Riesenmaschine

31.10.2006 | 13:05 | Alles wird besser

Die Eltern vom Bahnhof Zoo


Keine Macht den Drogen (vor der Pubertät)
Man sollte sich von Gadgets, bezahlten Praktika und treudoofen Kinderaugen nicht einlullen lassen: Die Welt ist schlecht. Und wo sie es nicht ist, da kann man nachhelfen. Zum Beispiel bei Neugeborenen, diesen bis zur ersten durchgeplärrten Nacht unschuldigen Dingern. Durch gezielten Einsatz von Drogen und Alkohol kann die geneigte Mutter schon vor der Geburt das Leben des Kindes zur Hölle machen – und das eigene, fair enough, gleich mit. Weil das natürlich ein Eingriff von der Grössenordnung eines Computerkaufes ist und wohl bedacht sein will, hält die Delmenhorster Babybedenkzeit GbR Trial-Versionen für die Testphase bereit: Auf Drogen- bzw. Alkoholsucht getrimmte Babypuppen, die einen lebhaften Eindruck davon vermitteln, was wäre wenn und angehenden Eltern aufzeigen, wie schlecht die Welt noch werden kann. Noch schlechter, denkt sich die genervte Mutter dann womöglich, muss nun wirklich nicht sein.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Teenage Mum Kicks All Through The Night


31.10.2006 | 01:11 | Berlin | Was fehlt

And She's Buying ...

In der Simpsons-Folge Marge vs. the Monorail wird den Springfieldern eine defekte Einschienenbahn angedreht. Es gibt eine Beinahekatastrophe und am Ende der Folge sagt Marge: "And that was the only folly the people of Springfield ever embarked upon. Except for the popsicle stick skyscraper. And the 50-foot magnifying glass. And that escalator to nowhere." Die Simpsons mal wieder, herrlich. Rolltreppe ins Nichts, wie kommt man nur auf so einen Schwachsinn? Ach ja, die Abbildung oben zeigt übrigens den Entwurf von archiscape für eine Aussichtsplattform im Berliner Fritz-Schloss-Park mit Blick auf den neuen Hauptbahnhof (gefunden hier). Ganz hübsch, oder?

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Der in der Luft geht


30.10.2006 | 17:57 | Sachen kaufen | Zeichen und Wunder

Ein feste Hüpfburg ist unser Gott


Bild: inflatablechurch.com
Was tun, wenn die eigene Verderbtheit so weit vorangeschritten ist, dass man sich mit einem vorgetäuschten Leiden in therapeutischer Behandlung befindet? Und zwar nicht etwa wegen Schnupfen (Niespulver), sondern wegen Münchhausen-Syndrom (Phantasie und etwas medizinisches Fachwissen). Ist das noch gelogen, wenn die erlogene Krankheit also die Lügenkrankheit ist oder schon wieder gesund? Darauf haben vermutlich weder die feinen Herren Seelen-Zergliederer noch Karl Friedrich Hieronymus Freiherr von und zu Münchhausen von Schloss Bodenwerder eine Antwort. In einer solchen Lage kann dann eigentlich nur noch Gott helfen. Da der bekanntlich aber ein oller Stubenhocker ist, muss man ihn dafür schon in seiner Wohnung besuchen kommen. Und weil die nicht unbedingt immer um die Ecke liegt, haben die Briten sich das nicht nur luftige, sondern auch mobile Gotteshaus ausgedacht, eine Kirche zum Aufpusten. Die armen modebewussten Muttis mit Münchhausen-by-proxy-Syndrom sind allerdings immer noch am Arsch. Sie dürfen mit ihren High Heels nämlich sicherlich nicht da rein.

Bettina Andrae | Dauerhafter Link | Kommentare (5)


30.10.2006 | 12:02 | Anderswo | Alles wird besser

Romantik regelt und rollt

Die Welt ist schlecht, das Leben schön und das hat natürlich auch einen Grund, bzw. hat es ganz viele Gründe und einer davon ist Kontrast. Kontrast ist, wenn zwei, die eigentlich nicht zusammengehören, aneinandergenagelt werden; es ergibt sich etwas Neues, auch wenn es den ungeübten Beobachter zunächst schmerzt im Nerv. Der geübte Beobachter hingegen weiss: Das Aufeinanderprallen von Unähnlichem ist der Ursprung von Leben und Kultur. Und genau so pathostriefend steil werden die Menschen gedacht haben, die die aktuelle Caspar-David-Friedrich-Ausstellung in Hamburg an den Zuschauer bringen wollen.

(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)

Die Schau heisst nicht umsonst "Die Erfindung der Romantik", denn der Kreidefelsenmelancholiker Friedrich ist für die Deutsche Gemälderomantik, was Günter Grass für das Geständnisliteratur-Marketing ist: der stilprägendste Bartträger. Dass der romantischste Maler, hier im Bild sein "Wanderer über dem Nebelmeer", aber beworben wird mit dem unromantischsten Werbemittel neben Pissoirplakaten, dem Diesel-LKW mit unaerodynamisch angeflanschtem Konkavposter, zeugt von so lebensbejahender Liebe zum Kontrast an sich, dass man den Verantwortlichen zurufen möchte: Ja! Ihr seid auf dem richtigen Weg! Lasst Obdachlose Bank-Promotion machen! Schreibt Kettenmails gegen Spam! Und vor allem: schaltet als nächstes Motiv auf den LKW dringend eine Anzeige gegen den grossen CO2-Ausstoss der Industrieländer.


30.10.2006 | 00:39 | Anderswo | Supertiere

Der Schockfisch und die Produkte des Nichtseins


Gänzlich ungeschockter Fisch in Shanghai (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Haier ist die einzige chinesische Marke, die nun schon drei Jahre in Folge unter den 100 einflussreichsten brands der Welt rangiert. Wie schafft ein Unternehmen das, dessen Markenstrategie noch in Arbeit ist?

Die Antwort ist verblüffend einfach. Moderne Unternehmen brauchen gar keine Markenstrategien. Erwartet werden heutzutage vielmehr ehrliche Kommunikation, eine groovy Firmenkultur, Tierschutz und soziales Engagement. Haier kann in all diesen Punkten Vorbild sein – und sich daher teure Marketingetats sparen.

Unter dem Motto "Be brand the sail, be customer the teacher" offenbart der Elektrokonzern seine Ziele in vorbildlicher Ehrlichkeit: "expand the business into developing markets with little resistance" und "Priority given to influence and then profit". Haiers Strategie ist der Aufkauf "gut ausgestatteter Firmen" und der Austausch des Managements. Den ökologischen Standards entsprechend ist dieses Verfahren der Natur entlehnt und heisst daher Schockfisch: "'Shock fish' represent those companies which are well equipped but not well operated and can be vitalized if effective management is introduced." Die gekündigten Manager finden derweil Trost in Haiers Corporate Culture. Dort heisst es unmissverständlich: "Being itself is the product of not-being".

Wenn deutsche Firmen nicht als Produkte des Nichtseins enden wollen, passen sie besser jetzt ihre Strategien an! Haier-Küchengeräte sind in Deutschland bereits erhältlich. Es ist also nur eine Frage der Zeit, bis die konzerneigene Zeichentrickserie Haier Brothers auch hierzulande ausgestrahlt wird. Wogegen sich auch niemand wird wehren können, denn die 212 Episoden verbucht Haier unter Social Contribution.


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