Riesenmaschine

31.01.2006 | 19:50 | Anderswo | Alles wird besser

Google Maps für fast alles


Die Welt steckt voller Überraschungen (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Dass man, wenn man die Dinge frontal von oben betrachtet, wesentlich mehr in wesentlich kürzerer Zeit findet, wissen wir spätestens seit der Erfindung der Google Maps. Und was man da inzwischen alles finden kann: Comicbuchläden und die Optimalposition für ein Panorama mit Sonnenuntergang und Golden Gate Bridge, wo in Rochester 2005 überall jemand ermordet wurde und wo in New York gerade welcher Müll auf der Strasse liegt.

Hübsch ist auch dieses kleine Programm mit dem selbsterklärenden Namen If I dig a very deep hole, where I go to stop? Oder man scrollt zur Entspannung einfach mal ein paar Stunden auf hoher Zoomstufe durch die Weiten der USA und stellt seine Entdeckungen bei reddit online. Da findet man dann Selbstverwirklichungsversuche texanischer Förster, wie dreist Al Quaida inzwischen seine Flugzeuge postiert oder diese nördlich von Kansas City gelegene Aliensiedlung.

Noch viel mehr Kartenmaterial sowie diverse Tools gibt es auf Google Maps Mania. Und wir wollen uns auch gar nicht beschweren, dass das meiste davon nach wie vor nur einem kleinen Teil der Welt (USA, Kanada, Grossbritannien, Japan) nützt. Die Erschliessung Mitteleuropas wird nämlich, wo wichtigere Orte wie die Warcraft-Welt jetzt endlich kartografiert sind, ganz bestimmt bald angegangen. Was uns dann zum Glück bloss noch fehlt, sind Micro Google Maps, die unsere Wohnungen und Büros abbilden und uns z.B. die Koordinaten aller vorhandenen Kugelschreiber, Feuerzeuge, Tesafilmabroller und Taschenmesser anzeigen.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Mama, ich bin ein Flugzeug


31.01.2006 | 13:51 | Nachtleuchtendes | Fakten und Figuren

Strahlende Kinder


Sieht so komplex aus wie es ist (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Sterne und Kinder haben eines gemeinsam: Bei der Geburt geht vieles durcheinander. Der Trifid-Nebel, Abbildung links, sieht schon mit normalen Fernrohren vollkommen chaotisch aus; noch viel schlimmer wird es, wenn man es mit Infrarotkameras probiert, z.B. mit dem Spitzer Weltraumteleskop, einem, wie schon erwähnt, Wunderding. Der Wechsel zum Infraroten bedeutet praktisch, das man die Temperatur dessen, was man sieht, herunterregelt, von einigen tausend auf einige hundert Grad; man beobachtet die kalten Staub- und Gaswolken, aus denen sich Sterne bilden, zusammen mit den frisch entstandenen Embryos und ihren schon etwas älteren Säuglingsgeschwistern, alles gleichzeitig, bunt und ineinander verschachtelt. Ein verwirrendes Gebilde.

Die akkurate Interpretation dieses Bildes dauerte daher auch etwas länger, aber jetzt hat sich die enthusiastische Pressemitteilung vom Januar 2005 in einen erwachsenen Aufsatz verwandelt, auch eine Art Geburtsvorgang. Der sehr helle Stern im Zentrum der unteren runden Struktur sorgt nicht nur für die ansprechende Beleuchtung des Nebels, nein, er bläst mit seinem heissen, nicht mal so übelriechenden Atem alles in seiner Umgebung hinfort, erzeugt damit dieses rote höhlenartige Etwas und presst gleichzeitig das umliegende Zeug zusammen (wie beim Schneeschieben), so dass sich daraus grosse Klumpen bilden. Diese Klumpen wiederum, bisher hielt man sie für dunkel und düster, enthalten einen oder mehrere sanft glühende Sternembryos, kaum mehr als ein paar Tausend Jahre alt, und in diesem Bild erstmals richtig zum Ansehen. Ein wahrhaftiges, echtes Wunder, und alles direkt, naja, nicht so ganz, vor unseren Augen.

Ausserdem sieht es viel besser aus als diese Ultraschallbabies oder gar das anschliessende Gemetzel im Kreisssaal. Sterne haben, was Farben und Formen angeht, wahrscheinlich einfach mehr Ahnung.

Aleks Scholz | Dauerhafter Link


31.01.2006 | 04:51 | Fakten und Figuren | Sachen kaufen

In the mood for mut


Eulen-Romanze (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Mut – diese tolldreiste Eigenschaft gefestigter Persönlichkeiten, diese Premiumsverhaltensweise mit Seltenheitswert, diese One-Step-Anleitung ins Heldentum – was ist Mut wirklich? Die sonst allwissende Firma Google gibt hier viele unbefriedigende Antworten: Mut sei eine Initiative für eine "Mensch und Umwelt schonende DB-Trasse", der Verein "Mensch – Umwelt – Tier e.V." oder sei ganz abwegig eine Abkürzung für Medizin und Technik.

Wikipedia, die ehrenamtliche Lehrerspielwiese für arbeitslose freizeitintensive Akademiker, bietet eine bessere Definition für Mut an: "ein wagendes Vertrauen in die eigene Kraft". Sachlich korrekt, trifft das aber noch nicht so ganz den Kern der Eigenschaft, die wie kaum eine andere durch Handeln und nicht durch Haben definiert wird. Um die leidige Definitionsfrage zu klären, schlagen wir fortan vor, Mut haben als "etwas Justinmullinsiges tun" festzulegen. Denn Herr Justin Mullins stellt unter dem Namen "Mathematical Photography" mathematische Formeln ins Netz, die er gerahmt als Kunstfotografien verkauft, zum Beispiel als Symbol für Schönheit (ausgedrückt durch die Eulersche Formel) oder das obenstehende Bild, das für "Romance" steht.

Als reichte das allein noch nicht, wird schon vor dem zweiten Hinsehen klar, dass noch keine der "Fotografien" existiert, sondern die Bilder samt Rahmen billigst am Rechner zusammengeschraubt wurden und vermutlich erst bei Bestellung irgendwie zurechtfotografiert werden. Wenn das keine amtliche Definition für "Mut" ist.


30.01.2006 | 15:21 | Alles wird besser | Vermutungen über die Welt

Miteinander reden

Kommunikationsprobleme sind historisch betrachtet wesentlich lästiger und gefährlicher als Pest oder Cholera. Oft steht man jemandem gegenüber und hat keine Ahnung, was er eigentlich meint. Das geht nicht nur europäischen Elektrogeräten so, die mit amerikanischen Steckdosen nicht klarkommen.


Rottet nur Heringe aus (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Um mit solchen und anderen Problemen künftig besser klarzukommen, befasst sich Laurance Doyle vom SETI-Institut mit Buckelwalen. Dabei geht es zunächst nicht mal um die Frage, was die anderen so reden, sondern eher darum, wie umständlich sie sich dabei anstellen. Gäbe es einen Zusammenhang zwischen Komplexität von Sprache und Komplexität der Gesellschaft, so könnte man, ohne ein einziges Wort zu verstehen, das Zusammenleben von Ausserirdischen erkunden.

Buckelwale nun sind zu sehr komplexer Sprache befähigt. Sie sprechen wie Affen, wie Löwen, wie Kühe, manchmal wie Menschen, es ist so, als hätten sie den präzivilisatorischen Turm zu Babel verschluckt. Zudem tun sie ungewöhnlich schwierige Dinge, zum Beispiel fangen sie Heringe, in dem sie sie mit einem Netz aus Wasserblasen verwirren und einfangen, also ich könnte das nicht. Hängt beides, komplexes Verhalten und komplexe Sprache, zusammen? Reden sie nur deshalb so wirr, weil ihre Welt nun mal wirr ist? Man wird es herausfinden müssen, mit Krokodilen oder Makaken vergleichen, und anschliessend hochkomplizierte Diagramme dazu erstellen. Aber vielleicht liefern sie, die Buckelwale, den Nachweis einer Korrelation zwischen Gesellschaft und Sprache, was man anschliessend verwenden kann, um irgendwie auch die Steckdose nebenan besser kennenzulernen. Hinterher wird man sich allerdings wünschen, man hätte doch nicht so genau hingesehen.


30.01.2006 | 12:21 | Berlin | Zeichen und Wunder

Space Invaders gegen Antisemitismus


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Den Zusammenhang von Space Invaders und Rassismus, Faschismus, Sexismus, Antisemitismus und Homophobie muss uns die TU-Berlin-Antifa eines Tages auch noch mal genauer erklären. Sind die kleinen gepixelten Freunde so von Mitgefühl erfüllt, weil man sie selbst bei jeder Gelegenheit mit schwerem Geschütz diskriminiert, ohne vorher das Gespräch zu suchen? Vielleicht lässt sich bei Gelegenheit das Aufkleberangebot noch ein wenig ausbauen mit "Sam&Max, Freelance Police gegen den Polizeistaat", "PacMan gegen Essstörungen", "Tetris-Steine gegen Parkraumbewirtschaftung", "Moorhühner gegen Geflügelgrippe-Massenschlachtung" und "Donkey Kong gegen Ölpreiskartelle" (bitte unsere URL mit aufdrucken). Sehr zu loben ist in jedem Fall die mutige und kontextsensitive Platzierung des Aufklebers auf den Damentoiletten des notorischen Antisemitentreffpunkts nbi.


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