Riesenmaschine

06.05.2006 | 01:44 | Sachen anziehen | In eigener Sache

T-Shirt-Hacking, Vol. II


Weil es noch mal geht. (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)

Hurra! Pünktlich zum Sommeranfang sind die 2006er Riesenmaschine-T-Shirts aus der Druckerei eingetroffen, nachdem der 2005er Flight (siehe oben, Pressefotos) nahezu komplett vergriffen ist. Wieder wurden handverlesene Second-Hand- oder eingereichte Lieblings-T-Shirts mit Aufdruck behutsam rücksichtslos mit dem Riesenmaschine-Schriftzug schwarz überdruckt. Jedes Shirt wird dadurch zum Unikat und erhält eine semiotische Vielschichtigkeit, anhand derer sich die Archäologie der Konsumgesellschaft betreiben lässt. Touristische Souvenir-Shirts sind ebenso darunter wie hochwertige Markenware aus vergangenen Jahrzehnten und New-Economy-Firmenshirts, deren zugehörige Firmen längst nicht mehr existieren. Im WM-Jahr gibt es natürlich einen gewissen Fussball-Bias. Wie üblich erhielt jedes Shirt einen eigenen Titel und eine charismatische Beschreibung verpasst. Treue Riesenmachine-Leser, die uns auf diesen Aufruf hin zwei Shirts eingeschickt haben, werden eins davon postwendend bedruckt zurück erhalten. Möglicherweise ist es das hässlichere von beiden, aber das ist Teil des Spiels. Sichern auch Sie sich eines dieser begehrten Einzelstücke, die dermaleinst auf eBay ein Vielfaches des Einstiegspreises erzielen werden! Experten sprechen bereits jetzt von einem herausragenden T-Shirt-Jahrgang. Richten Sie einfach eine E-Mail mit verbindlicher Reservierung an tshirts@riesenmaschine.de, und wir teilen ihnen die Zahlungsmodalitäten mit.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Reclaim the Shirts


05.05.2006 | 19:12 | Anderswo | Fakten und Figuren | Vermutungen über die Welt

Budget-Ampel mit Brezelschrift


Grüner wird's nicht
Während die Stadtlicht GmbH in Berlin
Schnickschnack-Ampeln
mit Navigationssystem aufstellt, die dann wieder von irgendwelchen Streetart-Heinis mit Smileys bemalt werden, beschreitet das Ampelamt von Myanmar (das ein gewisser
Bono
nur Burma nennt) andere Wege der Verkehrsregulierung: Es platziert an die Strassenkreuzungen des Landes Ampeln, die aus bemalten Blech gefertigt sind. Diese Ampeln haben den Vorteil, dass sie gänzlich ohne Strom auskommen, denn der ist in Myanmar äusserst rar. In weiten Teilen des Landes kommt oft tagelang kein einziges Elektron (von Protonen ganz zu schweigen) aus der Steckdose, und selbst Stadtteile in Grossstädten wie Mandalay werden nur abwechselnd und dann auch nur stundenweise mit Elektrizität versorgt. Zudem fördern die Budgetampeln das eigenständige Denken, denn jeder Verkehrsteilnehmer muss selbst entscheiden, was gerade Phase ist. Da wir während des Birmanischunterrichts (Myanmar wird in Deutschland auch bisweilen Birma genannt) hauptsächlich den doofen Bono geärgert haben, können wir hier leider nicht sagen, was auf dieser Ampel, die die Riesenmaschine in der Kleinstadt Nyaungshwe fotografierte, geschrieben steht. Wir wissen aber, das man die Schrift der Myanmarer auch eine Blasen- oder Brezelschrift nennt und was die Myanmarer sagen, wenn Ihnen eine Handschrift besonders gut gefällt, nämlich: "Du schreibst wirklich wunderbar rund."

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Navigare necesse est?

Christian Y. Schmidt | Dauerhafter Link | Kommentare (2)


05.05.2006 | 12:29 | Gekaufte bezahlte Anzeige

Mediengruppe Telekommander


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
"Ich mache auch was mit Medien". Das steht auf einem T-Shirt der Mediengruppe Telekommander, und zwar direkt neben einer brennenden Fernsteuerung. Das ist lustig. Heute erscheint das neue Album der Mediengruppe Telekommander. Es heisst "näher am menschen", ist toll und hier zu kaufen.

Lustige T-Shirts, tolle Alben, das ist erstmal nicht so unglaublich besonders. Doch besonders ist aber die erste Single des Albums "Bild Dir Deine Meinung" und was die Mediengruppe Telekommander damit macht. Man kann die Single im mp3-Format nämlich als Promotion für die Single im CD- oder Vinylformat in voller Qualität ganz offiziell kostenlos herunterladen. "Hä?" fragt jetzt sogar der hartnäckigste Befürworter von Filesharing. Die Antwort lauert hinter Googleidol, so einer Art "Welt sucht den Superstar" als Playbackversion. Dort kann man sich die Texte runterladen und eben auch die Single. Anschliessend soll man eine Playbackversion der Single als Videoclip aufnehmen – die dann im Videoclip der Songs im Musikfernsehen auftaucht. Der vermutlich crossmedialste Ansatz der Welt.

Wenn man wie zum Beispiel ich die Mediengruppe Telekommander super findet, allein schon für ihr erstes Album "Die ganze Kraft einer Kultur", kann man auch dafür voten, dass sie bei der Loveparade zusammen mit Deichkind auf einen Wagen kommen. Je nach dem, wie man Deichkind und die Loveparade so findet, kann man sich damit natürlich auch hervorragend an ihnen rächen, aus dem Stand fällt mir kaum jemand ein, der es nicht als Höllenfeuer empfände, auf einem Wagen umgeben von 2 Millionen trillerpfeifenden, nackten, drogenvernebelten 16-Jährigen zu fahren*. Wer herausfinden möchte, weshalb die Mediengruppe Telekommander soetwas tut, der möge sich auf ihrer MySpace-Seite oder bei Wikipedia näher informieren. Es könnte mit Subversion zu tun haben – insofern sind wir gespannt, was genau auf dem Loveparadewagen geschehen wird.

*[Nachtrag: Bei den stets fluffigen Popnutten kann man sich das Viralvideo ansehen, ganz am Schluss des Artikels]

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05.05.2006 | 01:37 | Anderswo | Zeichen und Wunder

ORGAN²/ASLSP – WIP


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Wer bereits hier oder dort oder ganz woanders erfahren hat, worum es sich bei ORGAN²/ASLSP handelt, kann gleich zum letzten Absatz springen. Allen anderen sei es kurz erklärt: Seit 2001 und noch bis 2640 wird in der St.Burchardi-Kirche in Halberstadt das längste Konzert der Musikgeschichte gespielt. Auf dem Programm steht dabei nur ein einziges Stück, ASLSP von John Cage, dessen Partitur auch bloss acht Seiten lang ist. Im Sinne des Namens As SLow aS Possible wird es allerdings recht langsam gespielt: Eine Viertelnote dauert drei Monate – was zugegebenermassen nicht die langsamste Möglichkeit überhaupt ist, aber ein guter Anfang.

Dabei wohnt der gesamten Aktion ein sympathischer Dilettantismus inne: Erst ging es ein Jahr zu spät los, dann hatte man sich nach kürzester Zeit bereits um 11 Monate vertan und die eigentlich vorgesehene Orgel gibt es überhaupt noch gar nicht, sondern nur ein Provisorium, bei dem die jeweils benötigten Pfeifen immer erst dann gekauft werden, wenn sie gerade gebraucht werden.

Heute um 15.45 Uhr ist wieder eine Viertelnote rum, das e und das e' werden feierlich verabschiedet. Der nächste Tonwechsel ist erst im Jahr 2008 und das e' ist überhaupt erst 2020 wieder zu hören, vorbeischauen lohnt also. Oder aber man fährt gleich zum Mond: Da läuft so ungefähr seit seiner Gründung in milliardenfacher Endlosschleife 4'33" (auch von John Cage) als Dauerklanginstallation.


04.05.2006 | 15:40 | Papierrascheln

Arme Schlucker


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Bis in die siebziger Jahre glaubte man noch, die Ursachen für Alkoholismus lägen in erster Linie an der prägenden Umgebung oder an dem Umstand, dass z.B. jemand zu Hause auf jemand anderen wartet und sich deshalb einen Cocktail aus Sehnsucht und Langeweile mixen muss, wie in diesem Propaganda-Comicstrip der Anonymen Alkoholiker, der eingestellt werden musste, weil es zu wütenden Protesten irritierter Leser kam.
Alkoholismus wird in der Literatur meistens glorifiziert, oder zumindest so kaschiert, dass sich die wirklichen Abgründe nur erahnen lassen können, sei es bei Hemingway, Bukowski, Jerofejew oder im Säufermagazin.
Simon Borowiak hat nun auch ein Buch geschrieben, das Alkohol zum Thema hat, Alk heisst es, und ist zweifellos das Beste, was zu diesem Thema zu sagen ist. Mit einem amateurwissenschaftlichen Ansatz beschreibt der Autor aus eigener Erfahrung, wie kompliziert die Ursachen für eine Suchtkrankheit sind, wie schwer es ist, Alkoholiker zur Einsicht zu bringen, dass sie krank sind und wie höllisch Entzüge sein können. Er beschreibt das alles in einem so lakonischen Erzähl- und Erklärton, dass sich der empathische Schauer aber immer wieder mit grosser Heiterkeit abwechselt.
Irriterend ist einzig, dass auf Borowiaks Cover, genauso wie auf dem von Eichborn-Kollege Sven Regners Trinkerroman "Herr Lehmann", Bierverschlüsse abgebildet sind. Nur bei Regener ist der Beck's-Schriftzug eliminiert worden, bei Borowiak aber noch gut erkennbar. Kann die Brauerei also mit Borowiaks Buch eher leben?

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Wenn das der Wührer wüsste

Tex Rubinowitz | Dauerhafter Link | Kommentare (1)


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