Riesenmaschine

26.09.2006 | 15:36 | Anderswo | Nachtleuchtendes | Alles wird besser

Schattenboxen mit dem Selbst


Beware the böser Schatten aus der Lederliege, dear Leser. (Abbildung: Nature) (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Julian Jaynes erfreute vor Jahr und Tag Fachwelt und Laienhasen mit einer angenehm verquatschten Theorie, wonach das menschliche Bewusstsein zuerst als Götterstimmenhalluzination auf den Plan getreten sei, um sich dann im Zuge seiner Zivilisierung ins Kopfinnere zurückzuziehen und subtiler zu arbeiten. Jaynes datierte diesen Vorgang in seinem schönen Werk "The Origin of Consciousness in the Breakdown of the Bicameral Mind" auf die Zeit zwischen der Abfassung der Ilias und der Odyssee, in einem textexegetischen Galopp, der Velikovsky alle Ehre gemacht hätte.

Die Schizophrenie, zu deren Krankheitsbildern das Hören von Stimmen unwiderstehlicher Argumentationsmacht gehört, rechnete Jaynes mit unwiderstehlicher Argumentationsmacht zu den Überbleibseln dieses psychischen Frühmenschentums, als externalisierte Reflektionsfähigkeit. Wenig überraschend setzte es Kollegenschelte für Jaynes, der ein Sakrileg im Tempel der modernen Wissenschaft begangen hatte, indem er Spekulationen, die sich nicht nach akzeptierten Standards belegen liessen, nicht wegwarf, sondern dem Pöbel vortrug. Pfui, Herr Jaynes, pfui und nochmal pfui.

Mit grossem Interesse hätte der zu Unrecht Geschmähte (aber auch durchaus Geschätzte), der vor neun Jahren starb, vermutlich gelesen, dass Hirnforschern es jetzt durch Stimulieren einer bestimmten Hirnstelle gelang, die Illusion einer unfreundlichen Schattenperson zu erzeugen, die als direktes Abbild der Versuchspersonen hinter ihnen stand und sie piesackte. Nicht unbedingt, weil diese direkte Verbindung zwischen Hirnsubstanz und komplexen Halluzinationen seinen gewagten Thesen mehr Gewicht gäbe, als vielmehr weil die Tatsache ihrer Existenz uns Einblicke erlaubt in die komplexen Prozesse menschlicher Selbstwahrnehmung. Und wer weiss findet sich auch bald noch das Hirnzentrum, das erst besinnungslos dem Zorn des Achilles lauschte, und sich dann selbst reflektierend die Taten eines Vielgewanderten singen machte: das homerische Hirn.


Kommentar #1 von dreta:

Wegen Uninteressanz aus dem Blickfeld entfernt.

26.09.2006 | 18:18

Kommentar #2 von dreta:

bitte zum nächsten entfernen
also, es sollte mal gecheckt werden, wieviele zitty-autoren bei ullstein veröffentlichen (das ist springer) – und zwar wie lang schon – daher die kritik an riesenmaschine nicht nachvollziehbar gewesen unter der sich selbst streichenden anderen rubrik
schattenboxen mit dem selbst kann man sowas aber nennen – die kritik an riesenmaschine und die mangelnde selbstverteidigung
hirnstellen wie oben beschrieben werden übrigens nicht stimuliert, der fehler liegt in ihrer bahnung und entstehung bereits – also sozusagen in der topografie des hirns – singen ist dann wiederum kittlerisch gut, andere bahnen andere wege, andere bewegungen – beim boxen bewegt man sich schliesslich ...

27.09.2006 | 12:22

Kommentar #3 von Kai Schreiber:

Ihnen ist aber schon klar, dass man kaum ein Wort Ihres Ramenterns da begreift, gell?
Der einzige Teil, den ich verstehe, ist falsch. In der verlinkten Studie wurde elektrisch stimuliert.

27.09.2006 | 19:36

Kommentar #4 von Nachtlicht:

Das Verb "reflektieren" schreibt man richtigerweise mit "kt", die "Reflexion" verblüffenderweise aber mit "x": Daher vermutlich auch "Reflexionsfähigkeit".

27.09.2006 | 21:35

Kommentar #5 von dreta:

der rahmen ergibt sich aus dem von riesenmaschine gestrichen beitrag, jeder der da noch was zuschreibt, wird automatisch gestrichen – daher setzte ich das unter den ersten besten platz, der war hier –
eine studie kann zwar elektrisch stimuliert sein, aber die struktur und bahnung sind relevant für das,was da auftritt – die stimulierfähigkeit ist ein immanenter faktor, für das was dabei raus kommt ist die struktur, diese bahnungen entstehen im alltag, entscheidend ...
mit freundlichen grüssen

27.09.2006 | 22:09

Kommentar #6 von Kai Schreiber:

Was wollen Sie denn nun eigentlich Brisantes sagen, dass man Sie vorgeblich immer wieder deswegen zensierte? Ich erkenne nach wie vor nichts als mir unverständliches Ramentern, zudem anlässlich eines offenbar anderen Artikels.
Die experimentelle Motivation für Mikrostimulationsexperimente wie das oben erwähnte ist exakt die Ermittlung vorgeformter funktionaler Verbindungen durch Auslösung fokaler Aktivität. Ihr in die Form einer sachlichen Anmerkung gekleideter ungerichteter Drang zur Mitteilung des Banalen hat weder Hand noch Fuss. Schweigen Sie bitte.
Das gilt natürlich nicht für sorgfältige Korrekturleser. Wo wären wir ohne jene?

27.09.2006 | 22:25

Kommentar #7 von dreta:

die person kann ohne die bahnung, als quasi instantmöglichkeit nicht erscheinen
allerdings scheint der schatten hinter ihnen und ihnen selbst bei sich kongenial in eins zusammen zu fallen
der text hier fungiert von ihnen als symbolisch kulturelles legitimationskapital
mit ihrer art und weise noch viel freude – denn zum schweigen bringenanderer fungiertbereits der andere von ihnen selbst zum dauerdurchstreichen programmierte andere abteil hier auf diesen seiten
grimme preis kommt entweder von den gebrüdern grimm oder von grimmig – ersteres fällt wohlweislich fort, bleibt der rest
die motivation ihrer art ist nichts als legitimationssucht – wir werden jetzt durch den von ihnen (schweigen sie ) karzer in den freundlichen herbst entschwinden – sie sind nicht diskussionsfähig
redet ja hier auch sonst kaum jemand –
mit herzlichem schweigen und ende

28.09.2006 | 11:24

Kommentar #8 von baron_samedi:

ich habe dieses Buch anfang der 90er Jahre mit meinem ersten (Zivildiener)Gehalt gekauft und gelesen. Immer wieder mal habe ich in den Folgejahren versucht, mit den darin vertretenen Thesen Frauen zu beeindrucken, meistens auf Parties. Man ist dann aber doch immer bei irgendwelchen Weltverschwörerkiffern hängen geblieben, die eigentlich nur zugehört haben, um anschliessend ihre noch abstruseren Thesen loszuwerden. So war das damals vor dem Internet.

29.09.2006 | 21:19

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