Riesenmaschine

12.09.2005 | 13:30 | Sachen kaufen | Essen und Essenzielles | Vermutungen über die Welt

Food & Non-Food Full Circle


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Angefangen haben dürfte alles vor einigen Dekaden mit Guhl-Shampoo in den Sorten "Ei" oder "Bier", was seinerzeit fast noch für einen Lacher oder Partyscherz gut war, bis man aufgeklärt wurde, dass es sich dabei jeweils um alte Hausrezepte handelte. Seither haben auch die grossen Hersteller sich schnell bewegender Konsumgüter wie Nestlé und Unilever kapiert, dass die Grenze zwischen Food und Non-Food ein durchlässige ist, dass für beide Kategorien dieselben Marketing- Gesetzmässigkeiten gelten, und dass sich insbesondere Körperpflegeprodukte dann am besten verkaufen lassen, wenn sie wie Functional Food daherkommen.


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Was die Menschen gern in den Körper rein tun, kann für aussen dran nicht verkehrt sein, so die implizite Annahme, die sich mittlerweile in unzähligen tiefenpsychologischen Interviews und Focusgruppensitzungen bestätigt haben dürfte. Ein Wegbereiter war hier der durchschlagende Marketingerfolg von Garniers "Fructis", der ersten Haarpflegeserie, die wie ein Limonaden-Softdrink auftrat. Mittlerweile ist die Körperpflegeabteilung im Supermarkt vom Milchregal oft nur noch an der fehlenden Kühlung oder durch Lektüre des Kleingedruckten auf den Packungen zu unterscheiden, was besonders älteren und ganz jungen Konsumenten zu schaffen macht.


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Jüngster Neuzugang in der Milch und Honig-Kategorie ist die Duschgel-Serie "Joghurt" von Fa in drei Geschmacksrichtungen und mit extragrossen Fruchtstücken. Die unfreundliche Übernahme der Lebensmittel durch die Kosmetik ist in vollem Gange. Das erinnert uns an Lisa Simpsons denkwürdigen Ausspruch gegenüber Bart: "Du hast dich selbst als Rebell definiert. In Ermangelung eines repressiven Milieus wird jetzt deine ökologische Nische überbevölkert."


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Und nun zur Frage, wie denn wohl die innovativen und – nun ja – "rebellischen" unter den Food-Herstellern auf die Überbevölkerung ihrer ökologischen Nische reagieren. Die ehemaligen Hippie-Eiscreme-Hersteller Ben & Jerry's, die inzwischen längst von Unilever geschluckt wurden, sich aber eine gewisse Autonomie bewahren konnten, haben jetzt in bester Jiu-Jitsu-Manier die Flucht nach vorn, beziehungsweise das Ausweichmanöver nach schräg oben angetreten. Die neue Geschmacksrichtung "Fossil Fuel" ist ein mit Sahne und verstrudelter Schokolade verfeinertes Fressflash-Eis mit einer Oktanzahl von mindestens 98, das obendrein kleine Schokostückchen in Saurierform enthält. Wenn jetzt noch die Petrokonzerne nachzögen und an ihren Tankstellen demnächst Spezialtreibstoffe mit anionischen Pflegetensiden anböten, wäre der Kreis perfekt.


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