Riesenmaschine

21.03.2008 | 15:22 | Anderswo | Zeichen und Wunder

Zürich-Spezial IV: Schattengraffiti


Die Sonne bringt es an den Tag (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Seit den Tagen Harald Nägelis hat Zürich einen Ruf als Graffiti-Standort zu verlieren. Selbst das Treiben der Graffitiordner konnte der Innovationsfreude der hiesigen Graffiti-Szene keinen Abbruch tun, sondern hat im Gegenteil das Genre des 3D-Palimpsests provoziert. Ein besonderer hot spot für innovative Formate ist die Gegend um das Museum für Gestaltung, wo auch noch ein paar Nägelis im Original zu besichtigen sind. Genau gegenüber, in der Limmatstrasse tauchte kürzlich auch das erste Schattengraffiti der Stadt auf. Richtig neu ist diese Idee zwar nicht – in Berlin finden sich schon seit Jahren die Schattenumrisse von Parkautomaten auf dem Trottoir. Neu ist allerdings die Technik, es wurde hier nämlich mit Klebeband statt mit Sprühdose gearbeitet.

Reiseinformation: Anreise mit Tram 4 oder 13 bis Haltestelle Limmatplatz, rund um die Uhr geöffnet (am besten jedoch bei Laternenschein), kein Eintritt.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Zürich-Spezial III: Lärmschutzpilze


21.03.2008 | 15:01 | Anderswo

Zürich-Spezial III: Lärmschutzpilze


In den 80ern für lärmschutzsuchende Kinder entwickelt, heute als Fahrradständer zweckentfremdet: Lärmschutzpilze von Bühler-Schmott (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Viele Hörer der Radiosendung Folge 137 haben nach dem Reisetipp "Molpe" bedauert, dass die für die Kleinstadt Molpe entwickelten und von Colanischüler Enrique Bühler-Schmott designten Lärmschutzpilze (Molpe liegt in einem Nato-Tieffluggebiet) nicht ein grösserer kommerzieller Erfolg waren, immerhin sorgten sie 1982 auf der Hannovermesse für einiges Aufsehen. Wer sich fragte, wo denn dieser einzigartige Klassiker des Lärmschutzdesigns ausser auf dem Spielplatz der Waldorf-Kita in Molpe noch eingesetzt wurde und ob heute überhaupt noch Exemplare ausserhalb der einschlägigen Designmuseen zu besichtigen wären, der findet auf dem Campusgelände der ETH Zürich auf dem Hönggerberg einige gut erhaltene, wenn auch vom Staub der Jahre etwas schmutzig gewordene Exemplare.


Reiseinfos: Anreise mit Bus Nr.69 bis Endstation, ganztags geöffnet, kein Eintritt.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Zürich-Spezial II: hässlichstes Gemüse der Welt


21.03.2008 | 13:53 | Anderswo | Essen und Essenzielles

Zürich-Spezial II: hässlichstes Gemüse der Welt


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)

Nackt sieht es auch nicht besser aus. (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Es sieht aus wie eine Mischung aus Spargel und Romanescu bzw. Rhododendron, erinnert von fern aber auch an Baumpilze oder ein Ungeheuer aus der Tiefsee. Gesichtet wurde das hässlichste Gemüse der Welt das erste Mal bei einem türkischen Gemüsehändler im Kreis 4. Laut Verkäufer ist es geniessbar in Form von "Salat oder Suppe", sicher ist er sich da aber auch nicht. Nach Entfernen des äusseren Gebüschs kommen fetzenartige Tentakel zum Vorschein, die im Rohzustand bitter schmecken. Innen sind sie hohl und laufen in der Pfanne braun an, schmecken danach aber milde mit einer Note von muffigem Rhabarber. Um damit auch nur ansatzweise Chancen auf den immer noch vakanten Posten des neuen Rucolas zu haben, bräuchte das haarsträubende Naturereignis zumindest einmal einen Namen, den uns jedoch auch der Verkäufer nicht nennen konnte oder wollte. Wir werden es bis auf weiteres "Quasimolo" nennen und wünschen ihm viel Glück bei seinem weiteren Werdegang.

Reiseinformation: Anreise mit Tram 2 oder 3 bis Haltestelle Lochergut (direkt gegenüber: die Stadtstalaktiten), Mo.-Sa. 8.30 – 20.00 Uhr, Sfr. 3,- (ca. 2,- Euro)

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Zürich-Spezial I: Stadtstalagmiten


21.03.2008 | 12:39 | Anderswo | Zeichen und Wunder

Zürich-Spezial I: Stadtstalagmiten


Stadtstalaktiten (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)

Gegenstück auf dem Bürgersteig. Obwohl täglich von Fussgängern begangen, wächst er schneller als jeder seiner Verwandten vom Land (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Seit einigen Jahren befindet sich eines der zähesten Vorurteile gegenüber der Grossstadt in Revision: der scheinbare Antagonismus von Stadt (als Brutstätte der Kultur) und Land (als Gastgeber der Natur) wird von Autoren wie Cord Riechelmann zunehmend unterspült. Längst weist die scheinbar lebensfeindliche Stadt eine grössere Artenvielfalt auf als das industriell bewirtschaftete Land. So leben alleine in der Stadt Zürich 1200 verschiedene Pflanzenarten – "viel mehr als ausserhalb der Stadt". Und da sind die 9000 verschiedene Arten sukkulenter Pflanzen der Sukkulentensammlung noch nicht einmal eingerechnet. Die Stadt ist also nicht nur kein Gegensatz zur Natur, sie ist auch das bessere Land. Einzig im Bereich der Tropfsteinhöhlen können Städte noch nicht mithalten, weshalb man bis heute weite Reisen in abgelegene und rückständige Gegenden auf sich nehmen muss, um Tropfsteine zu besichtigen.

Abhilfe schafft jetzt Zürich. An einem unscheinbaren Balkon eines Wohnhauses aus den 70er Jahren wachsen zur Zeit die ersten städtischen Tropfsteine. Begünstigt durch die mangelhafte Qualität der vorfabrizierten Betonteile tun sie dies sogar in einem für Tropfsteine atemberaubenden Tempo. Schaffen die Stalaktiten der Sophienhöhle gerade einmal zwei Zentimeter in hundert Jahren, sind die rund 30-jährigen Stadtstalaktiten bereits jetzt gut 10 cm lang und damit mit der mehr als fünfzehnfachen Geschwindigkeit unterwegs. Ein deutlicher Sieg des Urbanen – damit sind die Befürworter der teuren Subventionierung strukturschwacher ländlicher Gebiete um ein Argument ärmer – und die Stadt Zürich um eine Touristen-Attraktion reicher.

Reiseinformationen: Sihlfeldstrasse 138, mit Tram Nr.2 oder 3 bis Lochergut, rund um die Uhr geöffnet, kein Eintritt


20.03.2008 | 09:13 | Anderswo | Alles wird besser | Zeichen und Wunder

Standort Zug


Hessen hassen oder herzen? (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Das iPhone ist die Draisine des mobilen Internets: immer noch unpraktisch, aber wegweisend. Dazu der Rückgang des Festnetzes, die grossartigen Erfolge von Playstation Portable und Segway – kein Zweifel, die Gesellschaft wird immer mobiler, auch wenn verschiedene öffentliche Transportgesellschaften hart dagegen anstreiken. Die allermeisten Länder bis auf das manchmal bei Sturm schwankende Sealand verweigern sich jedoch diesem Megatrend und sind erschreckend immobil. Glückstreffer der Teilzeitmobilität treffen hier und dort einmal Länder, die günstig an Erdkrustenspalten gelegen sind, sonst liegen sie nur bewegungslos herum – kein gutes Vorbild in der globalisierten Welt, wo Mobilität von A nach B das A und O des wirtschaftlichen Forderungskatalogs ist. Das gewitzte Hessen aber ist einen Schritt weiter und hat flugs – oder sollte man sagen: zugs – nebenstehenden Aufkleber auf seine Züge gepappt: "Der Standort / gefördert durch das Land Hessen". Einen Zug zum Standort erklären – das ist die Zukunft, aber erst der Anfang! Förderung ist auch Beförderung. Globalisierung extrem: Länder zu Flugscharen! Beschleunigt die Kontinentaldrift! Ruht nicht, bis Ruhe abgeschafft ist und jeder Standort ein Fahrwerk hat.


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