Riesenmaschine

17.11.2006 | 18:19 | Supertiere | Was fehlt

Die Büchersendung mit der Maus


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Wer zufällig auf der Website des Präparations- und Gestaltungsateliers Handschick und Lipprandt landet, mag sich vielleicht ein wenig wundern. Unter Hinweise steht da nämlich: "Frieren Sie Ihr Tier sofort nach dessen Versterben ein. Es genügt eine einfache Plastiktüte, die das Tier komplett umschliesst". Nun gut, sagt man sich dann, Plastiktüten, die als tragbare Schockfroster genutzt werden können, gibt es sicherlich schon seit Jahren, da hat man wohl nicht richtig aufgepasst. Was hingegen viel mehr zu denken gibt, sind die im Shop angebotenen Mäuselesezeichen (via b3ta). Allerdings nicht die Mäuse an sich, mit ausgestopften Nagetieren wurde schon ganz anderer Schabernack getrieben, nein, es ist der folgende Satz an einer anderen Stelle der Website: "Alle von uns angefertigten Präparate sind naturgetreu, individuell und anatomisch korrekt." Naturgetreu? Anatomisch korrekt? Was haben wir da verpasst? Wo auf der Welt leben regenbogenfarbene Fellplatten mit Mäuseköpfen? Warum hat uns keiner Bescheid gesagt?

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Nachts leuchten die Ratten doch


17.11.2006 | 12:43 | Anderswo | Alles wird besser | Alles wird schlechter | Papierrascheln

Live aus dem Possibility Room


Imagine all the possibilities
Die im letzten Jahr neu eröffnete National-Bibliothek von Singapur ist ein solches Wunderding, dass man nicht mehr rauswill, hat man sie erst mal betreten. Die hellen Lesesäle, so hoch wie dreistöckige Häuser, sind angenehm temperiert, von den Panoramafahrstühlen aus kann man die halbe Stadt aus einer ganz neuen Perspektive überblicken und die Bänke in den grossen, ins Hochhaus integrierten Gärten, laden zum Rauschausschlafen in tropischer Umgebung ein. Zwar war die Buch- und Mediensammlung in Englisch, Chinesisch, Malaiisch und Tamil bereits seit langem ausgezeichnet. Jetzt ist aber auch noch das ganze Recherche-, Verleih- und Medien-Equipment mehr als nur state of the art, so dass das öffentliche Bibliothekswesen Singapurs endgültig das beste der Welt sein dürfte.

In den Stockwerken drei, vier und fünf beherbergt das Haus an der Victoria Road zudem ein Drama-Centre. Auch hier wurde an jede Eventualität gedacht. So findet der Besucher neben einem Theater für über 600 Besucher auch einen "Imagination"- sowie einen "Possibility Room". Was in den beiden Räumlichkeiten passiert, das kann man im Programm der NLB nachlesen: Am kommenden Wochenende bis nächsten Mittwoch z.B. das Festival Animation Nation. Was nicht geht, das hat, wie die Financial Times am 4.10. in ihrer Printausgabe berichtete, der Singapur-Erfinder und Mentor der hiesigen Regierung Lee Kuan Yew neulich westlichen Geschäftsleuten auf einer Konferenz gesagt (Zitat auch hier): Wenn aufgrund eines "freak result" bei Wahlen die Opposition in Singapur an die Macht käme und diese mit den riesigen Währungsreserven Singapurs anders umginge als die seit 1959 regierende Quasi-Staatspartei, müsse eben das Militär einschreiten. So viel zum momentanen Stand von Possibility in Singapur.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Vive la food republique

Christian Y. Schmidt | Dauerhafter Link


17.11.2006 | 01:35 | Fakten und Figuren

Der Blogg


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
In Zeiten grassierenden Illettrismusses, also des Defekts, Buchstaben zwar erkennen und lesen zu können, aber häufig den Kontext eines Wortes nicht zu begreifen, taucht hin und wieder ein noch nicht von Pschyrembel oder Wikipedia erfasstes Phänomen auf, das des so genannten Wunschverlesens. Auf dem Zettelchen, das man in der Klasse zugeschoben bekommt, auf dem "Du bist doof" steht, liest man z.B. statt doof lieb.
Illettristische Internetverdorbene lesen vielleicht in der gestern erschienen Opazeitung DIE ZEIT im grossen Hans-Haacke-Interview von Hanno Rautenberg: "Ich war fürchterlich naiv, ich habe ein Werk an Flickr verkauft. Er ist ein Nazikriegsgewinnler der dritten Generation". Wenn man noch einen Restverstand hat, wundert man sich kurz, was die Fotomüllhalde mit dem Terrorregime zu tun haben soll, und dieser Moment, wo sich das Missverständnis in zwei eigenständige Bilder teilt, kann ebenso Endorphine freisetzen, als ob man an einem Gummiseil eine Brücke runterspringt, oder im Dschungel ein komisch geformtes, unbekanntes Tier entdeckt hat. Im selben Interview fragt Rautenberg Haacke: "Aber der Bild-Blogg, der die Fehler der Zeitung auflistet, könnte doch eine Hans-Haacke-Arbeit sein." Hatte man sich da eben schon wieder verlesen? Nein, so steht es da. Aber was ist Der Blogg? Im Internet wird man fündig: Der Blogg ist eine Figur des Kinderbuchautors Dr Theodor Seuss (aus "The shape of me and other stuff"). Und auch wenn man die Zusammenhänge so ganz klar nicht sieht, wird schon wieder eine Handvoll Endorphine ausgeschüttet.

Tex Rubinowitz | Dauerhafter Link | Kommentare (6)


16.11.2006 | 16:42 | Anderswo | Nachtleuchtendes | Zeichen und Wunder

Fax an Space Invaders


kein C64 Spiel
Mit Konstanten ist das so eine Sache. Von Soft- und Hardwareentwicklern, die eine Obergrenze für irgendwas als konstant festlegen (99 SMS, 640 kB RAM) heisst es zu Recht, dieses Vorgehen wäre Ausdruck geistiger Trägheit, von Starrköpfigkeit und Fantasielosigkeit. Dass ein 128 Zeichen langes Liebesgeständnis per SMS nun plötzlich kein Platz mehr im Mobiltelefon haben soll, 4 Stunden Musik und 80 Fotos jedoch noch problemlos unterzubringen sind, wird genau von diesen Menschen verantwortet. Junges Glück wird so täglich noch im Entstehen vernichtet.

Den Schöpfer des Universums hingegen hört man noch sagen: "300.000 Kilometer pro Sekunde sollten eigentlich schnell genug für jeden sein." Nimmt man heute den Hörer ab, um einen guten Freund anzurufen, der gerade im Sternbild Herkules wohnt, klingelt sein Telefon erst 22.800 Jahre später. Und dann dauert es noch einmal so lange, bis das "Hallo? Wer ruft da während der Simpsons an?" aus dem Hörer bellt.

Egal! Je eher dran, desto eher kommt es an, dachte sich Frank Drake am 16. November 1974. Er schickte ein Fax, bekannt als die Arecibo-Nachricht, über die die Riesenmaschine exakt alle 32 Jahre berichtet, in damals wie heute trendiger Pixelästhetik an den wohnlich aussehenden Kugelsternhaufen Messier 13. Gut, dass er es schon damals gemacht hat, denn jetzt müssen die Empfänger schon nur noch 22.768 Jahre auf den Empfang warten und haben dann hoffentlich Papier und Tinte im Faxgerät, bzw. ihre Radioteleskopantennen in die richtige Richtung gedreht, und hören die entscheidenen 3 Minuten auch zu.

Hoffentlich kann sich die Menschheit an all das auch noch erinnern, wenn im 470. Jahrhundert auf einmal das Faxgerät klingelt und folgende Nachricht herausfällt: "Hübsch. Hängt jetzt hier am Kühlschrank."

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Rätsel für die ganze Welt


16.11.2006 | 12:44 | Alles wird besser | Sachen kaufen

Transparente Systeme

Die moderne Welt ist in vielerlei Hinsicht zu undurchsichtig. Das kann man daran erkennen, dass wir mittlerweile viel mehr über das Weltall wissen (durchsichtig) als über das Innere der Erde oder das Innere unserer Köpfe (undurchsichtig). Viel schlimmer: Kaum noch jemand weiss, wie eigentlich so ein Auto, Computer oder Ziegelstein im Innern aussieht. Am Ende werden wir alle dafür bezahlen, dann nämlich, wenn die undurchsichtigen Dinge heimlich die Revolution anzetteln. Vermeiden könnte man dies, wenn man viel mehr Dinge aus Glas herstellen würde. Einen sinnvollen Anfang macht die Firma ClearBlueHawaii mit dem transparenten Kayak (via Productdose), das es in Kombination mit ebenfalls weitestgehend transparentem Wasser erlaubt, bis zum Meeresboden zu sehen – wenn nicht die meist undurchsichtigen Fische dazwischenfunken. Wie Fische funktioneren, versteht man auch nicht richtig.


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