Riesenmaschine

13.03.2009 | 02:31 | Berlin | Zeichen und Wunder | Vermutungen über die Welt

Freiraumwohnung


Foto: Prokura Nepp
Im vierten Band der Per-Anhalter-Trilogie gerät Arthur Dent in ein Paralleluniversum, in dem die Erde nicht von den Vogonen zerstört wurde und alle Delfine verschwunden sind. Um die Ursache hierfür herauszufinden, reist er unter anderem nach Kalifornien und trifft dort den Wissenschaftler John Watson (aka Wonko the Sane), der, nach dem Anblick einer Zahnstocherpackung mit aufgedruckter Bedienungsanleitung, die gesamte Welt für verrückt erklärt und ihr deshalb ein Irrenhaus gebaut hat: Ein Gebäude, das an seinen Aussenwänden möbliert ist und in das man hineingehen muss, um zu Wonkos Wohnung, "The Outside of the Asylum", nach draussen zu gelangen.

Mit Wonkos Hilfe erfährt Arthur, dass die Delfine vor der bevorstehenden Zerstörung der Erde geflüchtet sind, bzw. dass sie die Erde in ein Paralleluniversum mitgenommen haben und dann verschwunden sind, bzw. so ähnlich. Schliesslich reist Arthur zum Planeten Preliumtarn, um sich Gottes letzte Botschaft an die Schöpfung anzuschauen.

In unserem Paralleluniversum sind die Delfine noch da, die Erde wurde nicht von den Vogonen zerstört und Wonko wohnt offensichtlich nicht in Kalifornien, sondern in der Lübbener Strasse in Berlin (Foto). Was Arthur Dent gerade macht, ist nicht bekannt.


10.03.2009 | 18:42 | Berlin | Zeichen und Wunder

Das neue DÜMBAKRAZ!


Foto: Matthias Bauer

Foto: Michael Brake
Es waren wie gewohnt mehrere, lange Sitzungen der zuständigen Findungskommission nötig, doch nun ist es amtlich: Berlin hat ein neues DÜMBAKRAZ. Über viele Jahre war der BVG-Service DAISY klare Nummer eins, dann folgte ein kurzes Interregnum von PELZ. Das neue DÜMBAKRAZ heisst nun KAfKA und wurde im Herbst 2008 im Auftrag der Neuköllner Gesundheitsstadträtin Stefanie Vogelsang erfunden.

Die Kommission lobte in ihrer Urteilsbegründung besonders die Idee, durch ein nachgestelltes Füllwort ein "eigentlich missratenes Akronym noch zu einem amüsanten Wortspiel zu veredeln" und erhofft sich von dieser Innovation Impulse für die gesamte Akronymbranche. Bis Jahresende soll nun ein Katalog mit entsprechenden Füllwörtern für sämtliche Buchstaben des Alphabets erarbeitet werden, Vorschläge nimmt die Kommission gerne entgegen.

Eventuell wird KAfKA allerdings schon bald wieder abgelöst. Derzeit wird über den Antrag von T.U.B.A. beraten, der eine völlig neue Ära in der Akronymsynthese einleiten könnte: die Ära der vollkommen willkürlichen eingebauten Buchstaben.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Kommt ein neues DÜMBAKRAZ?


03.03.2009 | 21:35 | Nachtleuchtendes

Google Maps Balkonangst


Blisters and pain auf den Ringen bei Einschlag der Hiroshima-Bombe in den Kölner Dom (Screenshot)
Albtraumängste lassen sich in drei Kategorien einteilen: Mikroängste, Mesoängste und Makroängste. Letztere tauchen in der Form von Riesenmonstern, grossflächigen Waffen, Kometeneinschlägen oder Nebeln des Grauens auf und gelten als die sophisticated angsts unter den Albtraumängsten. Wer noch nie rauchend auf dem Balkon stand und sich vorgestellt hat, wie am Horizont ein Atompilz auftaucht, um anschliessend zu überlegen, wer anzurufen sei und wie, angesichts von Windrichtung und Lage der Ausfallstrassen, zu fliehen wäre, hat wohl kein Herz.

Für das Multiangsttool Google Maps gibt es jetzt eine tolle Applikation, die einem bei den Balkonüberlegungen mit einer hilfreichen Übersichtskarte zur Seite steht: Ground Zero (via twitter.com/daniel_erk). Zur Auswahl stehen mehrere Atom- und Wasserstoffbomben sowie ein Asteroideneinschlag und jedes beliebige Ziel der Welt. Nach Klicken auf "Nuke it!" wird eine Karte mit verschieden eingefärbten Auswirkungszonen angezeigt, von "Sunburn like discomfort, skin redness" bis "Most people will die within 24 hours". Danach geht man zurück auf den Balkon mit einem Glas Burgunder, in dem Erdbeeren schwimmen, und wartet ab, ob irgendwann etwas passiert.


02.03.2009 | 15:35 | Essen und Essenzielles

Das Salz der Erde


Was hier fehlt, ist Umami (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Dass das Dax-gelistete Unternehmen K+S immer irgendwie unterhalb der Wahrnehmungsschwelle durchflutscht, hat womöglich auch etwas mit seinem völlig vergurkten und amorphen Markenauftritt zu tun. Der Name klingt so lieblos ausgedacht wie der einer Briefkastenfirma auf den Caymans: ungetröstet und trostlos. Das Logo sieht aus wie von den Stadtwerken oder einer Betriebskrankenkasse: als sei ihm niemand übers Haar gefahren. Und die Anzeigenmotive produzieren kognitive Dissonanzen viel schlimmer als das Wort "grün" geschrieben in roter Farbe. Die Auflösung der Text-Bild-Schere im vorliegenden Fall besteht übrigens darin, dass K+S "in Europa und Südamerika" Salzvorkommen abbaut. Mit ähnlich stringenter Herleitung hätte man doch zumindest und ebenso gut auch eine Abbildung vom Obersalzberg hineinpraktizieren können.


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