Riesenmaschine

17.01.2006 | 15:57 | Anderswo | Supertiere | Alles wird besser | Essen und Essenzielles

Poop goes the weasel


Hier war eine bildrechtetechnisch nicht ganz einwandfreie Abbildung des Wieselkaffees, also bitte selber googeln
Wer Vietnam wieder verlässt, muss natürlich irgendeinen Quatsch als Andenken kaufen. Wir empfehlen: Ca Phe Chon, zu Deutsch: Wieselkaffee, der beste Kaffee, den wir auf dieser Welt bisher tranken. Wieselkaffee schmeckt leicht nach Kakao, eventuell auch einem Hauch von Vanille, ist aber trotz seines Mokka-Aromas kein bisschen bitter und duftet sich auch unaufgebrüht durch jedes Behältnis. Man kann ihn also auch als Raumbedufter einsetzen.

Sein unvergleichlicher Geschmack rührt angeblich daher, dass Wiesel, die die Kaffeeplantagen in Vietnams zentralen Hochland durchstreifen, sich zwar gerne an den frischen Kaffeebohnen laben, aber nur die äussere Schale verdauen können. Die Reste scheiden sie wieder aus. Die Kaffeepflanzer sammeln nun die Wieselscheisse, trennen den Kot von den halbverdauten Bohnen, rösten sie, und fertig ist der Kaffee. In einer Alternativversion verlassen die Bohnen das Wiesel auf umgekehrtem Wege; hier sammeln die Plantagenarbeiter die Wieselkotze, sonst bleibt alles wie gehabt.

Im heutigen Vietnam gibt es allerdings gar nicht mehr so viele Wiesel, die so viel Bohnen mampfen könnten, wie Wieselkaffee verkauft wird. Sogar in den über 400 Filialen des einheimischen Starbucks-Imitators "Trung Nguyen" ist der angeblich rare Kaffee zu haben. Der Besitzer der Kette, der vietnamesische Kaffee-Baron Le Nguyen Vu, gibt denn auch gerne zu, dass seine Kaffeebohnen mit einem echten Wieselverdauungstrakt gar nicht mehr in Berührung kommen. Er lässt sie mit einem Enzym behandeln, das, wie er sagt, dem im Wieselmagen sehr ähnlich ist. Auf diese Weise wird wahrscheinlich mittlerweile auch der ganze Rest des Kaffees produziert, der mit dem Wiesel wirbt.

Wiesel-Kaffee – übrigens nicht zu verwechseln mit seinem feuilletonbekannten Verwandten Kopi Luwak aus Indonesien; ein Zibetkatzenprodukt – gibt's auch im Internet, die 57-Gramm-Packung für sechzehn fette, britische Pfund. Bei Firebox.com kann man zudem Wieselkaffee-Testimonials beim Kaffeetrinken zusehen. (Besonders weird: ein Kaffeezubereitungs-Clip von Alex Kennerley aus Chesterfield). Aber wer kann, der sollte ihn doch vor Ort erwerben, zum Beispiel in der Altstadt von Hanoi, an der Ecke Hang Buom/ Hang Ngang, wo ein Kilo (erkennbar am Wiesel!) nur 130.000 Dong (7 Euro) kostet. Wenn Sie direkt vor den vier Ständen stehen, wählen sie doch bitte den äusserst rechten aus, der netten Oma wegen.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Asien Spezial: Korea & Vietnam

Christian Y. Schmidt | Dauerhafter Link | Kommentare (3)


Kommentar #1 von irgendwem:

Geschäftsidee: Bei Bezugspreisen von 23,50 Euro pro Kilo (im Firebox-Versandhandel) hätte man das Flugticket (ca. 1.500 €) schon nach Mitnahme von 100 Kilo wieder raus, wenn da nicht der Gepäckaufschlag für Übergewicht wäre.

17.01.2006 | 17:10

Kommentar #2 von Megabrain:

Vor der Geschäftseröffnung bitte noch mal nachrechnen bzw. genauer lesen: Wenn 57g. (net) bei Firebox 23,50 Euro kosten, dann kostet ein Kilo wieviel? Und nicht die Ethik vergessen: "5% from the sale of each bag goes toward the preservation of wildlife in Northern Vietnam."

18.01.2006 | 06:23

Kommentar #3 von Sven:

Bei edible.com hat's jetzt einen Link: http://www.edible.com/shop/browse.php?cmd=showproduct&productId=31

30.06.2007 | 13:33

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