Riesenmaschine

31.10.2005 | 17:11 | Fakten und Figuren | Vermutungen über die Welt

Alter des Universums


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Im aktuellen Spiegel (Personalien, S. 202), wird berichtet, Katie Melua habe in einem Song das Alter des Universums mit "schätzungsweise" 12 Lichtjahren umschrieben. "Niemand kann sagen, ob das wahr ist, aber ich weiss, dass ich immer bei dir bin." Daraufhin habe sich der Physiker Simon Singh ("Fermats letzter Satz") gemeldet und gesagt, es gebe kein "Recht auf Schätzung", das Alter lasse sich sehr genau beziffern und betrage "13,7 Milliarden Lichtjahre". Das ist so aber auch nicht richtig, sagt die Riesenmaschine. Wie der grosse Picabia bereits vor schätzungsweise 100 Jahren erkannte: "Diejenigen, die der Unendlichkeit die Dimension eines Meters gegeben haben, haben sich getäuscht. Die Dimension der Unendlichkeit ist zwei Meter fünfzig." Woraus jeder Achtklässler mit einem Taschenrechner und sogar wir logisch folgern können, dass das Alter des Universums vier Meter zwanzig beträgt.

Das soll jedoch keine grundsätzliche Kritik sein, weder an Katie Melua, noch an der Wissenschaft. Der Trend, aufklärerisch einzugreifen, wenn die Popmusik Unfug erzählt, wird von der Riesenmaschine ausdrücklich gelobt. Vielleicht ist hier sogar der Gesetzgeber gefragt. In der Werbung sind haltlose Aussagen ja auch nicht gestattet.


31.10.2005 | 15:07 | Alles wird besser | Fakten und Figuren

Poly Games Hamburg 2005


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Da wir es für unsere Aufgabe halten, nicht nur auf glitzernden neuen Tand hinzuweisen, sondern auch auf Fortschritte in Forschung, Gesellschaft und Zusammenleben, sei hier die International Conference on Polyamory & Mono-Normativity angekündigt, die am 5./6. November in Hamburg stattfindet. Es geht – und zwar unseres Wissens erstmalig an einer deutschen Universität – um die Tatsache, dass der Mensch unter Umständen gar nicht nur eine Beziehung gleichzeitig haben kann, sondern zwei und Menschen mit professionellen Terminkalendern sogar mehr. Relativ neu ist dabei die in aufwändigen Experimenten gewonnene Erkenntnis, dass dies nicht notwendigerweise unter Einsatz der bewährten Kulturtechniken Lügen und Betrügen geschehen muss. Wer mehr über das noch recht junge Forschungsgebiet erfahren will, ohne sich gleich mit schmutzigen Worten wie "Mono-Normativity" auseinanderzusetzen, ist mit Dossie Eastons Standardwerk The Ethical Slut wahrscheinlich besser bedient als mit einer ganzen Konferenz. Die Abbildung zeigt übrigens ein recht erfolgreiches Bier aus Utah.


31.10.2005 | 10:59 | Berlin | Vermutungen über die Welt

Spielen auf Pilzen


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Oft hat man sich gefragt, was das eigentlich für Menschen sind, die heutzutage Spielplätze designen. Und während in der Literaturkritik die Frage "Ey, Alter, was hat der sich denn eingeworfen, als er das geschrieben hat?" von profunder Unkenntnis der Materie zeugt, denn auf den meisten Drogen bringt man letzlich gar nichts zu Stande und Papier, muss sie angesichts dieses kürzlich eingeweihten Spielplatzes im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg erlaubt sein.
Beziehungsweise: Sie stellt sich gar nicht erst, denn neben den psilocybin-spezifischen Wahrnehmungsdefekten ist – frei nach dem alten polnischen Sprichwort "Unter der Laterne ist es am dunkelsten" – auch eine Reihe freistehender hölzerner Strukturen manifestiert, die nichts anderes als die markante Form der nämlichen Pilze reflektieren. Und hinterher kann sich mal wieder keiner erklären, wie die lieben Kleinen so auf die schiefe Bahn geraten konnten ...


30.10.2005 | 22:35 | Supertiere | Fakten und Figuren

Die Mumiendrainage


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In der Wiener Michaelergruft freut sich Pater Peter und meint händereibend: "Sie werden an Kälte und Trockenheit sterben", gemeint sind die Heerscharen der Rüsselkäfer, die ihm die Mumien im Keller auffressen, leider nicht die von Kaiser Karl, den die "Kaiser-Karl-Gebetsliga"
vom Papst unlängst hat selig sprechen lassen, nicht wegen der hunderttausend Kriegs- und Hungertoten des ersten Weltkriegs, sondern weil ihn vor 40 Jahren eine brasilianische Nonne angerufen hatte, damit er sie von ihren Krampfadern befreien möge, also eine Art Drainage aus dem Jenseits. Aber "Giftgas-Charlie" liegt in der benachbarten Kapuzinergruft. Hier in der Michaeler wäre in 3 bis 4 Jahren alles bis auf die ungeniessbare Farbe der Särge aufgefressen worden, wenn nicht Pater Peter den Klimatechnikexperten Wolfgang Hacker angerufen und um weltlichen Beistand gebeten hätte. Der kühlte die Luft mittels Wärmeaustauscher von 18 auf 10 Grad runter und senkte die Luftfeuchtigkeit von 100 auf 60%, die Käfer schlafen ein und vertrocknen. In 12 Tagen hat er bereits 466 Liter Wasser aus der Luft abgeleitet. Das kostet natürlich alles und soll durch eine "Devotionalie" finanziert werden, eine Eprouvette voller Staub, es handelt sich dabei um den Sarg mit der Inventurnummer S/N 220, aus der Arme-Seelen-Gruft, der vom Rüsselkäfer vollständig zerstört wurde.
Wie die Drainage woanders geht, zeigt das Bild: Handschuhfön im mumienlosen Finnland.

Tex Rubinowitz | Dauerhafter Link | Kommentare (2)


30.10.2005 | 17:33 | Nachtleuchtendes | Sachen kaufen

LEM & LED


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Bereits 1996 hat der Science Fiction-Literat Stanislaw Lem in einem Interview mit dem Spiegel (Textmitte) vor dem Internet gewarnt, weil wir "in einer Flut von Informationen" ertrinken würden und verdeutlichte gleich auch die Dimensionen der Gefahr: "Ich fürchte das Internet, das für mich die wahre Sintflut darstellt, mehr als die Antimaterie". Und das, obwohl es 1996 noch keine Blogs gab (ausser der 1905 gegründeten Riesenmaschine). Angesichts der nebenstehend abgebildeten, ständig weitere Informationen ausstrahlenden LED-Gürtelschnalle dreht sich Stanislaw Lem wohl nur deshalb nicht im Grabe um, weil er überraschenderweise noch gar nicht tot ist*. Die Leuchtschnalle ist bei Spreeware.de (weder verwandt noch verschwägert) für 58,90 Euro zu kaufen und wird dort mit den Worten "NEU + GENIAL + HIP!!!" und "ABSOLUT KULTIG!!!" beschrieben. Dem können wir uns nur anschliessen, vor allem, weil man bis zu 6 durchlaufende Nachrichten à 256 Zeichen in die Schnalle einprogrammieren kann. An dieser Stelle müsste das Rad des HiTech nur eine Winkelsekunde weitergedreht werden, ein klitzekleines Bluetooth-Empfangsmodul an die Gürtelschnalle montiert werden und schon wäre die Welt noch ein bisschen informierter, bzw. informationsreicher. Wem diese technische Neuerung schlicht zu doof ist, der sollte aber auch wissen, was Lem über kluge Apparaturen, also Künstliche Intelligenz gesagt hat: "Der Mensch sollte sich besser bemühen, selber intelligent zu werden."

*inzwischen aber leider schon (März 2006)


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