Riesenmaschine

18.07.2005 | 13:29 | Alles wird besser | Fakten und Figuren

Me too

Dass nichts auf der Welt so mächtig sei wie eine Idee, deren Zeit gekommen ist, wusste schon Victor Hugo. Kaum ist die Welt der Riesenmaschine ein paar Wochen am Draht, kündigt das Hamburger Trendbüro in seinem Newsletter an:

Das Hamburger Trendbüro und die Design- und Architekturausstellung ENTRY 2006
starten das neue Internetportal DesignKlicks.Unter designklicks.spiegel.de können sich Trend- und Designinteressierte auf die Suche nach einer neuen Ästhetik begeben.

Fotografen, Designer, Architekten, bildende Künstler und andere Kreative sind aufgerufen, hier ihre Arbeiten und gestalterischen Visionen zu veröffentlichen, im gesellschaftlichen Wertekosmos einzuordnen und von den Nutzern der Seite bewerten zu lassen.

Insbesondere die Bewertungs-Funktion zieht ganz im Sinne der "Schwarmintelligenz" neue Erkenntnisse aus der Expertise der Mehrheit, denn jeder Besucher der Seite ist zugleich auch Jurymitglied. Damit wird das Portal zu einer Börse, die zeigt, welche Ästhetik auf die größte Nachfrage stößt und sich zu einem ernstzunehmenden Trend entwickelt.

DesignKlicks visualisiert jedoch nicht nur aktuelle Ästhetik-, Design- und Bildsprachetrends, sondern dient in der weiteren Interpretation auch als Seismograph für sich verändernde gesellschaftliche Werte. Damit steht Entscheidern im Werbung, Produktentwicklung und Design ein neues, innovatives Tool für ihre Arbeit zur Verfügung.


Eine unmittelbare Konkurrenz für die Riesenmaschine dürfte daraus jedoch kaum erwachsen. Um die ambitionierte Kartografierung der ästhetischen Welt bewerkstellen zu können, ist die in die SPIEGEL-Maske eingepasste Website in Wall-to-wall-Flash gestaltet, was selbst für Menschen mit guter Internetanbindung beachtliche Ladezeiten nach sich zieht. Die Benutzerführung und Funktionalität ist derart kryptisch und verstiegen, dass nur Menschen mit einem auch sonst ausgeprägten Hang zur Business-Esoterik daran Gefallen finden dürften. Dennoch scheint die unter dem Label "Schwarmintelligenz" gepushte Collaborative-Filtering-Funktion auf wundersame Weise blendend zu funktionieren. So ist der unangefochtene Spitzenreiter in puncto neuer Ästhetik bzw. Bildsprachetrends derzeit ein zugegeben schon etwas älteres Bild von Helge Schneider aus dem Film "Texas". Wer hätte das gedacht?! Bleibt nur zu hoffen, dass sich die Entscheider im Werbung, Produktentwicklung und Design tatsächlich an diesem neuen, innovativen Tool orientieren. Wir wünschen einstweilen viel Erfolg.


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)


Kommentar #1 von S. Merseburger:

"ausgeprägter Hang zur Business-Esoterik", das ist sehr gut.

18.07.2005 | 14:50

*  IN DER RIESENMASCHINE


*  ORIENTIERUNG



Werbung
Unsittliche Werbung Ratgeber

*  SO GEHT'S:

- Bitumen

- Quetschkommode mit Schraubzwinge verwechseln

- transparente Abläufe

- Fotopapier matt

*  SO NICHT:

- Organisches (schimmelt)

- Axolotl salzen (Darwinismus auf Speed)

- Schwarzfleckiger Schmierschirmling

- Das Corps


*  AUTOMATISCHE KULTURKRITIK

"Swiss Army Man", Dan Kwan, Daniel Scheinert (2016)

Plus: 5, 8, 9, 10, 11, 25, 41, 45, 122, 135, 155, 156, 157, 158
Minus: 26, 38, 39, 59, 138, 185, 197, 212
Gesamt: 6 Punkte


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