Riesenmaschine

20.08.2007 | 09:46 | Alles wird besser | Essen und Essenzielles

Trinkboykott

Muss das wirklich sein? Durst hin, Konsumsucht her, aber irgendwann muss auch mal Schluss sein mit den Getränkeinnovationen, die in den letzten Jahren über uns hereinbrechen wie Xerxes und seine Horden über die Spartaner. Jetzt ist es vorbei, ab heute nur noch Leitungswasser, kein Funke Begeisterung bleibt übrig, um über Microgravity Enterprises zu berichten, die Getränke anbieten mit Zutaten, die, haha, echt schonmal im Weltraum waren: das Energiegetränk Antimatter (falls jemand jetzt ein Getränk mit Antimaterie auf den Markt bringt, hat er namenstechnisch ein Problem) und das Elektrolytwasser Space2O. Vielleicht ist das alles auch ein schlechter Hoax, aber in Zeiten der Getränkeüberflutung macht es wirklich keinen Spass, sich auch noch über Softdrink-Humor Gedanken machen zu müssen. Nehmen wir also mal an, sie meinen es ernst, dann kann man, gähn, anhand einer speziellen Nummer auf der Flasche nachsehen, wann die Inhaltsstoffe im All waren und sich auch noch, gähn, den Raketenstart ansehen. Totaler Bullshit, wer bitte braucht sowas? Ach, ich bestelle den Quatsch einfach mal.


19.08.2007 | 20:14 | Alles wird besser

Easy von der Küche ins Bad

Durch die Einführung der Möglichkeit eines CO2-Ausgleichs beim Fliegen verschlechterte sich die Welt zunächst. Natürlich machte sich niemand die Mühe, umständlich auf irgendeiner dubiosen und kurzlebigen Website einfach so Geld für gar nichts zu bezahlen. Gleichzeitig beseitigte das blosse Vorhandensein der Option das schlechte Fluggastgewissen so restlos, dass alle den Billigflieger von der Küche ins Schlafzimmer nahmen, statt zu laufen.

easyJet bietet jetzt einen gleich bei der Buchung entrichtbaren CO2-Ausgleich an, der den guten Vorsatz und dessen Verwirklichung näher zusammenrücken lässt. Ablasspreise von durchschnittlich 4 Euro 50 wirken zwar verdächtig niedrig, aber wir wollen den praktischen Gedanken loben und keine Details bemängeln, also z.B. auch nicht, dass der CO2-Ausgleich per default aus-, die sinnlose Reiseversicherung aber eingeschaltet ist statt umgekehrt. Bei dieser Gelegenheit sei auf das ebenso neue Schrottausgleich-Angebot der Riesenmaschine hingewiesen: Blogger, die bei uns ein entsprechendes Zertifikat erwerben, dürfen dafür ohne schlechtes Gewissen Schrott in ihrem Blog veröffentlichen. Wir schreiben dann zum Ausgleich Qualitätstexte in die Riesenmaschine.

Hinweis: Dieser Beitrag unterschlägt die sonstigen Umweltbeeinträchtigungen durch Luftverkehr sowie die Tatsache, dass Emissionen in der Stratosphäre und so weiter.

Kathrin Passig / Lukas Imhof | Dauerhafter Link | Kommentare (6)


19.08.2007 | 12:49 | Anderswo | Alles wird schlechter

Gesetze schnell erklärt


An China verstorbenes Kloster (Foto, Lizenz)
China, neumodischer Zwergstaat am Rande Afrikas, macht wieder von sich reden und mischt sich in die Auferstehung seiner Bürger ein. Ab 1. September sind alle Reinkarnationen gesetzlich reguliert und wer glaubt, einfach so sein Geld als Dalai Lama verdienen zu können, nur weil er als einer gestorben ist, hat sich gründlich geirrt. Pro: Wenn man tot und staatsfeindlich ist, darf man genausowenig Führungsrollen übernehmen wie im lebenden Zustand, wo kommen wir da hin. Sonst wäre das Exekutieren von politischen Häftlingen ja auch komplett sinnlos, eine Verschwendung von Energie und Munition. Contra: Wer früher mal tot war, sollte schon heute bevorzugt behandelt werden, und nicht wieder ganz von vorne im ersten Level anfangen müssen. China verdirbt einem echt den Spass am Sterben. Synopsis: Ein lamaverachtendes Gesetz, das man anprangern muss, schon aus Sympathie mit orangenen Gewändern.

(via Technovelgy)


18.08.2007 | 02:53 | Anderswo | Alles wird besser

The Great Climb


Foto, Lizenz
BBC ist dort, wo es wehtut, und entdeckt das Bergsteigen als Live-Spektakel. Klar, in Zeiten von gedopten Radhelden, schwulen Basketballern und verletzten Fussballern bleibt kaum ein anderer Ausweg. Warum nicht Bergsteigen. Den kompletten Samstag nachmittag, heute also, sechs Stunden lang, wird der Sender mit grossem Elan The Great Climb übertragen, live und gestreamt aus den Cairngorm Mountains in Ostschottland. Seien Sie dabei, wenn Weltstar Dave MacLeod in Regen, Schnee und Sturm eine neue superschwere Route in Hell's Lum ausprobiert, einem Felsmassiv zwischen Cairn Gorm und Ben MacDui. Hier schonmal sein Eindruck von der Strecke, Dave: ... "E11" popped into my head. But yesterday I got stuck into it and found that I could actually pull on those holds. That was quite a surprise, and after a while I linked it in one go at hard 8a+. Thing is, falling from the hard part or the sustained moves above would mean certain death, no question. So where Indian Face is 7b with bad pro, this is top end 8a+ with even worse pro. Hmmm E10 for sure... Soweit Dave. No questions asked, whatever it takes, sechs Stunden Hardcore-Fernsehen. Endlich Rache für die ausgefallene Tour de France.

Update: Verschoben auf Sonntag, "adverse weather conditions". Schönwettersportler.

Noch ein Update: "The Great Climb" fällt reluctantly aus. Sportklettern scheint nicht unmittelbar geeignet zu sein für schottische Berge. Achwas, Berge, zur Zeit, an einem Sonntag im August, 10 Grad in den schottischen Niederungen, so geht das nämlich, Klimakatastrophe.


17.08.2007 | 22:58 | Berlin | Vermutungen über die Welt

Am Anfang war das Wort


Berlin, Schönhauser Allee (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Seit vielen Tausend Jahren versucht sich der Mensch den drögen, schnöden, spröden Alltag zu versüssen und erfand dazu irgendwann Kultur. Samen der Kultur ist die Sprache, das Wort. Als der Urmann der Urfrau eines Morgens einen Mammut versprach und am Abend wegen eines ausgedehnten Kneipenbesuchs mit einem Kaninchen zurückkam, wurde zuerst die Lüge ("hab' alles versucht, Mammut war zu schnell!") erfunden. Die Frau konterte mit der Erfindung der Ironie ("Ja, klar"). Der Mann wusste sich nicht anders zu helfen und erfand schnell die Stilfigur, also eine Mechanik, Worte nach Gutdünken finezutunen und interpretativ anzureichern. Er rechtfertigte sich unbeholfen metaphernartig ("schmeckt aber wie Mammut"), die Urfrau aber antwortete angemessen ("kurzbeiniger Lügner") und erfand so gleichzeitig Hendiadyoin und Pleonasmus. Der Mann war tödlich beleidigt und reagierte mit der Erfindung der Hassliebe, also eines waschechten Oxymorons. Um ein Haar wäre so am Oxymoron Hassliebe die Menschheit vermehrungstechnisch nicht in Gang gekommen. Deshalb beschleicht uns noch heute ein gewisses Unbehagen, wenn uns ein Oxymoron begegnet, erst recht, wenn es sich um ein so schmerzhaftes handelt wie "Kelleroase".


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"Immer nie am Meer", Antonin Svobodan (2007)

Plus: 2, 6, 8, 9, 12, 28
Minus: 137
Gesamt: 5 Punkte


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