Riesenmaschine

10.02.2006 | 13:48 | Alles wird schlechter | Sachen kaufen

Armbanduhr: Fluch oder Fluch


Geht einmal täglich richtig (in Amerika zweimal) (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Vor dem Aussterben eines Dings produziert es meist noch rasch eine Reihe besonders schillernder Features, vergleiche etwa Dinosaurier (Übergrösse, Rückenplatten) oder Kirchen (Gotik, Barock). So verhält es sich auch mit der Armbanduhr: Eigentlich braucht man sie nicht mehr besonders dringend, da man die Taschen voller Geräte hat, die alle nebenbei die Uhrzeit kennen. Eine Uhr am Handgelenk ist noch etwas unnützer als, sagen wir, ein Barometer um den Hals oder ein Babyschnuller mit Betriebstemperaturanzeige. Trotzdem vergeht kein Tag, an dem man uns nicht in an sich vernünftigen Publikationen auf neue Armbanduhren aufmerksam macht, die alle eins gemeinsam haben: Sie sind – in Anerkennung der grundsätzlichen Nutzlosigkeit einer Armbanduhr – vollkommen unbrauchbar. Ihre binäre, hexadezimale, ungefähre, unpraktische, zeigerlose, verwirrende Mäusekino-Anzeige mit jetzt noch mehr LEDs verliert vermutlich selbst für den Besitzer ihren Reiz binnen weniger Minuten. Wer ein solches Gerät in seiner einzigen Funktion als Gesprächsanlass trägt, dem sei das deutlich preiswertere "3G"-Konzept eines bekannten Riesenmaschine-Autors ans Herz gelegt: "Gurke, Gesprächsanlass, Geschlechtsverkehr". Nebenbei hat so eine Gurke mehr Vitamine als so manche Uhr (vgl. Abbildung).


Kommentar #1 von 3G-Konzept?:

Interessant! Da fehlt aber ein Link, finde ich.

10.02.2006 | 17:06

Kommentar #2 von Kathrin:

Na gut, hier Beweis und Anleitung.

10.02.2006 | 17:49

Kommentar #3 von checker-ohne-grenzen:

Warum taucht hier zum Thema abwechselnd mal ein Lobo- mal ein Passig-Artikel auf. Das ist natürlich sicher ein neues Crossover-Konzept, das wir(=alle anderen=rezeptipienten=gewürzgurkenfreunde= canetti-rezeptoren) so akzeptieren. Oder nicht?

10.02.2006 | 21:21

Kommentar #4 von irgendwem:

Hinter den Kulissen bzw in den Eingeweiden der Riesenmaschine tobte wohl ein Kampf zwischen Uhrenverächtern und -verehrern, und niemand wollte, dass der andere über dem eigenen Beitrag steht, das ist wie mit zänkischen Geschwistern, die auch immer um das obere Bett im Stockbett rangeln

10.02.2006 | 22:18

Kommentar #5 von Cap:

"Gurke, Gesprächsanlass, Geschlechtsverkehr" – Herrlich, hatte ich schon längst wieder verdrängt...

10.02.2006 | 23:06

Kommentar #6 von mj:

Ich habe die eine Hälfte dieses Themas, also diese Uhrensache, zufällig gerade in einer 35 Jahre dauernden Studie untersucht und muss Frau Passigs Ausführungen bestätigen.
Ich besitze sowohl eine ungefähre als auch eine zeigerlose Armbanduhr, nicht zu vergessen eine die so extraspezialunpraktisch ist, dass sie ohne zu erröten behauptet, sie sei "Kunst". Darüber hinaus finden sich in staubigen Schubladen vier weitere Armbanduhren, die entweder leuchten (Geschenk!), zwar Zeiger haben, aber diese unter einem undurchsichten Glashäubchen verbergen (Konzept!) oder gar nicht mehr gehen (Metapher, womöglich!). Genau ein einziges mal in 35 Jahren diente ein ausgesprochen klobiger Extremitätenchronograph als Gesprächsanlass. Zum Geschlechtsverkehr kam es danach aber auch nicht, das wüsste ich.
Gurken dagegen leuchten eher selten und wenn dann haben sie sicher einen guten Grund dafür. Sie sind grundbescheiden, behaupten fast nie, dass sie Kunst seien oder aus einem Traditionshaus stammen. Es ist mir nicht bekannt, dass jemals einer meiner Freunde beim Kauf einer Gurke einer Fälschung aufgesessen wäre.
Schon deshalb gehe ich davon aus, dass Frau Passig recht hat. Meine Armbanduhr trage ich weiterhin, aber nur, weil mein Handy nachgeht, weil es in meiner Kamera immerzu November ist und natürlich, um den blütenweissen Armbanduhrstreifen, der die Armbräune von der Handbräune so unschön trennt, zu kaschieren.
Eine Armbandgurke allerdings wäre eine Alternative: die Lösung für Menschen wie mich, die weder über Taschenhosen noch über Hosentaschen verfügen und schon gar nicht über Gesprächsanlässe, dafür aber über eine ausgeprägte Furcht davor, zu stolpern und sich dann lediglich mit einer unbegurkten Hand...aber das geht jetzt doch zu weit und verheddert sich, irgendwie.

13.02.2006 | 18:21

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