Riesenmaschine

22.09.2005 | 04:48 | Anderswo | Alles wird besser

Weisheiten und ihre Produkte: Die Baum-Haus-Sohn-Lösung


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Ein Mann muss in seinem Leben einen Baum pflanzen, ein Haus bauen und einen Sohn zeugen. Es ist im Nachhinein offenbar nicht mehr festzustellen, wer den Quatsch eigentlich in Umlauf gebracht hat. War es Konfuzius, Caesar, Luther, Nietzsche oder doch der sog. Volksmund? Egal, erstaunlich ist nur, dass bisher noch niemand das Marketingpotenzial dieses eingänglichen Claims erkannt hat. Ein erster Schritt in diese Richtung hat nun die Schweizer Firma Tschopp Holzbau unternommen, indem sie den Prototypen einer praktischen "All-in-One"-Lösung für das Baum-Haus-Sohn-Problem entwickelt hat.
Das an sich klug konstruierte Baumhaus – einzig die auf zwei übergrossen Pflöcken abgestellte Terrasse stört das simple Konzept – ist dank seiner punktsymmetrischen Bauart und zweier Druckringe aus Stahl in sich stabil und nur mit zwei Gurten an einer Astgabel einer Eiche aufgehängt. Man spart so immerhin das Fundament. Wer also früh genug seinen Baum pflanzt, kann schon rund 50 Jahre später sein Haus dran hängen und darin dann seinen Sohn zeugen. Weil er dann gemäss eingangs erwähnter Weisheit seinen Lebenszweck bereits erfüllt hat, kann er sich gleich bequem am selben Baum aufhängen auf die Terrasse setzen und den Rest seines sinnlos gewordenen Lebens die Aussicht geniessen.


20.09.2005 | 20:32 | Anderswo | Alles wird besser

0 Cent/min


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Aus Amsterdam brachte ein Riesenmaschine-Späher (danke, Evangelos) einen nagelneuen steinalten Kommunikationstrend mit. Es handelt sich um Cliqenkommunikation per Funkgerät. In einer Nische zwischen Kindergeburtstagsgeschenk und Fahrradkurier hat sich die Funktechnik nämlich inzwischen in für Außenstehende erstaunliche Bereiche hineinentwickelt. Die nebenstehend abgebildeten Geräte der Firma Busch zum Beispiel haben Features wie 5 km Reichweite, 304 verschiedene Kanäle und einen Senderscanner, der piept, wenn auf einem Kanal jemand in Reichweite unterwegs ist. Selbstverständlich ist an diversen Orten zu erfahren, wie man die Reichweite der Funkgeräte erhöht oder auf verbotenen bzw. für andere kaum erreichbaren Frequenzen sendet. Das neue Walkie-Talkietum hat die offizielle Abkürzung PMR (Private Mobile Radio) und scheint in Amsterdam einen Gutteil der Kommunikation per Handy abgelöst zu haben, insbesondere in Verbindung mit einem Headset. Dabei benutzen verschiedene Cliquen verschiedene Kanäle, einige Kanäle sind im allseitigen Einverständnis für direkte Kommunikation zwischen zwei Personen reserviert. Ob sich dieser Trend mit rauem Charme auch in anderen Städten trotz 0 Cent pro Minute (rund um die Uhr) durchsetzen wird, ist fraglich – schließlich hat Amsterdam eine sehr überschaubare Innenstadt und damit ideale Funkbedingungen. Ein neuer, besser in unsere Zeit passender Name als "Funkspruch" ist für die Kommunikation auch schon gefunden: UHF Local Group Voice SMS.


20.09.2005 | 20:11 | Alles wird besser | Sachen kaufen

Geräte auf Sinnsuche


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Als das WWW noch ganz neu war, wusste auch niemand so recht, was man damit anfangen sollte. Deshalb soll man dem schwedischen Gerät Ghost Reminder, auf das wir durch OhGizmo! aufmerksam gemacht wurden, auch keinen Vorwurf aus seinem erst mal etwas unklaren Verwendungszweck machen. Der Ghost Reminder enthält ein Mikrofon, einen Bewegungssensor und einen Lautsprecher und spielt eine vorher aufgenommene Nachricht ab, sobald jemand in seine Nähe kommt. Man braucht sich also, so der Hersteller, zum Beispiel keine Nachrichten mehr "med läppstift" an den Spiegel zu schreiben. Sehr wahrscheinlich wird aber dieses vielseitige Gerät schnell ganz andere Einsatzzwecke finden. Vielleicht werden sie mit sprechenden Fahrrädern zu tun haben, vielleicht mit prätentiösen Kunstprojekten, wahrscheinlich aber mit etwas grundlegend Anderem, das wir uns jetzt noch gar nicht so richtig vorstellen können.


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Mit der gleichen gespannten Erwartung erfüllt uns Mr. Limpy, der in vier Farben erhältliche "ultimate realistic limp penis", der der etwas rätselhaften Zielgruppe unter anderem im Format "extra small" angeboten wird. Ist das jetzt die sexuelle Postmoderne und das Ende des Leistungsdrucks im Bett? Oder geht es in den Zeiten der Silden-, Tadal- und Vardenafile darum, bei Bedarf jederzeit auch mal ein schlaffes Glied zur Hand zu haben? Und sei es nur so zur Erinnerung daran, wie das früher mal war?
Man weiß es nicht, und das ist spannend und spricht außerdem dafür, dass wir dringend noch mehr Gegenstände unklarer Zweckbestimmung brauchen. Wofür? Ach, das findet sich dann schon.


20.09.2005 | 12:32 | Alles wird besser | Fakten und Figuren | Vermutungen über die Welt

Abgehört


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Verstörende Nachrichten erreichen uns via Scientific American aus Berkeley, der Weltzentrale für verstörende Nachrichten. Doug Tygar und sein Team haben eine Software entwickelt, die aus den Klappergeräuschen der Tastatur zuverlässig die ursprüngliche Texteingabe rekonstruiert. Ein richtiges Abhörsystem für Tastaturen, also den Geräten, denen wir jeden Tag mehr anvertrauen als unseren Haustieren, sprich alles. Wer es immer noch nicht glaubt: Tygar berichtet ausführlich, zum einen (natürlich) in seinem Blog, zum anderen in einer unterhaltsamen Publikation. Wie immer bei derart weitreichenden Erfindungen steht man zunächst mal eine Weile sprachlos herum und sagt gar nichts. Dann aber wird einem ganz überraschend klar, dass diese Technik sowohl Risiken als auch Möglichkeiten mit sich bringt, genauso wie seinerzeit die Erfindung des Buches (Hera Lind vs. Goethe) oder die Entdeckung der Radioaktivität (früher Tod von Marie Curie vs. Nobelpreis für Marie Curie). Wir sind in solchen Dingen erfahren genug, um den Überblick zu behalten, und geben hier drei wichtige Hinweise, die das Schlimmste verhindern:
1. Keine Passwörter mehr eingeben, während man telefoniert. Viel zu riskant.
2. Jeden Monat das Tastaturlayout und damit den Klang der Buchstaben verändern.
3. Beim Schreiben immer ein Diktiergerät mitlaufen lassen; das spart sowohl Zwischenspeichern als auch Speichern generell, ja, letztlich die Anschaffung einer teuren Festplatte.
Schließlich noch eine Bitte an alle phantasiebegabten Entwickler: Mit nur wenig Aufwand kann man mit Hilfe des Tastaturabhörgeräts ein System bauen, das es erlaubt, mit den Fingern zu sprechen. Schön und gut, aber dies kann nur ein Anfang sein. Wir plädieren energisch für eine gerechte Verteilung aller Körperfunktionen auf alle Organe. Mit der Leber radfahren! Endlich Bauchnabelorgasmen! Warum nicht mal mit dem Rückenmark telefonieren? Es ist noch viel zu tun, Berkeley.

Aleks Scholz | Dauerhafter Link


20.09.2005 | 12:27 | Anderswo | Alles wird besser | Sachen kaufen | Essen und Essenzielles

Cake Side of the Moon

Während die Deutschen den letzten Sonntag mit sinnlosem Wählen verbrachten, feierten die Chinesen das Mittherbst- oder auch Mondfest. Dieses geht auf gleich mehrere Legenden
zurück, in welchen unter anderem der weltbeste Bogenschütze, seine Frau, ein Unsterblichkeitstrank, zehn Sonnen und ein Hase, der sich selbst brät, tragende Rollen spielen. Traditionell werden anlässlich dieses Feiertages so genannte Mondkuchen verschenkt, kreisrunde süsse Küchlein aus Mürbeteig, die mit allem gefüllt werden, was dem Chinesen unterkommt: salzige Enteneier, Gehacktes, Stinkfrucht-Mus, Rote-Bohnen-Paste oder Häagen-Dasz-Eis. Für den bestechungsfreudigen Beamten hält die Mondkuchen produzierende Industrie bisweilen sogar mit echtem Gold gefülltes Gebäck bereit, im Wert von einigen Tausend Euro. Allerdings sind auch klassische Mondkuchen nicht gerade billig: Für einen der möglichst überdimensionierten Kuchenkartons wandern in der Regel zwei- bis vierstellige Eurobeträge über den Ladentisch.

Die Chinesen zahlen diese Mondpreise leichten Herzens; in den letzten Wochen sah man praktisch keinen Pekinger ohne mindestens einen Kuchenkarton auf der Strasse. Das ist insofern bemerkenswert, als dass das teure Feiertagsgebäck kaum einem Chinesen schmeckt. Eine Blitzumfrage der Riesenmaschine in der chinesischen Hauptstadt ergab, dass knappe zwanzig Prozent der einheimischen Mondkuchenempfänger diese auch tatsächlich verzehren. Der Rest entsorgt die gefürchteten Kalorienbomben nach einigen Anstandswochen diskret über den Hausmüll.

Dass dieser Kuchenkauf- und Vernichtungsrausch nicht unerheblich zum anhaltenden, gigantischen chinesischen Wirtschaftswachstum beiträgt (voraussichtlich 9,5% für 2005), wurde bisher von den Ökonomen dieser Welt nicht hinreichend berücksichtigt. Vielleicht aber behält die sich demnächst irgendwie konstituierende deutsche Bundesregierung dieses Konjunktur-Ankurbelungsrezept im Auge und führt auch in Deutschland das Mondfest ein.

Christian Y. Schmidt | Dauerhafter Link | Kommentare (1)


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