Riesenmaschine

14.04.2006 | 00:47 | Anderswo | Alles wird besser

Echt gefälscht


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)

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Eine Weile glaubte man, die Sache mit der virtuellen Realität, an deren Perfektionierung man so 20 Jahre lang vor sich hinarbeitete, wäre der Weisheit letzter Schluss, und irgendwann würden simulierte Welten schon so aussehen wie ein Holodeck bzw. das Holodeck eben wie die richtige Welt. Dann aber wurde klar, dass es komplett bescheuert ist, mit Cyberhandschuhen und -helmen herumzuhampeln, und dachte sich glücklicherweise etwas Neues aus: reale Virtualität – die Darstellung ausgedachter Welten in echt, das Adventure zum Herumlaufen. Im Falle der Bostoner Attraktion 5-Wits, deren neue Show "Tomb" gerade angelaufen ist, steckt man allerdings leider noch ziemlich tief in den 80ern. Die Effekte sind nicht wie bei Steven Spielberg (wie der Boston Globe schreibt), sondern eher auf B-Movie-Niveau, die Aufgaben – Ziel ist das Finden der Grabkammer und anschliessendes Erwecken des Pharaos – zum Grossteil im Pfadfinderstil. Und überhaupt besteht das Abenteuer nur aus dreieinhalb Kammern, deren Wände in Textur und Material an Playmobil erinnern, und die in einer eher schäbigen Hütte notdürftig zusammengeschraubt herumstehen. Trotzdem, verglichen mit (hier bitte irgendein langweiliges Textadventure einsetzen) ist dies entertainmenttechnisch ein gewaltiger Sprung, nach vorne, versteht sich, und die Gesamtanlage ruft, nein, schreit verzweifelt nach Weiterentwicklungen, die es offenbar ansatzweise auch schon gibt. Ist dies die Zukunft der Welterforschung? Kommt nach Alexander von Humboldt und Lawrence von Arabien (zu gefährlich, zu anstrengend), nach Doom und Tomb Raider (schlecht für die Augen) jetzt die kompakte Weltsimulation im Hinterhof? Man muss nur ganz fest daran glauben.


13.04.2006 | 17:12 | Essen und Essenzielles

Löffelei


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Was essen eigentlich Schwächelnde so den lieben langen Tag? Ihnen gibt man ein schönes Kogel-Mogel, auch Zuckerei genannt, damit sie wieder zu Kräften kommen. Und um die Kinder schon mal darauf vorzubereiten, dass sie, wenn sie daran dächten zu schwächeln, ein mit Rotwein und Zucker verrührtes rohes Ei auslöffeln müssen, bietet die Firma Milka jetzt rechtzeitig zu Ostern ein hübsches Simulationsset an. Vier falsche Eier mit zwei echten Löffeln, zwei, falls sie einen versehentlich verschlucken, denn wenn Milka schon, wie im verwichenen Winter, essbare Skier anbietet, warum sollten die Löffel nicht auch zum Verzehr geeignet sein? Dafür bitte jetzt schon mal das Heimlich-Manöver üben.

Tex Rubinowitz | Dauerhafter Link | Kommentare (2)


13.04.2006 | 01:17 | Berlin | Alles wird schlechter

Praktikanten für alle


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)

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Bekanntermassen ist das Gejammer über Dauerpraktikanten seit rund einem Jahr ein Lieblingsthema der Zeitungen. Wer aber dachte, durch eifrige Gegeninitiativen würde das Problem gelindert oder gar aus der Welt geschafft, hatte sich geirrt – es geht jetzt erst richtig los. Nach der Werbe-, Medien- und Filmbranche hat nämlich auch die Gastronomie gemerkt: Man muss für Hilfsarbeiten gar nicht mehr schlecht bezahlte Studenten einstellen. Es gibt jetzt ja auch unbezahlte Praktikanten. Oder wie sonst wäre der links abgebildete Aushang des Kaffeehaus Maybach zu deuten?

Natürlich schaffen es nur die allerwenigsten Praktikanten, direkt als Servicekraft übernommen zu werden. Den meisten bleibt nach drei Monaten nur ein Zeugnis und die Hoffnung, mit dieser Referenz und den gewonnenen Kontakten in der Kellner-Szene bei einem renommierteren Kaffeehaus oder gar bei einem richtigen Restaurant ein weiteres Praktikum zu ergattern. Das geht dann über Jahre so. Dennoch ist ein Praktikum vermutlich die einzige Hoffnung für alle, die bisher verzweifelt einen Einstieg in die Gastronomie-Branche gesucht hatten. Bei Interesse: Anrufen unter 030-61283110. Es sei aber gewarnt: Bei diesem Praktikum dürfte man grosse Teile der Arbeitszeit mit Kaffeekochen beschäftigt sein.


12.04.2006 | 11:10 | Berlin | Fakten und Figuren

Pecha Kucha in Berlin


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"Keine Zeit, keine Zeit, keine Zeit", denkt das weisse Kaninchen auf der anderen Seite des Spiegels. Und so geht es vielen Zeitgenossen, weshalb eine allgemeine Beschleunigung der Lebensabläufe festzustellen ist. Nicht nur das Schäferstündchen wird zum Speed-Dating, auch die gepflegte Abendunterhaltung unterliegt der Akzeleration. Pecha Kucha heisst ein neues Veranstaltungsformat, das angeblich aus Tokio stammt und nach Terminen in Los Angeles, London, Rotterdam und Melbourne heute zum ersten Mal in Berlin stattfindet (Klub der Republik, Pappelallee 81, 20.20 Uhr sine tempore). Nur äusserlich dem Powerpoint-Karaoke verwandt, geht es beim Pecha Kucha darum, zu 20 Bildern, die jeweils exakt 20 Sekunden stehen bleiben, zu extemporieren und also in fünf Minuten ein Thema zu erschlagen. Wir werden sehen, ob und wie das funktioniert, bzw. in meinem Fall: es aktiv ausbaden müssen, falls nicht.


12.04.2006 | 10:17 | Anderswo | Alles wird schlechter

Mozart's balls


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Es gab die Schweine in Cincinnati, die Buddy Bears in Berlin, Sydney und auch Hongkong. Es gab die Kühe in Chicago, New York und noch mehr Städten, als selbst der grösste Kulturpessimist hätte voraussagen wollen, wie man bei cowparade.com oder auch hier in der Riesenmaschine nachlesen kann, wenn man absolut nichts anderes zu tun hat. Auch Salzburg hatte eine Kunstkuhaktion, die jedoch so sehr unterging, dass sie nicht einmal auf der Kuhparadenseite erwähnt wird. Also versuchen die Salzburger es dieses Jahr aufs Neue.

Nun sollte man nicht über öffentliche Kunst meckern, so wie man bei den Paralympics nicht die Sportler ausbuhen soll, aber angesichts der neuen, dem Mozartjahr 2006 gewidmeten Salzburger Aktion, vergeht einem das Schweigen. Die Mozartkugeln sind von so sensationeller Einfältigkeit und gestalterischer Unbedarftheit, dass sie fast schon wieder rührend wären, wären sie nicht so hässlich. Die Liste der Kugel-Künstler mag einen dann jedoch wieder beruhigen, wenn nicht sogar beglücken; in schöner Eintracht findet man dort "Designer", "urban artists", Künstlergruppen, die Universität für angewandte Kunst Wien direkt neben dem "Kreativprogramm der Psychiatrie I" oder auch der "Kreativklasse 4b der HS".

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Rapp aus Österreich


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