Eine bewegliche Sache wird herrenlos, wenn der Eigentümer ... (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)Man kann die Sprache nicht reglementieren und in ein Korsett zwingen, heisst es immer, ebenso wenig wie man den Wind einsperren oder einen Fluss begradigen kann. Aber spätestens beim Fluss zeigt sich, dass es eventuell doch gehen könnte, schliesslich wurde es schon gemacht, auch wenn der Fluss anschliessend häufiger über die Ufer tritt. Und es wäre ja nicht das erste Mal, dass Verwaltungsakte im politischen Überbau einen Wandel der Sprache an der gesellschaftlichen Basis nach sich ziehen. Verwiesen sei an dieser Stelle nur auf die Neuköllner Kopftuchmädels und -jungs, die als Berufsziel Hartz IV angeben (wobei es sich bei Licht besehen dabei doch wohl eher um ein hartnäckiges Hirngespinst gutbürgerlicher Journalisten handelt). Von daher ist es keineswegs ausgeschlossen, dass der Vorschlag, den uns der Frankfurter Flughafen jetzt als sexy aufgepimpte Alternative für das profane "wegwerfen" (ugs. "in die Tonne kloppen") unterbreitet, seinen Weg in die Alltagssprache nimmt: "Ey, das Ding ist im Arsch, das kannst du voll Eigentumsaufgabe nach § 959 BGB!" Dochdoch, das hat was. Das hat Potenzial.
Hummelbestäubt aus Kassel (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)Selbst in der nordhessischen Provinz lassen sich neuerdings Tomaten kaufen, die mit einer exklusiven Bestäubung durch Hummeln für sich werben. Dies wäre nun per se nichts Schlechtes, würden die "gemütlichen Brummer im bunten Pelzrock" nicht wegen ihrer Dummheit ausgenutzt und vor den Karren profitgieriger Bioproduzenten gespannt: So hält die entsprechende Informationsseite zur Hummelbestäubung fest, es sei ein wichtiger "Vorteil der Hummel", dass sie im Vergleich zur Honigbiene kein Kommunikationssystem besitze, mit dem sie ihre Artgenossinnen über attraktivere Nahrungsquellen informieren könne. Im Klartext: Während Kollegin Biene ihren Co-Bienen vortanzt, dass jenseits der langweiligen Tomaten viel leckerere Blüten warten, ist die dicke Hummel so doof, nur dort bestäubend herumzubrummen, wo man sie ausgesetzt hat.
Für die Feldversuche, auf denen das hummelverachtende Profitsystem gründet, hat man eigens eine Hummelwerkstatt eingerichtet und den Hummeln dort sogar einen "Rotlichtraum" geschaffen.
Demnächst erwarten wir artenrein bestäubte Produkte, gibt es doch in Europa allein etwa 70 verschiedene Hummelarten, darunter z.B. die Dufthummel, die Veränderliche Hummel, die Unerwartete Hummel und die Trughummel. Die "exklusiv felsenkuckuckshummelbestäubten cuore di bue" im Feinkostregal sind dann nur noch einen kleinen Bienentanz entfernt.
Die Leute, die sich Google Wave ausgedacht haben, erklären die Neuartigkeit der Wave gerne dadurch, dass es eine neue Art E-Mail ist. E-Mail, wie sie aussehen würde, wenn sie heute erfunden worden wäre und nicht vor ca. 30 Jahren. Natürlich kann man damit dann auch ganz andere Dinge anstellen als mit E-mail (via: Glaserei), aber das soll hier nicht Thema sein. Vorträge jedenfalls sind wesentlich älter als E-Mails, und deswegen hat sich die ZIA für eine Konferenz in Hamburg mit dem Titel "Die Performance der Lecture im Netz" überlegt, wie ein Vortrag aussehen würde, wenn er heute erfunden worden wäre und nicht vor einigen Jahrhunderten. Oder wenn er von Bienen erfunden worden wäre. Deshalb sieht man im nebenstehenden Video Philipp Albers, das Vortragsfrontend der ZIA, vor Publikum im Kreis laufen und die Fühler bewegen, wobei er eine Rede hält, die zeitgleich vom Hivemind ZIA in einem Skypechat abgefasst wird. Das Ergebnis ist langweilig, verworren und zusammenhanglos, unterscheidet sich also in nichts von einem herkömmlichen Vortrag. Und das ist es bekanntlich, woran man die Zukunft erkennt: sie sieht genau wie die Gegenwart aus, nur anders (vgl. Affe/Mensch, Computer/Schreibmaschine). Gleichzeitig ist das Ergebnis auch total innovativ, überraschend und hält intellektuelle Premium-Einsichten bereit, z.B. über Staatsquallen oder frühromantische Schnipselarbeit. Und obwohl Otto von Bismarck zufolge die Leute besser schlafen, wenn sie nicht wissen, wie Würste, Gesetze und Riesenmaschinebeiträge gemacht werden, können interessierte Leser hier ausnahmsweise zusehen, wie dieser Text von unzähligen emsigen Insektenbeinchen hervorgebracht wird.
Der Autor bei der Erschaffung von Dänemark (Foto: Jemand, der zwar nicht so direkt gefragt wurde, Aleks Scholz aber wohl auch nicht abmahnen wird.)Das darf doch wohl nicht wahr sein. Erst mussten wir uns mit der Idee anfreunden, dass sich der frühe Kosmos wie ein Irrer ausdehnte, viel schneller als heute so üblich. Jetzt, wo wir das endlich eingesehen haben, obschon unter Hadern und Klagen, kommen so ein paar Leute aus Princeton und behaupten, es sei ganz anders. Und zwar sei es Zeit, über die Zeit vor dem Urknall zu reden. Genaugenommen seien da zwei Welten kollidiert. Dann noch irgendwas mit Superstrings, und schliesslich kam es zu einer ultralangsamen, adiabatischen Kontraktion, an deren Ende das heisse Ding steht, aus dem das heutige Universum, flach und glatt wie es ist, sich wundersam emporquält. Das Ganze führt den schönen Namen Ekpyrosis; ein Wort, das man sich nicht mal merken muss, denn es steht schon in der Wikipedia, erklärt als das finale Feuer, der apokalyptische Weltenbrand, aus dem das Neue entsteht. Das Neue, das sind wir: Fusspilz, Zweites Deutsches Fernsehen, Mu-Neutrinos. Alle zusammen sind wir Kinder der adiabatischen Ekpyrosis.
(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)Wie immer ist die Riesenmaschine darum bemüht, euch mit dem hottesten shit da draussen zu versorgen, also, Early Adopters: aufgepasst! Wer dieses Mal ganz vorne mit dabei sein möchte, sollte schon mal das halbe Wagenrad im Hobbykeller an die Wand dübeln, das Wildschweinfell abbürsten und die Zapfanlage klarmachen!