Riesenmaschine

23.01.2006 | 14:28 | Fakten und Figuren

Wunderwaffenwoche in der Riesenmaschine


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Das zeitlos moderne Thema "Wunderwaffen" soll, wie der Titel – mit Hilfe der Wunderwaffen Grossbuchstaben, fett sein und ganz oben sein – bereits suggeriert, diese Woche in der Riesenmaschine in all seinen Wunderaspekten abgehandelt werden.

Was ist also das Wesen der Wunderwaffe? Wahrscheinlich liegt es ausserhalb ihrer selbst begründet; wunderbar ist nämlich meist vor allem die Tatsache, dass die anderen die Wunderwaffe nicht besitzen. Bzw. haben sie manchmal zwar so was wie eine Festung, man selbst (Charles VIII) besitzt aber schon ein zwei Kanonen, und wie herrlich kann man dann durch Italien ziehen und an einem Nachmittag Burgen zusammenfalten, die von ihren Einwohnern bis gerade eben noch für ziemlich robust (sieben Jahre Garantie auf Belagerungen) gehalten wurden. Die Italiener sagen "ja aber!" und ringen die Hände, aber es hilft nichts.

Man möge sich diesen Einleitungsbeitrag bitte als kurze, etwas zu schnell ablaufende Trickfilmrückblende vorstellen. Darauf folgt der Vorspann, dann sehr viel Werbung, und gleich danach legen die Experten der Riesenmaschine seriöse Geheimnisse aus dem Kriegshandwerk dar. In Kürze hier!


23.01.2006 | 12:20 | Sachen kaufen

Die Uhr des Architekten


Gehry (links) und seine Uhr (rechts) (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Wenn es eine Berufsgruppe gibt, die absolute Enttäuschungsresistenz als Grundvoraussetzung mitbringen muss, sind es Architekten. Während des Studiums arbeiten sie acht Monate rund um die Uhr am viermilliardensten Entwurf einer Hundehütte, der anschliessend noch nicht mal umgesetzt wird. Nach ihrem Studium wird ihnen gesagt, in einem gutem Büro gearbeitet zu haben, das ist schonmal die halbe Miete, sie verdingen sich bei geisteskranken drittklassigen Architekten, arbeiten rund um die Uhr und siehe da: Sie bekommen dafür ein Gehalt ziemlich genau in Höhe der halben Miete. Dann machen sie sich selbständig, verlieren erst jede Menge unbezahlte Wettbewerbe, dann die Hoffnung und schliesslich auch noch den Glauben an die Architektur, wenn tatsächlich endlich etwas von ihnen gebaut wird, denn in ArchiCad sieht es immer ganz anders aus als in echt. Je erfolgreicher man wird, desto schwieriger und schmieriger werden Dinge und Menschen, mit denen man zu tun hat, Immobilienhaie, Maklermuschis, Bauherrenhengste, Amtsschimmel, die Tierwelt gibt ihr Ekligstes.

Aber! Wenn! Man! Es endlich geschafft hat und berühmt ist, was natürlich nicht jeder wird, aber jeder will, dann brechen rosige Zeiten an. Man kann machen, was man will, und Heerscharen arbeitsloser Architekten und Architekturjournalisten (also erfolgloser Architekten) jubeln über jede neugestaltete Türklinke. Darüber kann man schon mal die Bodenhaftung verlieren und sich als Architekt einbilden, man könne auch Uhren designen. Frank Gehry, der mit seinen ge- und ab und an auch behämmerten Metallfassaden inzwischen der Friedensreich Hundertwasser für die Generation Cirque du Soleil geworden ist, hat eine Uhr designt. Mehr noch, es sind in Zusammenarbeit mit der Firma Fossil insgesamt sieben Uhren für Frauen (und mindestens eine für Männer), die in der Reihe "Frank Gehry with Fossil" erscheinen und eines der leuchtenden Beispiele für plattestmögliche Ausnutzung eines prominenten Namens für Konsumprodukte (Brand Licensing) sind neben der bekannten "Hautnah Face Cream" im Glas von Uschi Glas.
Das abgebildete Modell benutzt laut Pressemitteilung, und das habe ich mir keinesfalls ausgedacht, ehrlich, das von Fossil so bezeichnete "revolutionäre digitale Display 'Gehry Writes Time', das inspiriert ist von der universellen Art, Zeit zu verbalisieren und vom Stil her dramatisch Frank Gehrys Architektur interpretiert". Uff. Vielleicht haben es PR-Menschen doch noch etwas schwerer, ihren Beruf würdevoll auszuüben als Architekten.


22.01.2006 | 10:42 | Berlin | Zeichen und Wunder

Advocar


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Auf den ersten Blick zeigt dieses (von Sascha Lobo aufgenommene) Bild nichts Ungewöhnliches. Weil natürlich keiner unserer Leser mehr als maximal einen Blick auf irgendwas wirft (Kommentarautoren i.d.R. weniger), hier die Erklärung: Eine ausrangierte, von Steinwurfbeulen gezeichnete Bullenwanne dient in ihrem zweiten Leben als Werbevehikel für einen Anwalt, der dann auch noch auf Straf- und Motorradrecht spezialisiert ist.

Wäre die Strasse das Internet, und käme das Fahrzeug noch seiner ursprünglichen Aufgabe nach, würde man "kontextsensitive Werbung" dazu sagen, aber ach, die BRAO will keine gestickten Adressen von Scheidungsanwälten auf Unterwäsche, keine Strafrechtsanwälte auf gravierten Brechstangen, keine wichtigen Erbrecht-Rufnummern auf den Kopfkissen, mit denen man reiche Onkel erstickt und keine Versicherungsrechtstipps auf Brandbeschleunigern. Denn, so der BGH (ungefähr): Wenn der Umworbene in einem konkreten Einzelfall der Beratung oder der Vertretung bedarf und der Werbende dies zum Anlass für seine Werbung nimmt, ist eine solche Werbung unzulässig, weil sich der Umworbene in seiner Lage möglicherweise nicht frei für einen Anwalt entscheiden kann. Dem juristischen Laien mag das ungefähr so einleuchtend wie ein Werbeverbot für Bier und Eis im Kino erscheinen, aber in Wirklichkeit ist es natürlich exakt so einleuchtend wie ein Werbeverbot für Bier und Eis im Kino.


21.01.2006 | 16:08 | Anderswo

Canada, oh, Kanada


Das beste Land (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Obwohl es ausserhalb Kanadas niemanden interessiert, sollte es interessieren, dass Kanada wählt, und zwar schon in zwei bis drei Tagen (je nach Zeitzone). Denn wenn ein Land, das alljährlich bei den Wahlen zum besten Land der Welt ganz weit vorne liegt, die Weichen für, naja, irgendwas verändert eben, dann muss dies gründlich hinterfragt und analysiert werden. Für Europäer stellt sich vor allem die Frage, ob Kanada nach der Wahl endlich seine wenigen Schwachstellen angehen wird, die dazu führen, dass es immer wieder hinter Australien zurückbleibt – also endlich Liberalisierung des Alkoholmarktes, Abschaffung von Manitoba, gerechtere Verteilung von Bergen. Die traurige Wahrheit ist: Keine der zur Wahl stehenden Parteien wird ernsthaft Schritte in diese vernünftige Richtung unternehmen. Es kann also, für Kanada, nur schlechter werden.


Vielleicht gewinnen aber auch die Grünen
(Foto: itzafineday / Lizenz)
Da überrascht es auch kaum, dass die Protagonisten dieser Wahl, der Liberale Martin und der Tory Harper (oder war es umgekehrt) nicht nur gleich aussehen, sondern auch ansonsten für den Ausländer kaum unterscheidbar sind. Jack Leyton, Spitzenkandidat der NDP, die das Programm der Liberalen übernommen haben, seitdem die das der Konservativen haben, die wiederum gar keins haben, sondern eine Art unscharfe "Middle of the road"-Humptydumpty-Politik versprechen, legte sich immerhin einen Schnurrbart zu, und kann daher klar identifiziert werden. Das wird ihm nicht helfen, denn es sieht nach absoluter Mehrheit der Tories aus, was angeblich keiner will, weshalb es womöglich wieder zur Minderheitenregierung kommt, ein modernes Konzept, das von fortschrittlichen Ländern wie Norwegen, Schweden und eben Kanada oft praktiziert, aber vom Rest der Welt für Quatsch gehalten wird. Selbstverständlichkeiten wie die Schwulenehe, die Quasi-Ablehnung des Irak-Krieges und die Vorherrschaft auf der Hans-Insel stehen auf dem Spiel, vielleicht aber auch nicht. Niemand weiss, was aus Kanada wird, eine zweite USA, nur kälter, oder ein zweites Russland, nur kleiner, oder ein zweites Kanada, nur anders.


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Weil sowieso niemand versteht, wer was wann und wieso wählt, und ob man Wahlzettel eigentlich aufessen darf, kann man sich stattdessen einfach fragen, was man rauchen muss, um sich sowas auszudenken, was nach einer nicht sehr langen Kette von Kausalzusammenhängen direkt zur Marijuana Party führt, die sich einzig und allein für Kanadas wichtigste Pflanze einsetzt. Der (illegale) Verkauf von Marijuana, mit einem Marktvolumen von 10 Mrd. kanadischen Euro dreimal so ertragreich wie der Handel mit Weizen, belastet ernsthaft die Beziehungen zu diesem anderen grossen Land in der Nähe, und sollte es wirklich irgendwann zur Legalisierung kommen, wird der historische Graskrieg in Nordamerika ausbrechen, ein Ereignis, bei dem man eigentlich gern zusehen würde. Auch ein Zukunftsszenario: Wir werden im Schützengraben irgendwo bei Saskatoon sitzen, mildly stoned, kaum in der Lage, zwischen Kanone und Kalumet zu unterscheiden, während rechts und links Daisy Cutter einschlagen. Aber man soll nicht zu hohe Erwartungen an die Zukunft haben.

Aleks Scholz | Dauerhafter Link


21.01.2006 | 10:32 | Alles wird schlechter | Sachen kaufen | Sachen anziehen

Antipoden quälen


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Ist es Zufall, dass die zwei Körperteile, die vom Besitzer am meisten gequält, gedemütigt und gefoppt werden, ausgerechnet des Körpers Pole, der Kopf und die Füsse sind? Bei Mariah Carey korrespondieren sie sogar direkt miteinander, sie bekomme ohne High-Heels Kopfschmerzen, weil sie über keinerlei Erfahrung im Laufen ohne Absätze verfüge, meinte sie Freitag in einem Münchner Gesellschafts-Magazin. Und ihr Berliner Kollege Farin Urlaub bemerkte ebenfalls (in einem ringelnatzschen Liedchen) eine Bereitschaft zur Kommunikation, wiewohl okkulteren, zwischen beiden Antipoden: "Am Ende meines Körpers (von den Füssen aus gesehen) wachsen Haare, der Weg dorthin ist lang, ... die Reise dauert 7 Jahre. An regnerischen Tagen sind die Haare von hier unten kaum zu sehen ... sie sind ein bisschen unheimlich und seltsam und nachts machen sie oft Krach." Menschen setzen sich "Basketball- oder Rappermützen" (Joachim Lottmann), auf den Kopf, hinten hängt ein mit einem Frotteering zusammengehaltener Zopf heraus, und auf den Schirm wird die Sonnenbrille geschoben, wo sie so lange bleibt, bis die Mütze verwest ist. Bei den Füssen das gleiche Schauspiel, alles, was geht, bekommt Absätze, Turnschuhe und Gummistiefel und dazugehörige Schonbezüge, und man wartet, nachdem die Gesundheitsfirma Birkenstock nun die neue Saison wieder mal mit Flip Flops angeht, deren Eleganz der einer Scheibe Graubrot mit Tilsiter in nichts nachstehen, wann sie wohl mit Ballettschuhen "antanzen" wird.

Tex Rubinowitz | Dauerhafter Link | Kommentare (7)


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