Riesenmaschine

20.08.2006 | 00:00 | Supertiere | Vermutungen über die Welt

All hail the brainslug


Die nicht weniger gefährliche Fingerslug.
(Foto von Yogi / Lizenz)
Gedankenkontrollierende Untiere geistern hier und da durch die einschlägige Fachliteratur, Christophers dreibeinige Herrscher, Futuramas Brainslugs und Heinleins Marionettenspieler sollen mal als willkürliche Beispiele herhalten. Abgesehen von politischem Klima zur Zeit des Entstehens und generellem Verfolgungswahn, scheint die Logik dieser Parasitenängste nicht ganz verfehlt: Gelänge es dem Parasiten, nicht nur die Substanz eines anderen auszubeuten, sondern auch sein Verhalten zu ändern, der Weltherrschaft stünde nichts mehr im Wege. Oder jedenfalls weniger als zuvor.

In der Parasitologie gibt es darum die Manipulationshypothese, die die Existenz solcher Parasiten vorhersagt. Der kleine Leberegel zum Beispiel zwingt hilflose Ameisen unter seine Egelknute, und zum morgendlichen Besteigen von Grashalmen, wo der Endwirt Kuh sie dann pflückt. Für die Kontrolle grösserer Ameisen ist der Erreger der Toxoplasmose ein guter Kandidat, ein einzelliger Schleimbatzen, der alle Säugetierarten befallen kann, sich aber nur in Katzendärmen fortpflanzt, und insofern ein wenig der Geigenmusik gleicht. Schon länger bekannt ist, dass mit Toxoplasmose infizierte Ratten hin zur Katze gehen, statt von der Katze weg. Das wird einerseits auf Toxoplasmose-Zysten im Rattenhirn und andererseits auf den offensichtlichen Vorteil für die Toxoplasmose zurückgeführt. Kaum überraschend dann, aber ein wenig beunruhigend, dass der böse Mikroschleim das auch bei anderen Säugetieren kann.

Bei uns Menschen, zum Beispiel. Frauen werden im Schnitt klüger, regelkonformer und freundlicher, Männer dümmer und langweiliger, nachdem sie eine Toxoplasmose-Infektion durchgemacht haben. Und weil in verschiedenen Länder die Infektionsrate verschieden hoch ist, könnte das, der neuen Theorie des Ökologen Kevin Lafferty zufolge, Unterschiede zwischen diesen Kulturen erklären helfen.

Die ganze Welt im kulturellen Würgegriff der Toxoplasmose-Monster, möchte man titeln, Atombomben auf infizierte Köpfe werfen und Katzen ausrotten. Aber was sagt unsere vielleicht einzige Hoffnung Lafferty stattdessen: "Das soll natürlich nicht heissen, dass diese Effekte notwendig unerwünscht sind". Oh mein Gott, sie haben Lafferty! Lauft um euer Leben. Am besten auf den nächstbesten Grashalm.


Kommentar #1 von m:

Zystem oder nicht eher Zysten im Rattenhirn ? Vielleicht Zysten mit System...

20.08.2006 | 01:43

Kommentar #2 von Kai Schreiber:

Ein Korrektur-Leser! Herzlichen Dank, behoben.

20.08.2006 | 02:41

Kommentar #3 von Gender Bender:

All glory to the Hypnotoad!
All glory to the Hypnotoad!

20.08.2006 | 09:54

Kommentar #4 von Dr. Zoidberg:

Everyone loved the Hypnotoad!
This show has been going downhill since season 3!

20.08.2006 | 17:23

Kommentar #5 von Dr. Zoidberg:

Everyone loved the Hypnotoad!
This show has been going downhill since season 3!

21.08.2006 | 10:10

Kommentar #6 von irgendwem:

Die Rache wird furchtbar sein. http://people.smu.edu/eheise/Leucochloridium_paradoxum.htm

21.08.2006 | 17:21

*  IN DER RIESENMASCHINE


*  ORIENTIERUNG



Werbung
Werbung Ratgeber

*  SO GEHT'S:

- über Wasser gehen (gefrorenes)

- Politessenladen

- nach links gehen (bei SuperMario)

- Wenn ich ein Turnschuh wär

*  SO NICHT:

- Hemd in die Hose

- Klapperschwamm

- Kettenfahrzeuge

- in der Traufe taufen


*  AUTOMATISCHE KULTURKRITIK

"Long Weekend", Jamie Blanks (2008)

Plus: 3, 35, 47, 131
Minus: 165 entfällt
Gesamt: 4 Punkte


*  KATEGORIEN


*  ARCHIV