss, vielleicht ist dies ja der Beginn eines globalen Trends in der Warenwelt, der unter dem Label Stupid Design die kommenden Jahre bestimmen und ganz nebenbei zu neuen Ufern in der Garantie- und Gewährleistungsrechtssprechung führen wird.


23.01.2006 | 16:48 | Nachtleuchtendes | Zeichen und Wunder

Wunderwaffen: der Haunebu II


Geschwindigkeit und Eleganz (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)

Konstruktionszeichnung von 1922 (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Wissen Sie, was ein Haunebu ist? Nein? Das dürfte kein Zufall sein, denn die Dokumente sind spärlich und der Kriegswinter 44/45 liegt lange zurück. Aber wenn man unter Schlaflosigkeit leidet und nachts auf Wikipedia von Léon der Profi über Tobe Hooper, Taken, Raelianer und Uriella zum Ufoglauben kommt, erreicht man notgedrungen irgendwann die Reichsflugscheibe. Denn nichts anderes ist natürlich der Haunebu: die Reichsflugscheibe, nicht zu verwechseln mit der Reichswasserleiche, und verglichen mit dieser Flugscheibe sieht die V2 gleich ziemlich alt aus. Technisch gesprochen: Der mit acht Mann besetzte Haunebu II erreichte vom Thule Tachyonator 7b angetrieben eine Spitzengeschwindigkeit von 4800 km/h, hatte eine Weltalltauglichkeit von 60% und eine Stillschwebefähigkeit von (nur) acht Minuten. Von amerikanischen Piloten wurde er, wie alles andere, was ihnen um die Ohren flog, als Foo Fighter bezeichnet, jedoch häufig verwechselt mit der Jenseitsflugmaschine (unteres Bild), die bekanntlich vom Schumann SM-Levitator angetrieben, jedoch in Augsburg geheimgehalten wurde. Die Fliegende Schildkröte und die Seifenblase dagegen sind ganz andere Waffen, wie man auf dieser gut informierten Seite nachlesen kann. Für einen kriegsentscheidenden Einsatz aber kamen alle diese Entwicklungen zu spät. Der berühmte Haunebu-Ausflug nach Neuschwabenland (Antarktis) ist unter Historikern umstritten.

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