Riesenmaschine

01.01.2006 | 07:13 | Fakten und Figuren | Zeichen und Wunder

Supremely indifferent


Matthias "Matze" Politycki (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Der Manifestschriftsteller Matthias Politycki hat anlässlich des Lübecker Literaturtreffens formerly known as Günter Grass kocht Kaffee erneut ein Manifest geschrieben. Diesmal heisst es "Dies ist kein Manifest" und handelt davon, dass sein letztes Manifest ("Was soll der Roman? – Manifest für einen Relevanten Realismus") auch schon kein Manifest gewesen sei. Das Feuilleton habe einen schweren Fehler begangen, es schlecht zu finden, wie man daraus ersehen könne, dass literarisches Bemühen seitdem verstärkt mit dem Begriff "Relevanter Realismus" schlechtgefunden würde. So ähnlich. Ferner wird überraschend eine Rückkehr zum "Brennpunkt des gesellschaftlichen Diskurses" gefordert, "Primär-, Sekundär- und Tertiärliteraten" werden gebeten, an einem "Ruck" mitzuwirken, abermals in alle Richtungen zu denken, mit anderen Worten, mehr Manifeste zu schreiben.

Ein Mann, der in seinem Leben nie ein ordentliches Manifest hinkriegte und auch keiner literarischen Gruppe angehörte, war der vermutlich Quartärliterat Vladimir Nabokov. Er musste einmal in der Zeitung über sich lesen, er würde auf einem Literaturfestival mit anderen Schriftstellern über die Zukunft des Romans diskutieren. Er antwortete in der London Times, dass er nicht im Leben daran denke, mit von ihm verachteten Schriftstellern wie "Sartre", "Russell" oder "Ehrenburg" auf einer Bühne zu sitzen. Und fügte die weisen Worte hinzu: "Needless to say that I am supremely indifferent to the 'problems of a writer and the future of the novel' that are to be discussed at the conference."


31.12.2005 | 16:08 | Alles wird besser | Was fehlt | Sachen kaufen

Wunschzettel 06: Unified Gadgeting

Man taumelt benommen von den Strahlungen der 34 Akkus am Körper durch die bunten Verkaufshallen der Gadgetindustrie und fragt sich, ob es Absicht, Dummheit oder beides ist, dass trotz der technischen Möglichkeiten noch immer nicht das eine Übergadget entwickelt worden ist. Dabei sind die Bedingungen klar: Wir brauchen einen Video-iPod, mit dem man telefonieren und Filme/Fotos machen kann, und zwar mit GPS-Unterstützung, enthaltenem Organizer, W-LAN-fähig, zwei SIM-Karten für zwei Telefonnummern (privat, ganz privat) und voll bluetooth-mackompatibel.
Mithilfe der simplen "Wenn-schon-denn-schon"-Argumentation fordert sich dazu ein eingebauter Minibeamer wie von selbst, und wer wünscht sich nicht, dass 2006 das Jahr wird, indem man Speicherplatz endlich nicht mehr in jämmerlichen Gigabyte misst, sondern in Terabyte. Aber Unified Gadgeting ist noch weit weg, im Moment wäre man schon über Unified Ladegeräting heilfroh. Zwar gibt es durchaus Geräte, die einige technische Funktionen vereinen, aber meist auf vergleichsweise erbärmlichem Niveau, der VGA-Zoom in den meisten Handykameras etwa gehört zu den technologischen Zumutungen (Farbroulette, Auflösungsdrama), für die unsere Kinder uns dereinst verspotten werden, während sie ihren Folienbildschirm nervös aus- und einrollen. Und wo wir gerade dabei sind: Ein drahtloses Ladegerät sollte mit im Package sein.


Auch Amateurlösungen im Bereich Unified Gadgeting entwickeln einen gewissen Charme (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)


Dieser Beitrag ist ein Update zu: Dahin führt unser Weg


31.12.2005 | 10:40 | Anderswo | Was fehlt

Wunschzettel 06: Friede den Augen, Ohren und dem ganzen Rest


Chin.: Schriftzeichen für "Schriftzeichen"
Erstens: Eine Chinesische Rechtschreibreform, also die längst überfällige Abschaffung aller Schriftzeichen zugunsten des lateinischen Alphabets, etwa nach dem Vorbild Vietnams. 4.000 Jahre Hieroglyphen reichen. Jedenfalls mir.
Zwotens: Absolut lautlose Bohrmaschinen, das heisst, Löchermacher, die ihren eigenen Schall schlucken. Diese Erfindung möge auch auf Fräsen, Schwingschleifer, Presslufthämmer, Blixa Bargeld und ähnliche Geräuscherzeuger ihre Anwendung finden. Hilfsweise werden absolut schalldichte Ohrstöpsel genommen, wobei keinesfalls "Wert auf ein besonders pfiffiges Outfit" und ein "ComfortCase" (MultiPlux von Ohropax) gelegt wird.

Drittens: Die Entdeckung einer neuen, unproblematischen Körperlust ungefähr im April. Irgendwie eine Kombination aus Ficken (Sex der Jugend) und Essen (Sex des Alters), ohne deren jeweiligen Nachteile (Kinder, Völlegefühl, AIDS, Verfettung, Rückenmarksprobleme, Elend). Dafür kann auch die chinesische Rechtschreibreform noch mal um ein Jahr verschoben werden

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Christian Y. Schmidt | Dauerhafter Link | Kommentare (3)


31.12.2005 | 03:01 | Alles wird besser | Sachen kaufen

Snapy


Verdammtes Drecksviech (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Es gibt mehrerlei Spielarten, eine Wespe zu exorzieren. Man kann zum Beispiel das Fenster öffnen und sie bitten, zu gehen. Man kann aber auch mit einem zusammengerollten Nachrichtenmagazin draufhauen. Oder – und das ist wohl die favorisierte Methode – man befleissigt sich einer Postkarte und eines Glases, stülpt und schiebt und entlässt das Mitlebewesen in die Freiheit.
Nun gibt es auch noch Snapy. Es handelt sich dabei um die evolutionär nächste Stufe des Glas-Postkarten-Prinzips. Am Ende eines Plastikgriffs trägt Snapy einen unten offenen Plexiglaskörper, der über das zu exorzierende Insekt gebracht wird. Dann wird vermittels eines simplen Schiebemechanismus der Plexiglaskörper mit einer stichdichten Plastikscheibe verschlossen. Die verdammte Dreckswespe sitzt in der Falle und ist unserer Willkür hilflos ausgesetzt.
Versuche an der hauseigenen Scheibe mussten jahreszeitbedingt bisher ausfallen, doch haben Erstnutzer nicht nur den hohen Funfaktor des Gerätes gelobt. Auch die Guillotinierungsrate, die ja bei der herkömmlichen Methode recht hoch ist, sei zu vernachlässigen gewesen.
Im Übrigen ist die Internetseite des Snapy-Konzerns wirklich und tatsächlich rührend.


30.12.2005 | 11:20 | Zeichen und Wunder

Krieg total


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Als sich im Zweiten Weltkrieg gerade das Blatt wendete und Goebbels in seiner Sportpalastrede vom 18. Februar 1943 die Deutschen befragte, ob sie ggf. dem Totalen Krieg zuneigen würden, was diese (zumindest die Anwesenden) frenetisch bejaten, hing hinter ihm an der Saalwand ein Transparent "Totaler Krieg – Kürzester Krieg". Am 1. Januar 1943 hatte Goebbels diesen Gedanken bereits in sein Tagebuch notiert: "Der radikalste und totalste Krieg ist der kürzeste, und er bringt den entscheidenden Sieg". Was das alles mit dem im Bild anoncierten Sonderverkaufsaktion der DVD "Krieg der Welten" bei der Tankstellenkette "Total" zu tun hat? Keine Ahnung.


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