Riesenmaschine

22.04.2008 | 14:22 | Effekte und Syndrome

Hysterie und Übertreibung


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Hysterie ist Grundform und Voraussetzung jedes Lebens, hat sicher irgendein Denker einmal behauptet. Und damit natürlich vollkommen Recht gehabt. Nicht bloss etymologisch, sondern auch sonst und überhaupt ganz im Allgemeinen. Schliesslich sind all die tollen Sachen, die wir so tun, um unsere Lebenszeit zu bewältigen (Fussball, sich verlieben, Schnaps trinken, postmoderne Philosophie), im Prinzip hysterischer Unsinn, bei dem Menschen ohne Notwendigkeit kreischend im Kreis laufen. Ausserdem trägt eine Kollektion erotischer Männerunterwäsche den Namen Hysterie.

Die Hysterie ist aus unserem Alltag also gar nicht wegzudenken und über jede Kritik erhaben. Erst recht die Hysterie in den Medien! Medien würden ohne schliesslich aussehen wie das georgische Staatsfernsehen an einem Montagnachmittag des Jahres 1982. Aus verständlichen Gründen richtet sich dieser Aufkleber daher nicht gegen die Medienhysterie an sich oder gar gegen unübertriebene Medienhysterie, sondern bloss gegen übertriebene. Eine Wortkombination, von der nur ein Hysteriker wie Bastian Sick sagen würde, sie sei eine überflüssige Dopplung.


21.04.2008 | 13:12 | Essen und Essenzielles | Vermutungen über die Welt

Single Cow


Das geht jetzt nie mehr weg: Sortenreiner Traubensaft (Hier war ursprünglich mal ein Bild, das von der Herstellerseite stammte; man kann es finden, wenn man nach first blush juice sucht.)
2005 prophezeiten wir die Welle der Sinnlosen Limonadenverfeinerung, die sich zwar bisher vor allem in Bionadeplagiaten geäussert hat, aber unzweifelhaft munter in den Startlöchern schäumt. Auf dem Saftsektor tauchen derweil sortenreine Traubensäfte auf, und es wird höchste Zeit für neue steile Trendvorhersagen, Thema Milch. Milch wird in den Molkereien aufs Gefühlloseste zusammengepanscht und auf einen bestimmten Fettgehalt eingestellt, dabei schmeckt, wie man von Fachleuten hört, jede Kuh anders. Wie lange kann es noch dauern bis zur Einzelkuhabfüllung? Spätestens 2012, behaupten wir mal vorsichtig, wird man morgens, mittags und abends beim Milchgebrauch "Glaub mir, den Unterschied zwischen Berta und Gerda schmeckt man!" zu den Doofies sagen dürfen, die noch glauben, es genüge, "Fleur du Sel" aufs Essen zu streuen, Terroirschokolade zu kaufen und sich mit Maulbeerseife zu waschen, die 25 Jahre in provençalischen Klostergewölben gelagert wurde. Später geht dann gar nichts mehr, und es bricht notgedrungen endlich die goldene Ära des Distinktionsgewinns durch totale Gleichgültigkeit an.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Single Cola, Single Cask


18.04.2008 | 14:13 | Berlin | In eigener Sache

Legal kann jeder


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Bald, also praktisch schon so gut wie morgen, ist wieder der 20. April. Ein ganz besonderes Datum – denn es ist der Geburtstag von Tito Puente. Und ausserdem steht an diesem Tag, wie jedes Jahr, eine neue Folge der fast brandneuen ZIA-Radioreihe Folge 137 auf Deutschlandradio Kultur an. Dieses Mal ist es die 137. Ausgabe von "Der Kavalier in Dir", dem Magazin von Kleinkriminellen für Kleinkriminelle. Im Programm: Jörg Sundermeier stellt im Interview das supergeheime Geheimprojekt des Verbrecherverlages "1200 ganz illegale Steuertricks" vor, die Reportage "Armutsfalle Legalität" erzählt vom tragisch in die Tugendspirale abgerutschten Hartmut S. und im Trendbericht (exklusiv und nur hier vorab: ) geht es um Nanokriminalität – einer besonders kleinen Form der Kleinkriminalität. Das und noch vieles mehr gibt es in der Nacht vom 19. auf den 20. April um 00.05 Uhr – in der Berliner Mama Bar findet ein Public Listening statt und wenig später reichen wir dann auch den Link zum Podcast der gesamten Sendung nach.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Normal ist, wenn man trotzdem


15.04.2008 | 21:47 | Supertiere | Sachen kaufen | Papierrascheln

Bunnys in Buchform


Dafür, wie das Buch von aussen aussieht, können die Bunnys nichts. (Bild: Tex Rubinowitz / Fischer Verlag)
Das Gute ist immer gleichzeitig auch das Kaninchenförmige. Es dauert manchmal ein bisschen, bis die Welt das erkennt, aber schon nach wenigen Jahren gibt es das Wichtigste über die beiden Supatophelfertiere jetzt endlich auch als Buch zu kaufen: Was wir uns überlegt haben zu verschiedenen Themen, geschrieben von Supatopcheckerbunny und Hilfscheckerbunny und gezeichnet von Tex Rubinowitz und Rattelschneck. Die Buchvorstellung mit Lesung, Gästen und Gimmicks findet am 25. April im nbi zu Berlin statt. Weil dieses Buch genau wie das Riesenmaschinebuch nur die kaufen werden, die bereits klug sind, obwohl die anderen es viel nötiger hätten, vergeben wir ein Exemplar einfach so kostenlos und umsonst! Und zwar an das überzeugendste Nullcheckerbunny unter den Kommentatoren. Es gelten nur die Kommentare unter diesem Beitrag, und wer von den vorgefertigten Riesenmaschine-Meinungen Gebrauch macht, gewinnt gar nichts. Hey! So ist das nun mal!


14.04.2008 | 03:10 | Sachen kaufen | Sachen anziehen | Papierrascheln

Die Werbung lügt – jetzt noch dreister!


Typisch Clooney (Werbung): Macht, was er (sie) will. (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Dass Werbung mitunter ein entspanntes Verhältnis zur Wahrheit pflegt und im Zweifel die faktische Empirie eher zugunsten des anzupreisenden Produktes oder der Marke auslegt, liegt gewissermassen in der Natur der Sache und braucht hier nicht weiter ausgeführt zu werden. Dass sie aber so dreist und unverfroren die Unwahrheit behauptet, dass es ihr selbst und "der Sache" Schaden zufügt, ist neu und allemal erklärungsbedürftig. Warum behauptet diese Anzeige des Uhrenherstellers Omega, bei dem gross im Packshot zu sehenden Chronographen handele es sich um "George Clooney's Choice", wo doch für jedermann weithin sichtbar und erkennbar ist, dass George Clooney auf dem Foto eine Uhr mit Lederarmband, vielleicht von derselben Marke, aber ganz gewiss nicht die vorn abgebildete trägt? Geht es darum, die Aufmerksamkeit des Lesers zu prüfen? Geht es um die schiere Irritation um der Irritation willen? Oder geht es gar um die – im kleinen Wort "Choice" ja durchaus angelegte – Feier des freien Willens, selbst angesichts hochdotierter Werbeverträge als Testimonial, sich nicht vorschreiben zu lassen, welche Uhr man zum Shooting zu tragen hat. Das wäre allerdings eine raffinierte höhere Pointe, die man dieser unscheinbaren Kampagne auf Anhieb gar nicht zugetraut hätte.


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"Crawl", Paul China (2011)

Plus: 22, 37, 55, 80, 119, 135, 141, 151
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Gesamt: 3 Punkte


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