Riesenmaschine

04.07.2006 | 13:44 | Anderswo | Alles wird schlechter

Assoziationskettenmassaker: Die Eisvernichtung


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Häufig ist es schwer, eine logische Koinzidenz zwischen einem Produkt und dessen Namen, oder umgekehrt zwischen Bedeutung und Handlung zu erkennen.
Beim in romanischen Ländern erhältlichen Fensterputzmittelmarktführer GLASSEX z.B. fragt man sich, wenn man Schwede ist, warum sie Speiseeis (Glass) auslöschen wollen, wo doch schon ein gewisser "Dosenmais" vor ziemlich genau drei Jahren mit anderen Mitteln genau dieselbe Eisvernichtung hinbekommen hat.
Beim Wort Blasen denkt jeder mit intakter Lunge und reinem Gewissen ans Pusten, z.B. in Luftmatratzen oder in ein Fagott, und nicht an eine sexuelle Handlung, so auch sicher nicht die Hersteller dieser neuartigen Hose. Warum muss es nur so viele Missverständnisse geben? Sprechen wir nicht alle die selbe Sprache? Die reine Sprache der Liebe und der klaren Fenster? Die man wiederum in Finnland, und schon geht es weiter mit der Kette der elenden Missverständnisse, mit Superpiss Glasreiniger wienert. Zumindest kann man nach einem zünftigen Plate Job, Superpiss gut gebrauchen, um die Platte ordentlich zu polieren. Denn "Bei polierter Platte werden die Ronden speziell behandelt und die Stempel aufwändig poliert", wie der Direktor der staatlichen Münze Berlin Dr. Szykorra vollkommen unzweideutig meint.

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Tex Rubinowitz | Dauerhafter Link | Kommentare (5)


04.07.2006 | 04:03 | Alles wird besser | In eigener Sache

Assoziationskettenmassaker


Hat nichts mit irgendetwas anderem zu tun (zum Glück): Frauendart. (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Menschen, die mit Menschenmassen kommunizieren, also Journalisten, Blogger, Werber oder Leute mit Hang zu Autoaufklebern, sollten sich überlegen, wie sie die Masse dort draussen behandeln. Hierbei gibt es grob vereinfacht drei Prinzipien. Das erste ist das des "für klug Haltens", das praktisch nie angewendet wird. Das zweite Prinzip ist das des "für dumm Verkaufens", was in der Mehrzahl der Fälle getan wird. Das dritte ist das, dem auch die Riesenmaschine folgt, eine Mischung aus den ersten beiden, das so genannte "für klug Verkaufen". Dabei nähert sich der Absender dem Rezipienten im Wissen, dass, wenn er schon keinen Plan vom Thema hat, er doch wenigstens den Hauch eines Plans ergoogeln kann. Alle können also eingeweiht tun und sind deshalb mindestens so froh wie diejenigen, die im Kino einfach mitlachen, auch wenn sie den Gag nicht verstanden haben.

Die Krux am "für klug Verkaufen" ist, dass man lange überlegen muss, wie man den Leser unterhält, ohne dass er sich vor jedem Lacher durch Wikipedia pflügen muss. Hierbei wiederum gibt es drei gängige Tricks. Der erste ist der des Wortwitzes, stufenlos verstellbar von wirres.net bis Lichtenberg. Der zweite ist die Metapher, die um so unterhaltsamer ist, je absonderlicher sie trifft; Metaphern können die Ekelfaszination des Kloakengeruchs von Sexualpartnern erreichen. Der dritte Trick hängt damit zusammen, ist aber eine Kunst für sich, es handelt sich um die Assoziation. Die Assoziation ist sowas wie ein Link, nur im Kopf. Man kann davon mehrere hintereinanderbasteln, dann spricht man von Assoziationskette und das ist das Tollste, was sich der Mensch im Bereich Kommunikation seit der Erfindung des Rats ausgedacht hat. Assoziationsketten sind so super, dass man ihnen, ähnlich wie Nagetieren, eigentlich unentwegt huldigen sollte. Genau das wollen wir hier auf der Riesenmaschine tun, mit dem Wettbewerb "Assoziationskettenmassaker", bei dem es darum geht, die gewundenste, wirrste, an den Haaren herbeigezogenste Assoziationsverkettung in einen Blogbeitrag zu pressen.

Das Publikum ist die Jury, kann aber auch mitmachen, auf den eigenen Blogs, durch simples Verlinken dieses Beitrags innerhalb des eigenen Beitrags bei gleichzeitiger Angabe des eigenen Beitrags in den Kommentaren, die dann von uns manuell verlinkt werden. Hochkompliziert, aber Assoziationsketten sind eben was für Kluge. Einsendeschluss ist am nächsten Sonntag, Auswertung ist nie. Die Kette ist das Ziel.


03.07.2006 | 18:00 | Essen und Essenzielles

Schneeball Revisited


Eine Kugel 25 Pfund (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Wenn man im Sommer in eine missliche Lage gerät, weil man beispielsweise gezwungen ist, sich zu bewegen oder sich unvermittelt in einer stark sonnenbeschienenen Gegend wiederfindet, ist es gut, Zugang zu einer Eisquelle zu haben. Will man nicht zum italienischen Eismann, weil man diesem ohnehin im Halbfinale gegenüberstehen wird, kann man Eiskrem auch selbst herstellen. Um der Zubereitung mittels durch Rührbewegungen mühselig untergejubelter Luft Geschmeidigkeit einzureden, benötigt man allerdings recht kräftige und ausdauernde Arme. Oder eine teure und sperrige Eismaschine, die den Rest des Jahres in der Küche neben dem Gemüsehobel und den anderen Küchengeräten vor sich hin gammelt. Klingt alles sehr anstrengend – ist aber noch viel anstrengender.

Einfacher und halbfinalgerechter funktioniert die Eiskremherstellung mit dem Ice Cream Ball: Zutaten, Eiswürfel und Salz rein, Behälter schliessen, Ball herumrollen, Eis essen, repeat. Fussball spielen sollte man mit der blauen Plastikkugel allerdings nicht, aber das würde ohnehin nur wieder zu zum Anfang dieses Textes führen und das, also nein, muss nicht sein.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Die Eismeister


03.07.2006 | 13:01 | Papierrascheln | Vermutungen über die Welt

Langer Rede kurzer Sinn


Hilfsmittel für und gegen Filibuster (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Aus der bayerischen Provinz kennt man das Absurdum, dass man beim gemütlichen Beisammensitzen einander zunächst mit freundlichen Formalien wie "S Glas in'd Hand, zum Wohl mitnand!" zuzutrinken pflegt, um sich bald darauf streitend kräftig einen aufzusalzen. Oft brechen schon wenig später die eingereichten Protestnoten mit aller Härte der Bedeutung über die Köpfe herein. Auf dem Weg dorthin kann man jedesmal der Aufforderung begegnen, einen doch gefälligst erst ausreden zu lassen. Ganz egal, ob einem nun grosser Sachverstand nachgerühmt wird oder man eher als Dorfdepp gilt, ein jeder will ausreden dürfen. Diese alte Sitte wurde in vielgestaltigen Schattierungen vom Rest der Welt übernommen und in den USA sogar in Form von Filibustern zu einem Abgeordnetenrecht hochgeschrieben.

Die Einforderung des Rechts auf Sprechen, bis man fertig ist, sei aber widersinnig, so meint der Münchner Philosophie-Emeritus Robert Spaemann. In seinem Buch "Personen. Versuche über den Unterschied zwischen 'etwas' und 'jemand'", in welchem er auf vielen trefflichen Seiten die Monumentalthesen des zeitgenössischen Reduktionismus und Utilitarismus bekämpft, findet sich eine kurze Passage über Kontextbezogenheit und -unabhängigkeit menschlicher Sprache. Die Bedingung wahrheitsfunktionalen Sprechens, so Spaemann, sei die Parzellisierung ihres Sinngehaltes – Träger von Wahrheit sei nicht die ganze Rede, sondern die einzelne Satzaussage. Streng kontextbezogen sei immer nur der falsche Satz – der wahre Satz hingegen bliebe stets kontextunabhängig. Gespräche sind nach Spaemann nur möglich, wenn niemand erst voll ausreden müsse, um etwas Wahres zu sagen. Denn der Holist müsse in letzter Konsequenz das ganze Leben des Redners abwarten und erst nach seinem Tod dürfe er über den Wahrheitsgehalt seines Sprechens urteilen. Kurz: Man darf einen Redner also bei jeder irrigen Behauptung unterbrechen und verbessern.

Indes praktiziert man in der Grundsuppe aller Dialektik – also in Bayern – in Antithese zum grossmauligen Ausredenwollen schon längst auch das Spaemannsche Prinzip. Nämlich mit Hilfe des Masskrugs. Bei hinreichend grossem Impuls ergibt sich sogar die holistische Synthese, bis zum Ende des Redners abgewartet zu haben. Doch, wie überall in der Postmoderne, beginnen auch diese altehrwürdigen Sitten sich allmählich zu zersetzen.

Ruben Schneider | Dauerhafter Link | Kommentare (9)


03.07.2006 | 06:39 | Anderswo | Alles wird schlechter | Vermutungen über die Welt

Les Mots et les choses


Wer braucht schon web2.0 (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Viel Dummes wurde schon gesagt über das Internet. Und viel Dümmeres wird künftig noch gesagt werden. Den aktuellen Stand haben wir Ende Juni von Senator Ted Stevens (R- Alaska) erfahren dürfen.

Dass das Internet lediglich aus einer Reihe von Röhren ("series of tubes") besteht, ahnte man längst. Dass diese schon mal durch "enormous amounts of material" verstopft sein können, hat man bereits am eigenen Download erlitten. Woran das allerdings liegt, wer den Klempner bezahlen muss und wie überhaupt Politik so passiert, weiss man nun endlich ganz genau: Ted Stevens' Mitarbeiter sind Schuld, denn sie verschicken das komplette Netz über das Netz. "I just the other day got, an internet was sent by my staff at 10 o'clock in the morning on Friday and I just got it yesterday. Why?" empört sich der Senator in seiner ausgesprochen unterhaltsamen Rede, um hernach im Senate Commerce Committee gegen ein net neutrality-Amendment zu einer umfassenderen Telekommunikations-Gesetzesvorlage zu stimmen. Es kam wie es angesichts solch hart durchgebriefter Entscheider kommen musste, nämlich zum Patt. Nach der Sommerpause will Stevens mit den Demokraten weiter verhandeln.

Man darf schon jetzt gespannt sein, wie uns Ted Stevens demnächst die Ordnung der Dinge erklärt, wenn etwa Entscheidungen über den Weltraum, das Wetter oder den Videorekorder anstehen.


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