27.07.2018 | 10:47 | Anderswo | Alles wird besser | Essen und Essenzielles
Foto: Michael BrakeDer Druck war grösser als der eines Geysirs! Nur zwei Wochen, nachdem Merterhens seine Stelle als Junior Water Portfolio Manager bei Vilsa angetreten hatte, sickerte durch, dass die niedersächsische Traditionsmarke beim grossen Mineralwasservergleich der Stiftung Warentest mit der Gesamtnote 3,5 erneut auf einem der letzten Plätze landen würde.
Da musste schnell eine Produktinnovation her, denn wen man im traditionell sturen nordwestdeutschen Markt erstmal als Kunden verliert, den verliert man für immer. Mit Geschmack konnte Merterhens nicht arbeiten, da hätte er unweigerlich in den trüben Gewässern der Abteilung H2Obst gefischt. Auch das Premiumsegment war durch die Vilsa-Gourmet-Reihe bereits besetzt, ein darüber hinausgehendes High-Society-Produkt a la Bling H2O hätte sich nicht mit dem Vilsa-Markenkern (sauber – flüssig – bräsig) vertragen.
Zu verrückt durfte Merterhens ohnehin nicht werden: Sein Vorgänger wurde nach der Havarie seines Konzepts für "Mittelstrahlquellwasser" aus der Firma gespült. Also mied er alle Versuche in Richtung Functional Water – in Deutschland hatte sich ja nicht mal Vitaminwater durchgesetzt – oder gar mit farbigen Produkten wie der Teufel das Weihwasser.
Die Tage vor der Präsentation waren härter als eine Chinesische Wasserfolter. "Denk nach, Merte, denk nach!", feuerte Merterhens sich an. "Du hast nicht umsonst die Ausbildung zum Wassersommelier mit Auszeichnung bestanden." Dann hatte er es! Die ewige Trias aus Wasser mit Kohlensäure (classic), ohne Kohlensäure (naturelle) und, für die Generation Unentschlossen, Wasser mit ein wenig Kohlensäure (medium) wurde aufgebrochen und durch das wahnwitzig in lachsorange gehaltene Vilsa leichtperlig mit nur ganz wenig Kohlensäure ergänzt.
Es war ein Dammbruch in der Karriere von Merterhens, nun würde er bald nach ganz oben gespült. Denn mit Vilsa starkperlig – stärker als Medium, schwächer als Classic! – hatte er seinen nächsten Trumpf ja schon in der Schublade. Es muss nicht mehr viel Wasser die Weser hinabfliessen, dann würde er der jüngste Senior Water Portfolio Manager der über 100-jährigen Vilsa-Firmengeschichte sein.
Dieser Beitrag ist ein Update zu: Ein historischer Tag in der mittelständischen Schokoladenfabrik
|
IN DER RIESENMASCHINE
ORIENTIERUNG
SO GEHT'S:
- Sporttaschen voll feuchter Geschirrtücher (warum auch immer)
- Dolmusch X-Press
- Anmut und Erröten
- Damenwal in der Warteschleife
SO NICHT:
- Tanktourismus (erhöht Unfallgefahr)
- Mehlschokolade
- Welttoilettentag
- Schnittstellenanzeige
AUTOMATISCHE KULTURKRITIK
"Hush", Mark Tonderai (2008)
Plus: 37, 42, 49, 55, 112, 116 Minus: 74, 164 Gesamt: 4 Punkte
KATEGORIEN
ARCHIV
|
|
|
|