10.10.2005 | 00:19 | Alles wird besser | Fakten und Figuren | Zeichen und Wunder
 (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Gäbe es bei der Riesenmaschine einen internen Wettbewerb um die reisserischste wahre Überschrift – ich hätte ihn wohl soeben gewonnen. Dabei habe ich noch untertrieben, denn mit dem Fahrrad wurde mehr als ein Viertel Lichtgeschwindigkeit erreicht: Es ist nun genau zehn Jahre her, als Fred Rompelberg 268,831 km/h im Windschatten eines Autos fuhr. Bis vor kurzem hätte das nicht für die Überschrift gereicht – jetzt aber ist es Forschern in Berkeley gelungen, mit einem Laser sowie einem komplizierten Verfahren Licht bei Zimmertemperatur auf eine Geschwindigkeit von 245 Metern pro Sekunde zu entschleunigen, was etwa 880 Stundenkilometern entspricht (gefunden bei digg). Man kann nun argumentieren, dass unter Lichtgeschwindigkeit gemeinhin diejenige im Vakuum verstanden wird, also eine Milliarde Stundenkilometer. Aber mit der Überschrift "Krass – Fahrrad fährt ein dreikommasiebenmillionstel Lichtgeschwindigkeit" hätte ich vermutlich keinen Blumentopf geschossen. Wie es sich für einen topreisserischen Artikel gehört, hat das Bild weder mit dem '95 aufgestellten Rekord noch mit den kalifornischen Forschern zu tun, sondern ist die Photoshop-Schimäre des Designers Scott Robertson (hier die komplette, sehr schmucke Serie "Venom").
07.10.2005 | 06:41 | Anderswo | Fakten und Figuren
 (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Vor wenigen Minuten ging die diesjährige Verleihung des Ig Nobel Prize zu Ende. Dabei werden durch die hervorragende Zeitschrift Annals of Improbable Research wie immer – im Unterschied zum herkömmlichen Nobelpreis – wirklich nützliche Erfindungen und Entdeckungen prämiert: Der Preis in der Kategorie Medizin geht an Gregg Miller für die Erfindung von "Neuticles". Das sind Hodenprothesen für kastrierte Hunde, Katzen, Pferde und Ochsen, die sich rätselhafterweise bereits über 150.000 Mal verkauft haben. Den Biologie-Preis erhält ein Australier, ein traditionell kluges und irrsinniges Volk. Benjamin Smith hat herausgefunden, dass für Frösche unter Stress ganz interessant riechen, und zwar nach Cashewnüssen, Lakritz, Pfefferminz oder auch faulem Fisch. Wie er das herausgefunden hat, möchten wir lieber nicht wissen. Der etwas andere Nobelpreis für Physik geht natürlich ebenfalls nach Australien, und zwar an Forscher der Universität von Queensland, die seit 1927, also schon etwas länger, einem Teerbatzen beim Fliessen (alle 9 Jahre ein Tropfen) durch einen Trichter zusehen. Für die Untersuchung der Gehirnaktivität von Grillen beim Betrachten von Star-Wars-Auszügen erhalten zwei Forscher der britischen Newcastle University den Friedens-Ig-Nobelpreis. In der Kategorie Chemie gewinnen überraschenderweise Experimentatoren der Universität Minnesota für die Untersuchung der Frage, ob es sich in Wasser oder in Sirup schneller schwimmt, ein Projekt, dessen Ausgang uns alle brennend interessiert. Und endlich, wir haben seit Jahren darauf gewartet, geht der Literaturpreis an "die Nigerianer" für ihren reichhaltigen und qualitativ hochwertigen Spam-Output.
Nebenbemerkung: Erst ein einziges Mal erhielt ein deutscher Forscher einen Ig-Preis, und zwar 2002 Arnd Leike von der Universität München für brisante Zerfallsexperimente mit warmem Bierschaum. Auf der Abbildung oben sieht man übrigens den aktuellen Physiknobelpreisträger Roy Glauber die Bühne eines vergangenen Ig Nobel Prize fegen, die während der Zeremonie traditionell aus dem Publikum mit Papierfliegern beworfen wird.
03.10.2005 | 05:40 | Anderswo | Alles wird besser | Fakten und Figuren
 (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Von einem neuer Ansatz zur Bekämpfung von irgendwelchen speziellen Versorgungslücken erfahren wir ausgerechnet und völlig überraschend aus Kanada: In Ontario gibt es auf der einen Seite einen ausgeprägten Mangel an Ärzten, auf der anderen Seite aber eine geradezu überschwängliche Toleranz gegenüber Schwulen. Scheinbar haben diese beiden Dinge überhaupt gar nichts miteinander zu tun. Falsch, sagt der Kanadier, und wirbt seit neuestem öffentlich um schwule Ärzte. Das ist ein hochinteressantes Konzept: Fehlt einem irgendeine Berufsgruppe, so muss man nur herausfinden, welche Minderheiten im Land besonders geschätzt werden, um die anderswo Diskriminierten ins Land zu locken. Deutschland hat ähnliches vor einigen Jahren mit dem "Computer-Inder" ausprobiert, aber leider nicht bedacht, dass der "Inder" dem breiten Volke nicht unbedingt als Garant für ein glücklicheres Leben bekannt ist. Dabei bieten sich doch gerade hier so schöne Möglichkeiten. Nur ein Beispiel: Genauso wie in Ontario wird in Ostdeutschland händeringend nach Ärzten gesucht (siehe Bild). Zudem erhalten rechtsradikale Parteien in Ostdeutschland immerhin mehr als dreimal soviel Zustimmung wie im Westen. Beides zusammengenommen kann eigentlich nur bedeuten, dass man dringend versuchen sollte, rechtsradikale Ärzte in die östlichen Bundesländer zu locken. Aber das passiert natürlich wieder nicht, weil es, ach, zu einfach, zu genial und deshalb viel zu umständlich wäre. Glückliches Kanada.
01.10.2005 | 19:11 | Anderswo | Fakten und Figuren
 (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Als das Buch "Deutsche Stars: 50 Innovationen, die jeder kennen sollte" erschien, war man im Ausland mässig begeistert über dessen Behauptungen, deutsche Erfinder hätten von der Glühbirne über den Teebeutel bis hin zum Telefon und dem Computer gestern alles und heute die gesamte Welt erfunden. In Wirklichkeit verhält es sich nämlich ganz anders und die Kanadier haben alles erfunden, wie wir dem informativen "Newcomers to Canada Day Planner" entnehmen: Neben naheliegenden Geräten wie dem Snowmobile, dem Snowblower, der Gefrierkost, den Schneeschuhen, dem Schlitten, dem Kanadier und der elektrischen Autoheizung haben die gewieften Kanadier, wie wir jetzt wissen, auch die Glühbirne, das Telefon, das Radio und den McIntosh Apple (schon 1796!) erfunden. Und nebenbei auch noch das wichtige Muskol, das unentbehrliche Pablum, den Abdominizer, das Andromonon und nicht zuletzt den SlickLicker. Und seien wir ehrlich, ohne Pablum, jawohl, es handelt sich um DAS Pablum (!), ist eine Liste der Erfindungen praktisch wertlos.
01.10.2005 | 00:45 | Nachtleuchtendes | Fakten und Figuren | Vermutungen über die Welt
 (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Wenigstens einmal im Monat muss man die Dunkle Materie erwähnen, damit sie nicht in Vergessenheit gerät. Dunkle Materie ist Materie, die man nicht sehen kann, und offenbar ist das Weltall voll davon. Diese Behauptung klingt zunächst wie ein billiger Trick, um an Forschungsgelder zu kommen – Erforschung des Unsichtbaren, bitte? – aber kann man das eigene Gehirn etwa sehen? Oder grosse, gefährliche Tiere im Dunkeln? Und doch gibt es sie, daran besteht ja wohl kein Zweifel. Und genauso sicher kann man dann wohl auch sein, dass Dunkle Materie existiert; zum Beispiel wegen dieser Bilder, die zeigen, wie Licht von unsichtbarer Hand zu seltsamen Kornkreisen verbogen wird.
Oder vielleicht doch nicht? Vor zwei Jahren fand man plötzlich, dass sich ziemlich viele verstorbene Sterne in ziemlich vielen Galaxien so bewegen, als hätten sie noch nie etwas von Dunkler Materie gehört, geschweige denn dass sie sich ihren Weisungen beugen möchten. Nur ein paar irregeleitete Zombies, diese Sternleichen? Oder haben wir uns das alles nur ausgedacht? Das Mittelalter, Auschwitz, die Dunkle Materie, alles nur Erfindungen?
In dieser Woche dann grosse Erleichterung bei allen, die ohne Dunkle Materie nicht mehr leben können: Avishai Dekel und sein Team zeigen auf überraschend komplizierte Art und Weise, dass diese Sternleichen in der Tat nur verwirrt sind, und zwar durch zuviel Begegnungen mit zuviel ganz normaler Materie in ihrem relativ langen Leben. Hinundhergezerrt zwischen heller und dunkler Materie irren sie hurtig durchs All, hilflos der Gravitation ausgeliefert. Schlussfolgerung: Dunkle Materie gibt es jetzt also wirklich, aber man sollte nie vergessen, NIE!, dass es auch Sichtbares im All gibt. Deshalb ist es auch keinesfalls falsch, einen Beitrag über sehr Dunkles in die Kategorie "Nachtleuchtendes" einzuordnen.
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IN DER RIESENMASCHINE
ORIENTIERUNG
SO GEHT'S:
- Planetenkonstellationen
- Peeptoe-Show
- Haarfrisur
- stille Feiung
SO NICHT:
- Flaschenhals
- Ohrlöffel-Stacheling
- Neutrinos 12,99/kg
- Brandstiftung wider Willen
AUTOMATISCHE KULTURKRITIK
"Un Prophete", Jacques Audiard (2009)
Plus: 31, 42, 56, 102, 123 Minus: 3, 19 Gesamt: 3 Punkte
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