Riesenmaschine

14.11.2007 | 20:53 | Nachtleuchtendes

Schwindsucht obenrum


Da geht es hin, das All (Foto,Lizenz)
Das Universum sei jetzt "etwas leichter" als bislang angenommen, so meldet wissenschaft.de. Genauer gesagt sogar bis zu 20% leichter, was Astronomen für a little bit halten. Ein Fünftel eines ganzen Universums auf einmal weg! Wie dem auch sei, erklärt wird es auf brutale Art und Weise in einem längeren Paper aus Alabama: Offenbar gibt es in einem Haufen aus Galaxien statt stattlicher, leuchtender Gaswolken nur einige armselige, aber auch leuchtende Elektronen, was die leuchtende Masse im Haufen um einiges reduziert. Dies wiederum bedeutet, dass er auch deutlich weniger dunkle Materie zum Überleben braucht, was dem Fachmann sofort sagt, dass dies überall so ist. Als würde man das Gewicht eines Menschen anhand der Dicke des Ringfingers messen – beim Universum zumindest klappt das so ungefähr.

Eines ist in diesem Zusammenhang jedoch besorgniserregend: Ein paar Tage ist es erst her, da wurde das Weltall auf einmal 15% grösser und dadurch automatisch zwei Milliarden Jahre älter. Jetzt also ist es womöglich auch noch 20% leichter. Ist das ein Trend? Wo mag er enden? Eine Welt, die rapide altert und dabei immer mehr abmagert? Dafür haben wir jedenfalls keinen Eintritt bezahlt.


13.11.2007 | 17:33 | Alles wird besser | Sachen kaufen | In eigener Sache

Ein Führer für Geschenke (und andersherum)


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Noch sechs Wochen bis Weihnachten – Anlass und Gelegenheit, sich wieder verstärkt den uralten, fundamentalen Menschheitsfragen zu widmen, die im besinnungslosen Trubel des Jahreslaufs allzu schnell unter den Tisch fallen, nämlich: "Was soll ich dieses Jahr zu Weihnachten verschenken?", sowie: "Was soll ich mir dieses Jahr zu Weihnachten wünschen?" Diesmal wird es so leicht fallen wie noch nie, die richtigen Antworten zu finden, denn es gibt mit dem brandneuen, exklusiven Shoposkop eine bequeme Möglichkeit, den Persönlichkeitstyp des zu Beschenkenden sowie geeignete Geschenkvorschläge zu ermitteln. Das Shoposkop wurde von führenden Wissenschaftlern der Zentralen Intelligenz Agentur entwickelt, von Riesenmaschine-Chefgrafiker Martin Baaske illustriert, es operiert nach der eigens erfundenen Rated Tagging Method und irrt sich nie.

Machen wir einfach einmal einen Testdurchlauf, indem wir ein Weihnachtsgeschenk suchen für – nun, wir wollen es der Maschine nicht zu einfach machen, deshalb wählen wir probehalber einen durch und durch unsympathischen Menschen, für den uns überhaupt kein Geschenk einfällt. Wir suchen also – wie gesagt, es handelt sich nur um ein Experiment, eine Versuchsanordnung, um die Leistungsfähigkeit des Shoposkops zu prüfen – ein passendes Weihnachtsgeschenk für Adolf Hitler.

Das Shoposkop lässt uns mit diversen Schiebereglern und Koordinatensystemen spielen, wobei wir fünfzehn kurze Fragen zur Person zu beantworten haben. Nichts leichter als das: Der Betreffende wollte schon immer etwas mit Menschen machen, aber auch mit Medien. Er geht nicht aus dem Haus ohne Taschenmesser. Lieblingsfarbe: Braun. Ein klares Nein zu den Aussagen "Weniger ist mehr" sowie "Wir haben die Erde von unseren Kindern nur geliehen", ein ebenso klares Ja zum Satz "Was uns nicht tötet, macht uns hart". Andere Fragen sind kniffliger: Was findet er wichtiger, Kunst oder Sport? Beides ungefähr gleich, soweit wir informiert sind. Und ist er mehr nett oder mehr sexy? Hm, eindeutig nichts von beidem. Aber beim Schnick-schnack-schnuck entscheidet er sich doch wohl für den Stein.

Schon können wir auf den Auswertungsbutton klicken, und das Shoposkop teilt uns sofort das Resultat mit: Adolf Hitler, so erfahren wir, ist "der naturverbundene Kitschkopf". Das trifft den Nagel ebenso auf den Kopf wie die nachfolgende Charakteranalyse: "Man ist, was man hat! Das Leben ist zu kurz um es ernst zu nehmen! Und Spass kennt keine Stilvorgaben und keine Regeln. (...) Sie wissen was gut ist. Und dass Sie das wissen, das dürfen gerne alle wissen." Eine luzideres Psychogramm haben auch sechzig Jahre Faschismusforschung nicht erbracht.

Und die Hauptsache: Das Shoposkop schlägt sechs konkrete Geschenkideen vor, aus denen wir wählen können. Gut, die RayBan-Sonnenbrille kann man sich wohl eher nicht so vorstellen, auch das Businesssocken-Geschenkset ist vielleicht nicht das Richtige, aber hier: Das Geniesserset Churchill. Perfekt, das nehmen wir. Ein paar weitere Klicks, und das Ding ist gekauft. Weihnachten kann kommen.

Klaus Cäsar Zehrer | Dauerhafter Link | Kommentare (11)


12.11.2007 | 19:04 | Alles wird besser | Sachen kaufen | Sachen anziehen

Was ihr wollt.


Fetisch mit menschlichem Antlitz (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Kulturpessimisten beklagen, dass die Sitten allgemein verrohen. Bekannte (Frank Schirrmacher) und unbekannte (Alice Schwarzer) Feministen vermuten im Internet den Hort alles Bösen und in der Jetztzeit den Trend zu immer weiterer Verhärtung aller Dinge, was nur zum Teil zutrifft. Wenn auch die aus dem Boden schiessenden kostenlosen Videoplattformen klar anzeigen, dass in der Hardcorepornografie der Trend eindeutig zu reichlichem (Peter North), ja fontänenartigen (Cytherea) Flüssigkeitsausstoss, sowie zu eingehender Mundpenetration unter Tonsillenquetschung (Gagging) geht, soll doch andererseits nicht unerwähnt bleiben, dass in ebenjenem Internet auch ganz neue Softporno-Inspirationen schlummern. Hier sei exemplarisch www.wolltraum.de genannt, wo es herrliche Balaclavas, Willywarmer und grelle Unterwäsche gibt. Alles aus feinstem Mohair, Merino und weichsten Wollen. Einen Gagball hingegen sucht man vergebens.


12.11.2007 | 02:28 | Nachtleuchtendes

Intelligenter Massenselbstmord

Spätestens seit Blockbuster-Filmen wie Deep Impact und Armageddon weiss jedes Kind, dass die Menschheit irgendwann durch einen Felsbrocken aus dem All zu Tode kommen wird, so wie damals die Dinosaurier und noch früher eine besondere Art elfbeiniges Supereinhorn. Um zumindest rechtzeitig über unser nahendes Ende Bescheid zu wissen, scannen gewissenhafte Menschen jede Nacht mit Dutzenden von Teleskopen den Himmel ab, auf der Suche nach dem grossen Knallerzeuger. Letzte Woche war es wieder mal soweit: Ein neu entdeckter PHA ("potentially hazardous asteroid") sollte die Erde, den Berechnungen zufolge, nur um knapp 6000 km verfehlen – weniger als ein Erdradius, und damit wäre 2007 VN84 einer der gefährlichsten aller je entdeckten Asteroiden. Aufregung unter den Weltrettern, Alarm an alle Einheiten, nach draussen jedoch Ruhe bewahren: Niemand soll sich seine letzten Tage von Panik vermiesen lassen.

Erde, nach dem Einschlag (Foto, Lizenz)

Gestern dann die erfreuliche Entdeckung: Ein Experte aus Moskau mit dem enigmatischen Namen Denis Denisenko stellt fest, dass die Bahn von 2007 VN84 überraschend so ähnlich aussieht wie die der künstlichen Sonde Rosetta. Wie es der Zufall so will: Auf ihrem Weg zum Kometen 67P/Churyumov-Gerasimenko kommt Rosetta Mitte November tatsächlich knapp an der Erde vorbei, und zwar, weil es ganz genauso geplant war. Wenige Stunden später dann ist es offiziell: 2007 VN84 ist niemand anderes als Rosetta. Natürlich hätte man das schneller wissen können, wenn nur verschiedene Organisationen mehr miteinander kommuniziert hätten.

Alarm also abgeblasen, nochmal Glück gehabt. Wenn, dann wäre es ohnehin Selbstmord gewesen und nicht Totschlag aus dem All; dafür ist eine andere Behörde zuständig. Akte wird Montag überstellt.


11.11.2007 | 20:43 | Was fehlt | Zeichen und Wunder

Ein weiterer Tag in der Firma


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Letztlich war er selbst – Berzel dachte über sich stets in der dritten Person nach – der einzige, der ihn selbst wirklich verstand, dachte Berzel bei sich. Es war an der Zeit, seine eigenen Ratschläge aus "Berzel's Original Karrierephasenstrategie" zu beherzigen und von "Der Pilz – Berzel's Original Einbeinphase©" auf "Der Mensch – Berzel's Original Zweibeinphase©" umzustellen und sich ein strategisches zweites Standbein innerhalb des Konzerns aufzubauen. Als Assoziiertes Mitglied der Vizeleitung PC-Dienstleistungen war er schon dicht dran. Aber erst als Vorstand PC-Dienstleistungen würde er die Kompetenz bekommen, in der Firma den neuen Bereich aufzubauen, den er schon so lange plante – und jetzt wollte Beusecke weg: ein Angebot über zwovierzig plus Bonus, Dienstsänfte, Südbüro, zwei Sekretärinnen mit Sekretärin und volle Entscheidungsgewalt über Abteilung FFF.

Über den neuen Bereich hatte Berzel noch kein Wort verloren, vor niemandem, aber er arbeitete bereits fieberhaft an der Präsentation. Er wollte dem Vorstand, seinen zukünftigen Kollegen, zeigen, wo es strategisch hingehen müsse, auch von der Motivation her. Er hatte schon so lange die Gesichter der Kollegen beobachtet, alle schienen es zu wollen, das konnte er in ihren Augen sehen. Und dann friss oder stirb, dachte Berzel, wenn sie nicht wollen, macht er sich eben damit selbstständig.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Ein schöner Tag in H0


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