07.01.2006 | 06:11 | Papierrascheln | Vermutungen über die Welt
Deutschland 2100 (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)Auch 2006 gibt es wieder den Entrümpelungskalender von Frau Rita Pohle, von amazon derzeit passend mit der Bannerwerbung "Alles muss raus" kombiniert. Nun ist Wegwerfen wirklich kein neue Volksbewegung, vor allem nicht, wenn man auch seine unmittelbaren Verwandten Wegschliessen, Ausrotten und Ausräuchern miteinbezieht, die in der Weltgeschichte sehr regelmässig für Aufsehen sorgen. Frau Pohles Engagement fürs Entrümpeln jedoch verdient immerhin beiläufiges Kopfnicken, sowohl wegen seiner Konsequenz (ihr neuestes Werk heisst "Weg damit: Die Liebe befreien") als auch wegen seines Einfallsreichtums (Aufräumen mit Feng-Shui und Räucherstäbchen). Nun können wir leider nichts zum Inhalt des Entrümpelungsbuchs sagen, denn hätten wir es bestellt, es wäre am Ende doch nur wieder weggeworfen worden. Nichtsdestotrotz ist, was das Gesamtkonzept angeht, grosse Skepsis angebracht: Angeblich besitzt der Durchschnittsmensch heute, so Frau Pohle, etwa 30000 Gegenstände, während es im vorletzten Jahrhundert nur 150 waren. Das ist eine Steigerung um Faktor 200, eine galoppierende, epidemische Gegenstandsvermehrung, die auch Frau Pohle nicht aufhalten wird. Noch zu unseren Lebzeiten wird jeder, der nur drei geräumige Lagerhallen voller Unrat hat, als Asket gelten, und Umzüge werden aus praktischen Gründen vollkommen unmöglich sein. Wir werden alle in unseren Mittelgebirgen aus Müll sitzen und per ebay unseren Quatsch gegen neuen eintauschen. Erst wenn die Erde durch Unratsakkumulation so gross ist wie Jupiter, ist eventuell eine Trendwende in Sicht, und dann, ja dann könnte man vielleicht nochmal über Feng-Shui nachdenken. Bis dahin regiere Chaos.