Riesenmaschine

27.08.2006 | 08:10 | Supertiere | Alles wird besser

Undicht und nützlich


Who's a Nutztier now? (Foto: tiarescott)
Die Lieblingsvögel der meisten Menschen sind bunt, handlich und ob ihrer Unbeholfenheit vermeintlich putzig. Üblicherweise sind ihre Nistbäume nicht durch zeitiges Absterben zu erkennen. Sollte sich jemand bei der Lieblingsvogelwahl soweit vorgewagt haben, dass der Kormoran trotzdem berücksichtigt wird, wird spätestens zurückgerudert, wenn die Menge der verputzten Fische in die Waagschale geworfen wird.

Dabei umgibt den Kormoran ein subtiler Humor, den kein Kanarienvogel, Wiedehopf oder Specht je erreichen kann. Schwimmend liegt der Vogel so tief im Wasser, als ginge er bald unter, und das Fehlen eines wasserdichten Federkleides erzwingt, dass nach einigen Tauchgängen das Gefieder getrocknet werden muss. Das für einen Wasservogel erniedrigende Prozedere wird zwangsläufig durch Fischkonsum überkompensiert. Doch während die Kollegen die gefressenen Fische nach metabolischer Verwertung unbrauchbar über die Landschaft verteilen, häufen die Kormorane ihren Abfall verantwortungsvoll zu Guano-Felsen an. Dieser wichtige Grundstoff für Dünger bescherte dem Inselstaat Nauru lange Zeit das höchste Pro-Kopf-Einkommen der Welt. Kürzlich wurde dem Kormoran an dieser Stelle fehlende Nützlichkeit vorgeworfen. Nun sind Kormorane tatsächlich nicht essbar, aber andererseits wurden sie in China erfolgreich zur Fischjagd abgerichtet. Ausserdem ist der Kormoran ein idealer Zeitvertreib: Man kann ihnen stundenlang zusehen, denn kaum hat man einen Vogel entdeckt, setzt er sicher bereits zum nächsten Tauchgang an, worauf man ihn wieder aus den Augen verliert. Nie wieder Enten füttern!

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Der Vogel, die Vögel, das Ungeziefer


Kommentar #1 von dem statistiker:

statt statt staat. statthaft?

27.08.2006 | 12:14

Kommentar #2 von e. a. doelle:

Die Panzerknacker haben übrigens auch mal Kormoran dressiert, um Dagoberts Ducks Geld zu stehlen ("Only A Poor Old Man"). DD beherrscht aber kormoranisch und konnte die Vögel auf seine Seite bringen.
Also: Kormorane lassen durchaus mit ssich reden...

27.08.2006 | 13:31

Kommentar #3 von Fürstensteinergrund:

Noch besser ist der Marabu!
Das hässlichste Vogeltier kümmert sich rührend um die Abfallentsorgung. Und keiner hat ihn wirklich lieb. Ausser Alexander von Reiswitz, der ihn mit anderen Zoogestalten portraitiert hat.Und ich.
Und niemandem ist aufgefallen, dass der letzte Marabu im Zoo still verschwunden ist.

27.08.2006 | 17:27

Kommentar #4 von RK:

Sicher gibt es neben all den Kormoranfreunden da draussen dank des Superlativs "hässlichst" auch eine Marabufangemeinde. Ansonsten wird es Zeit eine zu gründen.

27.08.2006 | 21:22

Kommentar #5 von groefaz de la Cuisine:

ist der eingepferchte marabu im berliner tierpark denn schon weg?

27.08.2006 | 22:35

Kommentar #6 von mj:

Niemand sollte die Aussenpolitische Macht der Exkremente der Kormorane (speziell der Sub-Spezies "737") leichtsinnig unterschätzen!
Ich zitiere aus Wikipedia zur Aussenpolitik des Staates Nauru:
"Am 21. Juli 2002 brach Nauru, das bislang Taiwan offiziell anerkannt hatte, seine diplomatischen Beziehungen mit Taipeh ab und stellte sich auf die Seite der Volksrepublik China. Der damalige Präsident René Harris unterzeichnete in Hongkong eine gemeinsame Erklärung mit Chinas damaligem Vizeaussenminister Zhou Wenzhong. Nauru erhielt dafür von China finanzielle Unterstützung in zweistelliger Millionenhöhe. Mit dem Schwenk Naurus sank die Zahl der Staaten, die Taiwan offiziell anerkannten, auf 27. Im Jahre 2003 erklärte sich China bereit, nauruische Schulden (Kauf einer Boeing 737) bei der Export-Import Bank of the United States in Höhe von 2,7 Mio. Dollar zu zahlen.
...
Im März 2005 sprach sich der amtierende chinesische Vize-Aussenminister Yang Jiechi nach einem Treffen mit Präsident Scotty für weitergehende diplomatische Beziehungen zwischen China und Nauru aus. Gleichzeitig erklärte Scotty, Nauru unterstütze das chinesische Programm, Taiwan mit China wieder zusammenzuschliessen. Am 9. Mai 2005 jedoch trafen sich Scotty und der taiwanische Präsident Chen Shui-bian kurz in Majuro, worauf am 14. Mai offiziell die diplomatischen Beziehungen zwischen Nauru und Taiwan wiederaufgenommen wurden. Scotty begründete den Entschied damit, dass der damalige Abbruch der Beziehungen mit Taiwan durch René Harris falsch war und er stets dagegen war. Es ist aber zu vermuten, dass wieder zu Taiwan gewechselt wurde, weil China sein Versprechen, die Schulden für das Boeing-Flugzeug zu bezahlen, niemals eingelöst hatte. Zudem versprach Taiwan, Entwicklungshilfe in den Bereichen Erziehung, Landwirtschaft, Fischerei und Tourismus zu leisten; im Gegenzug wird Taiwan von Nauru bei Beitrittsgesuchen in internationale Organisationen wie die WHO und die UNO unterstützt."

27.08.2006 | 22:39

Kommentar #7 von Fettschwalm:

Es ging ursprünglich nicht um den Humor, der den Krähenscharben nachgewiesen werden sollte, sondern um Auswüchse des Universalienstreits.

28.08.2006 | 23:10

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