Riesenmaschine

31.08.2005 | 21:46 | Anderswo | Alles wird besser

Fremdgehen jetzt noch flexibler


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Es ist soweit: Kanadas Männer dürfen seit heute auch mit Männern fremdgehen, um ihre Ehefrau loszuwerden. Diesen beachtlichen und weltweit einzigartigen Schritt zu mehr persönlicher Freiheit hat ausgerechnet eine (anonyme) Frau zu verantworten, vertreten vor Gericht von ihrer Anwältin barbara findley, deren Name aus unerfindlichen Gründen nur kleingeschrieben werden darf. Zum Verständnis ist es hilfreich zu wissen, dass Ehescheidungen in Kanada nur möglich sind, wenn man entweder ein Jahr getrennt lebt, sich unentwegt prügelt oder aber einer von beiden Ehebruch begangen hat, und zwar mit jemandem vom anderen Geschlecht, natürlich, was auch sonst. Diese lästige Einschränkung ist seit heute wohl Geschichte, zumindest in Kanada, weil besagte barbara findley unerschrocken bis zum höchsten Gericht in British Columbia vorgedrungen ist, um, ja, die Welt zu verändern. Ein großer Moment, denn erst seit wenigen Wochen sind, nach zähem Ringen, Eheschließungen zwischen gleichgeschlechtlichen Partnern in Kanada erlaubt; jetzt dürfen sie auch offiziell miteinander fremdgehen. Zum Vergleich: Weltweit gibt es nur drei weitere Länder, in denen Schwule so richtig heiraten dürfen (Spanien, Holland, Belgien), dagegen noch sechs Staaten, in denen Homosexualität mit dem Tod bestraft wird.


31.08.2005 | 19:25 | Berlin | Anderswo | Alles wird besser

Wickelentwicklung


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Wer hätte gedacht, dass sich ausgerechnet Museen im deutschsprachigen Raum zu Treibern der symmetrischen Gleichberechtigung entwickeln würden? Doch die beiden (zusammengeschnittenen) Fotos beweisen es: sowohl im Berliner Technikmuseum als auch im Züricher Schweizer Landesmuseum gibt es auf den Herrenklos Wickeltische. Bis auf die Einrichtung einer dritten, geschlechtsneutralen Toilette für Transsexuelle, Hermaphroditen, Transvestiten und Unentschlossene kann man kaum mehr für die Gleichberechtigung der Geschlechter im Sanitärwesen tun. Dass der Einbau auf irgendwelche Richtlinien der EU zurückgeht, ist unwahrscheinlich. Denn zum Einen hat "Wickeltischpflicht" ebenso wie "Pflichtwickeltisch" null Google-Treffer und zum Anderen ist die Schweiz gar nicht in der EU.


31.08.2005 | 18:38 | Anderswo | Zeichen und Wunder

Bloody Sam reloaded


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Warum nur in Stuttgart? Warum nicht überall? Ab Donnerstag läuft im Kommunalen Kino zu Stuttgart ein nagelneuer Dokumentarfilm über den Blutigen Sam: "Passion & Poetry – The Ballad of Sam Peckinpah". Gedreht wurde das hochnotwendige Teil von einem Schwaben namens Mike Siegel, von dem es auch ein Buch über Peckinpah gibt. Für die Unwissenden: Peckinpah gilt mit seinem Stil, Gewalt unverkitscht, in Zeitlupe und Grossaufnahme zu zeigen als ein, wenn nicht der Vater von Tarantino und den Tarantinoesken. Filmemacher Siegel berichtet hier ausführlich über die Schwierigkeiten beim Dreh, die insbesondere entstanden, weil er ihn selbst finanzieren musste. Meines Wissens ist der Film, abgesehen von einer Aufführung im Juni in beim Münchener Filmfest, wie oben schon bedauert, nur in Stuttgart zu sehen. Besser Informierte mögen ihr Wissen hier teilen.

Nachtrag: Der Vorteil von kleinen Independent-Produktionen – wenn man eine Frage hat, ruft man einfach mal den Regisseur zu Hause an, obwohl man noch nie zuvor mit ihm gesprochen hat. Jedenfalls, wie mir Mike Siegel soeben sagte, läuft sein Peckinpahfilm auch noch auf dem Exground-Festival in Wiesbaden, das vom 11. bis 20. November stattfindet.


31.08.2005 | 13:09 | Berlin | Zeichen und Wunder

Reclaiming the Streetnames


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Konträr zum vorherrschenden Trend, wonach immer weitere Teile des öffentlichen Raumes nach Firmenheadquartern ( "An den Treptowers") oder Shoppingcentern ( "An der Alexa", Riesenmaschine berichtete) benannt werden, selbst die Umbenennung des Wiener Karlsplatzes in "Nikeground" – im Rahmen einer Kunstaktion postuliert – längst nicht mehr leicht als Fake durchschaut wird, geschehen mitunter Zeichen und Wunder. So ist es auf Betreiben und Initiative der Taz nun tatsächlich gelungen, die partielle Umbenennung der Kreuzberger Kochstrasse in Rudi-Dutschke-Strasse zu erwirken. Das ganze darf durchaus als Retourkutsche in der Erbfehde zwischen Taz und Springer-Konzern gelten, hatte Springer doch vor rund zehn Jahren die Umbenennung eines Teils der Lindenstrasse in Axel-Springer-Strasse durchgesetzt. Die Pikanterie an der Sache ist, dass nun auch Teile des Springerverlages, namentlich der Neubau, unter der neuen Adresse firmieren, was einer gewissen historischen Ironie nicht entbehrt. In Anspielung auf den Bild-Titel zur Papstwahl ("Wir sind Papst") liess es die Taz denn auch heute mit einem entsprechend umgewandelten Button auf der Titelseite an sportlicher Häme nicht mangeln. Bei Springer nimmt man es indessen gelassen. Sprecherin Edda Fels beschreibt die Reaktion des Konzerns tapfer mit "Gleichmut", Springer habe sich nie dagegen engagiert und akzeptiere die demokratisch gefällte Entscheidung. Es ist aber davon auszugehen, das die Pläne für die nächste Eskalationsstufe im symbolischen Hoheitskampf bereits in der Schublade liegen. Wir erwarten gespannt die Innitiative zur Umbenennung von Kreuzberg in BILDberg, gekontert von der zur Umbenennung Berlins in APOstolien.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Public Private Prostitution


31.08.2005 | 12:50 | Alles wird besser | Zeichen und Wunder

Polpodcasting


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Auf dem rechten Auge blind, aber trotzdem informiert wählen wollen? Das ist nun kein Problem mehr. Denn die Blinden- und Sehbehinderten-Seelsorge der Evangelischen Kirche im Rheinland EKiRBuSS hat die famose Idee gehabt, die Parteiprogramme aller seriösen Parteien (und auch der FDP) vorzulesen und als mp3-Datei zum Download anzubieten. Der nächste, vermutlich nur kurzfristig aktive Trend ist geboren*: party political podcasting, kurz: polpodcasting, besser jedoch: polcasting. Noch streunt die Domain Polcasting.de frei in der abgegrasten url-Steppe herum, aber es kann sich nur um Stunden handeln. Tip: Parteiprogramme auf dem iPod eignen sich gut für diejenigen, die bisher nur mit Rosamunde-Pilcher-Hörbüchern oder Morphium einschlafen konnten.

* vergleiche auch vorgestern hier sowie den SPD-Podcast


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