Riesenmaschine

14.02.2010 | 09:21 | Zeichen und Wunder | Papierrascheln | Vermutungen über die Welt

Breitstreckeinrichtungen in sozialen Netzen

Absetzer, Blindgreifer, Abstandshalter oder Spritzgerät? Spreader ins Deutsche zu übersetzen gestaltet sich so schwierig wie Browser. Mit solchen Problemen lassen einen Hernán Makse und Kollegen natürlich allein, wenn sie sich in Identifying influential spreaders in complex networks über die Verteiler in Verbreitungsnetzen auslassen. Gemeinhin nahm man an, dass die kritischen Knoten für die Weitergabe von Infektionen oder Informationen die mit vielen Verbindungen sind. In dieser Arbeit wird jedoch gezeigt, dass es wohl wichtiger ist, zentral im Netzwerk zu sitzen und unterschiedliche Regionen zu verbinden als nur Verbindungen zu haben. Da werden sich die Viren und viralen Vermarkter freuen, endlich zu wissen, wie man jemanden bei buzz oder Facebook als Multiplikator identifizieren kann.


Blindgreifer bei der Arbeit. Quelle (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)


Anmerkung für den wirklich interessierten Leser: Die verlinkte Arbeit ist in Wirklichkeit Makses Entropy of jammed matter. Die richtige verbirgt sich in diesem Satz. Wir wollten es den Werbern nicht zu leicht machen und die lesen ja nie weiter als bis zum ersten Link. Ausserdem ist der Titel viel besser.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Wasser kennt nur 5,6 Freunde


13.02.2010 | 03:44 | Supertiere | Fakten und Figuren

Trendtiere gestern und heute


Gewinnertiere -- Verlierertiere (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)

Vor der Anschaffung von Haustieren ist Recherche geboten – nur zu leicht sitzt man einem Trend auf, der kurzlebiger ist als der neue Freund selbst. Der Nacktmull etwa bewohnte seit seiner Beschreibung durch Max Goldt um 1992 die ökologische Nische der trendigen Abstossendheit, aus der zuvor die Ratte durch die kuschelige Punkkultur vertrieben worden war. Spätestens seit dem Beginn der Google-Trendgeschichtsschreibung geht es jedoch mit dem Nacktmull stetig bergab, auch für Gnu und Fruchtfliege können wir keine Kaufempfehlung aussprechen. Selbst mit Kopfläusen lässt sich nicht mehr punkten wie noch 2006.

Der klare jahreszeitliche Trend beim Eisbär deutet darauf hin, dass diese possierlichen Gesellen häufig zu Weihnachten angeschafft und später an der Autobahnraststätte ausgesetzt werden, dasselbe Schicksal ereilt den Lachs, jedoch nicht den offenbar ganzjährig Freude bereitenden Pinguin.

Mit Klassikern wie Katze, Hund und Manatee kann man natürlich wenig falsch machen, aber gerade in urbanen Haustierhalterkreisen wird etwas mehr Engagement erwartet; mit dem Auftragen von Ladenhütern aus der Zoohandlung ist es hier nicht getan. Aufstrebende Trendtiere sind der Biber, der 2009 an Beliebtheit zulegen konnte, ebenso wie der Tiger. Ein leichter, aber anhaltender Aufwärtstrend ist beim Mammut zu erkennen -- allerdings auch hier mit verdächtigen Jahreshochs um Weihnachten. Bitte bedenken Sie in jedem Fall: Tiere sind keine Überraschungsgeschenke!


09.02.2010 | 13:52 | Essen und Essenzielles

Strom ohne Elektronen


"Authentische Funktionalitäten brauchen explizit ein gewisses Mass an Kohlehydraten für ihre jeweilige Wirkung." (Hier war mal ein Herstellerfoto, das die im Beitrag erwähnten Getränke in verschiedenen Geschmacksrichtungen zeigte.)

Immer noch klafft einen riesige, gigantische, megagrosse Lücke zwischen Softdrink und Wasser. Ein Grand Canyon der Versorgungsmittelindustrie, achwas, ein Grosser Roter Fleck der Schande, und gleichzeitig ein Grosser Attraktor für Werbephantasten. Eine wundervolle Hohlraumstrahlung, in irgendeiner gewissen Weise.* Und ausserdem irgendwie das Geschäftsmodell von Energy Brands, die seit 1996, 1998 und 2000 Smartwater, Fruitwater und Vitaminwater verkaufen. Komisch, kommt einem wie neulich erst vor. Das Geschäftsmodell von Venga – Functional Infusions lautet, alles wie Energy Brands zu machen, nur zehn Jahre später und weniger lustig. Darüber kann man jetzt gern lachen, aber erst mal was Besseres ausdenken. Nagut, oder halt erst mal darüber lachen.

Oder vielleicht verstehen wir das alles auch falsch. Vielleicht ist die Fastwasserbranche ein Ironielabor und immer schon einen Schritt weiter als unsere im Gehirn fest angeschraubten Ironiedetektoren. Während die Commercials für Vitaminwater mit holzhammer-, ach was, atombombenhaften Dosen an Ironie versetzt wurden, spielt man bei Venga eventuell schon in einer anderen, noch nicht messbaren Liga.** Schon in wenigen Jahrzehnten werden wir es für die Höhe an subtilem Humor halten, wenn schwindsüchtige Kinder als Beispiel für körperliche Stärke herhalten müssen, nur eine der enigmatischen Werbebotschaften des neuen Ironiemonopolisten.

Oder wenn die Werbung für Venga behauptet, es gäbe ohne Strom kein Licht. Vielleicht gibt es in ein paar Jahren ohne Strom wirklich kein Licht mehr. Die Zukunft ist ein grosses Rätsel.***

* Wissenschaftsmetaphorik war früher besser.
** Aber welche Liga ist schon messbar? Fragt man sich.
*** Eine Lektion, die man seltsamerweise aus der Vergangenheit lernt.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Are we crazy? Maybe!


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