05.06.2025 | 13:12 | Alles wird besser | In eigener Sache
Heute vor 20 Jahren, am 5. Juni 2005 um 22:37, erschien der allererste Riesenmaschinebeitrag. Im Archiv sieht man zwar noch einen vor ihm stehen, der wurde aber rückdatiert. Deshalb, und weil wir es versäumt haben, die ganze Riesenmaschine auf Keramiktafeln brennen und in einem Bergwerksstollen einlagern zu lassen, gibt es jetzt als zweitbeste Lösung ein PDF. Es mag übermässig eitel oder verzweifelt wirken, 20 Jahre später noch mal über 9000 Seiten Gesamtausgabe hochzuwürgen, aber wir haben Jahre unserer Jugend in diese 3349 Beiträge gesteckt. Sie sollen nicht im unzuverlässigen Internet langsam verrotten und dann eines Tages ganz weg sein, so wie alles andere.
Die Jubiläumsausgabe enthält nicht nur drei neue Vorworte, sondern erstmals auch die bisher unveröffentlichten internen Kommentare der Redaktionsmitglieder zu den Beiträgen. Liebe und Hass! Beschimpfungen der Schreibenden, der Lesenden und der Beiträge! Grundsatzdebatten über den Sinn der Riesenmaschine und über lateinische Grammatik! 291 bisher unveröffentlichte Werke von Wolfgang Herrndorf!
Rund 1500 im Blog seit Jahren nicht mehr sichtbare Bilder wurden für diese Ausgabe restauriert. Weitere 1688 Bilder mit zweifelhaften oder fehlenden Bildrechten sind durch Platzhalter mit Bildbeschreibungen ersetzt. Dadurch ist die PDF-Riesenmaschine sogar etwas barrierefreier als das Original.
Zwar enthält das PDF statt 20 Jahren Riesenmaschine nur 15, denn der letzte Beitrag ist 2020 erschienen. Andererseits wird ein Ankündigungsbeitrag zu dieser Jubiläumsausgabe geschrieben werden müssen, so dass sogar eine Fortsetzung »30 Jahre Riesenmaschine« denkbar erscheint, die dann einen Beitrag mehr enthält. Nämlich diesen.
07.07.2013 | 08:44 | Anderswo | Papierrascheln | In eigener Sache
 Der Preisträger beim Preistragen. Bild: @mitnichten
Das Räderwerk der Riesenmaschine steht still. Einmal im Jahr aber kommt es in Gang, und kurze Zeit später produziert die Maschine einen Automatischen Literaturkritikpreis. Im sechsten Jahr hat sich der Preis professionalisiert, die Punkte werden nicht mehr durch überforderte, schwitzende Riesenmaschineredakteure vergeben, die alle Punkte mit ausgetrockneten Filzstiften in eine in 4-Punkt-Schrift ausgedruckte Kriterienliste eintragen und dann an den Fingern das Ergebnis ausrechnen müssen. 2013 gab es eine übersichtliche Tabelle, in der jeder Leser seine gefundenen Punkte registrieren und mit einer Belegstelle versehen konnte.
Sechs von vierzehn Autoren schrieben schwarze Zahlen: Joachim Meyerhoff, Verena Güntner, Zé do Rock, Heinz Helle, Katja Petrowskaja und Roman Ehrlich. Den 2012 überraschende vier Mal vergebenen, ansonsten sehr seltenen Alison-Bechdel-Pluspunkt konnten Nadine Kegele und Cordula Simon verbuchen. Roman Ehrlich kam mit einem Auszug aus seinem Roman "Das kalte Jahr" auf 6 Punkte, liegt also deutlich vor Joachim Meyerhoff und Verena Güntner (je 2 Punkte). Damit stammen fünfzig Prozent aller Preisträger (Tilman Rammstedt, Dorothee Elmiger, Roman Ehrlich) aus dem Dumont-Verlag, in dem man offenbar irgendwas richtig macht.
Eine weitere gute Nachricht: Das Rahmenprogramm des Automatischen Literaturkritikpreises, die Tage der Deutschsprachigen Literatur in Klagenfurt, wird es auch 2014 noch geben, wie ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz der Riesenmaschine-Redaktion in der Nacht zum Sonntag in die Hand versprach.
Der mit 500 Euro und einer von Riesenmaschine-Grafiker Martin Baaske gestalteten Urkunde dotierte Preis wurde um 10:30 im Garten des ORF-Sendehauses verliehen. Die Riesenmaschine gratuliert. Punktevorschläge für 2014 können in den Kommentaren eingereicht werden.
Was bisher geschah: Der Preis erklärt (2008) 2008, Tag 1, Tag 2, Preisverleihung 2009, Tag 1,Tag 2, Tag 3, Preisverleihung 2010, Tag 1, Tag 2, Tag 3, Preisverleihung 2011, Tag 1, Tag 2, Tag 3, Preisverleihung 2012, Tag 1, Tag 2, Tag 3, Preisverleihung Kriterienliste 2013
05.04.2011 | 09:46 | Alles wird besser | Sachen kaufen | Sachen anziehen | In eigener Sache
 Dieses T-Shirt kann man nicht kaufen. Es existiert nicht mehr. Screenshot: Kathrin Passig / zufallsshirt.deWenn den Inhaber eines englischen Landsitzes im frühen 20. Jahrhundert der Wunsch ankam, am nächsten Tag zu golfen oder Cricket zu spielen, mussten alle 20 Hausangestellten im Morgengrauen aufstehen und mit Nagelscheren den Rasen trimmen, ein für fast alle Beteiligten unschöner Zustand, der sich erst durch die Erfindung des Rasenmähers änderte.
Heute sitzen teuer ausgebildete Grafiker an teuren Designertischen in teuren Büros, nur um den ganzen Tag "I Herz Gelsenkirchen", Regenbögen und Bandnamen auf T-Shirts anzuordnen. Nach Feierabend müssen sie teure Getränke gegen den Kummer einnehmen, und nachts träumen sie in Comic Sans davon, dass Sumsen buper ist. Aber auch dieser quasi vorindustrielle Zustand hat jetzt ein Ende. Mitarbeitern der Riesenmaschine ist es gelungen, die Herstellung zeitgenössischer T-Shirt-Motive vollständig zu automatisieren. Die Zufallsshirt-Maschine erzeugt mechanisch aus einer zufälligen Kombination von Zufallsbild und Zufallstext in Zufallsschrift und Zufallsfarben ein nur ein einziges Mal existierendes Zufallsmotiv, das ebenso vollautomatisch von der Leipziger Firma Spreadshirt auf ein Kleidungsstück gestempelt und zugestellt wird. Nur beim Tragen ist noch der Einsatz von Menschen erforderlich. Die so erzielten Einsparungen werden direkt an die Käufer weitergegeben!
Die Auswahl von Zufallsshirt umfasst unendlich viele T-Shirts, das ist mehr, als in die meisten Kleiderschränke passt. Politik, Poesie, Abendgestaltung, nonkonformistische Provokation und süsse Tiere, die Maschine deckt alle wichtigen Shirtaussagenbereiche des 21. Jahrhunderts ab. Die Grafiker atmen auf und können sich nun ungestört dem Layouten von Flyern, Konzertplakaten und grossformatigen Büchern über Flyer und Konzertplakate hingeben. Ein paar Tage noch, bis jemand eine Flyermaschine, eine Konzertplakatmaschine und eine Designbuchmaschine auf den Markt wirft.
18.09.2010 | 00:18 | Nachtleuchtendes | Supertiere | Papierrascheln | In eigener Sache
 Erstaunliches Buch (Bild: Christian Y. Schmidt / Tiamat Verlag)Dieses Buch hat, wie man deutlich sieht, ein Kaninchen auf dem Cover, mithin fast ein Nagetier. Es stammt aus dem daoistischen Dong Yue Tempel im Osten Pekings, der dem Gott des heiligen Bergs Taishan gewidmet ist, der wiederum mit dem Unterweltgott Yama identisch sein soll. Das etwa ein Meter siebzig grosse Kaninchen steht in einer der siebzig Hallen, die sich um den Haupttempel gruppieren und in denen Szenen aus der chinesischen Hölle nachgestellt sind. Was das Kaninchen in der Hölle soll, ist nicht exakt herauszukriegen. Wahrscheinlich wird es der vom Herrn der Unterwelt ernannte Kaninchengott Tu Er Shen sein, der im daoistischen Götterkosmos die Liebesbeziehungen zwischen homosexuellen Männern verwaltet.
Und so spricht das soeben erschienene Buch bisher in erster Linie schwule daoistische thanatophile Kaninchenanbeter an, die es auch ohne weitere Aufforderung kaufen. Da diese Gruppe allerdings zu klein ist, um nur die Druckkosten wieder einzuspielen, muss das Buch für andere Käuferschichten ganz platt und deutlich beworben werden. Also: Zum ersten Mal tot wurde auch speziell für Riesenmaschinenleser geschrieben. Es handelt nämlich nur von extrem wichtigen Innovationen, und zwar im Leben des Riesenmaschinenautors Christian Y. Schmidt: Der ersten Ratlosigkeit, dem ersten Sex, der ersten Droge, der ersten Tracht Prügel, der ersten Reue und dem ersten Aufenthalt in der echten Hölle. Das Buch ist ganz gut und darf in keiner Innovationsfreakbibliothek fehlen. Ergo: Kaufen Sie's!
Nicht mehr ganz so taufrisch ist die Idee, Riesenmaschinenautoren ihre eigenen Bücher in der Riesenmaschine selbst bepreisen zu lassen. Darum ist es auch nicht mehr ganz so peinlich. Sollten Sie mich allerdings eines Tages dabei erwischen, wie ich Leserbriefe an Tageszeitungen verfasse: siehe hier: 1. Absatz, 9. Zeile!
21.06.2010 | 00:54 | Anderswo | Papierrascheln | In eigener Sache
 Links: Der attraktive Riesenmaschine-Preis. Rechts: Glücklicher Gewinner. (Klagenfurt, Wörtherseestrand, Foto: Kathrin Passig)Am Mittwoch, den 23. Juni, beginnt eins der vier wichtigen Feste im Riesenmaschine-Jahr: die Klagenfurter Tage der deutschsprachigen Literatur. Wie schon 2008 und 2009 werden wir wieder den mit 500 Euro dotierten Automatische Literaturkritik Preis der Riesenmaschine verleihen. Die aktualisierte Kriterienliste steht für den diesjährigen Bewerb fest und kann erst für 2011 wieder geändert werden; Vorschläge bitte wie immer in den Kommentaren einreichen.
Während der Lesungen steht die punktvergebende Riesenmaschine-Jury vor Ort erfahrungsgemäss unter Stress, Zeitdruck und Badewunsch, nicht jedes in den Texten vorkommende Nagetier wird immer sofort entdeckt und gewürdigt. Wir bitten um Verständnis für den Fall, dass die vergebenen Punkte eventuell im Laufe der Lesetage noch nach oben oder unten korrigiert werden müssen, und werden diese Korrekturen in diesem Jahr transparenter als in den Vorjahren zu machen versuchen. Es handelt sich um ein wissenschaftliches Verfahren frei von jeder Willkür, das jeder Interessierte anhand des Kriterienkatalogs selbst nachvollziehen kann.
In Klagenfurt lesende Riesenmaschineautoren – diesmal: Aleks Scholz – sind von der Teilnahme ausgeschlossen. Ergänzend zur Punktevergabe in der Riesenmaschine werden auf dem Schwesterschiff Lesemaschine lesevorbereitende und -begleitende Dienste geleistet.
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IN DER RIESENMASCHINE
ORIENTIERUNG
SO GEHT'S:
- Quorren (machen Schnepfen)
- Kippenberger
- Buden-Hopping
- Tändelwoche
SO NICHT:
- gestieltes Lipom
- Schnarch-Flyer
- grösserer Blutverlust
- Kippenberge
AUTOMATISCHE KULTURKRITIK
"The proposition", John Hillcoat (2005)
Plus: 3, 14, 21, 22, 31, 32, 45, 48, 79 Minus: 1, 19 Gesamt: 7 Punkte
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