23.10.2006 | 18:25 | Anderswo | Fakten und Figuren
Ein Wurm (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.) Kein Wurm (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.) Harry Rowohlt hat mal behauptet, dass Symmetrie die Kunst der Armen sei, das mag wohl stimmen, denn sie ist leicht zu begreifen, zu imitieren, tut nicht weh und beruhigt. Siehe Wolf Haas´ Buch "Das Wetter vor 15 Jahren", der erste vollkommen symmetrische Roman, der gar kein Roman ist, sondern ein Gespräch über einen Roman, der aus lauter Spiegelbildern besteht, so vielen, dass es am Ende leider nervt. Der Künstler Erwin Wurm, dem derzeit im Wiener MuMoK eine umfangreiche Personale gewidmet ist, macht noch ärmere Kunst, auch sie ist leicht verständlich und tut nicht weh. In erster Linie imitiert er Partyspielchen mit Obst und Gemüse, sowie andere Kollegen wie Roman Signer. Er verwendet Haushaltsgegenstände und kostümiert seine Modelle wie für den Kinderfasching. Er steckt seinen Kopf in einen Kühlschrank, und nennt das "Keep a cool head". Er lässt ein kleines Häuschen auf dem Dach des Museums installieren, und behauptet, dies sei eine Kritik an Spiessbürgerlichkeit. Dabei imitiert er lediglich die Wetterhäuschen auf dem Dach des benachbarten Parlaments, die dort bis vor kurzem wegen der Restaurierungsarbeiten herumstanden. Aber vielleicht ist es nur ein instinktiver symmetrischer Akt, weil Museum und Parlament so bipolare Punkte sind, und Wurm kennt vielleicht noch nicht einmal die Kunst der Symmetrie, er ahnt sie nur. Ahnkunst, eventuell ein neues Genre?
Kommentar #1 von marianne:
DANKE, lieber tex rubinowitz. ich war auf der vernissage und habe diese ausstellung gehasst. und niemand hat es verstanden. der punkt ist auch folgender: wurm hatte irgendwann mal eine lustige idee und die wiederholt er in unterschiedlichen variationen seit dem bis ins unendliche, allerdings mit einer immer protziger und teurer werdenden dokumentation und die one minute sculptures müssen jetzt seine arme studenten machen, was so einen ekligen "künstlerfürst und seine treuen untertanten"-charme hatte.
24.10.2006 | 09:39
Kommentar #2 von TR:
Mit dem Unterschied, dass diese "lustige" Idee am Anfang, wie Sie, Marianne, sagen, ja gar nicht mal von ihm stammt, sondern von Roman Signer, schauen Sie sich doch bitte mal den Film "Signers Koffer" an, da sehen Sie Wurms Idee, allerdings weitaus charmanter umgesetzt. Dass er jetzt Leute für sich arbeiten lässt, ist nichts neues, das gabs schon immer, dass sobald ein Künstler gross wurde, Rembrandt, Warhol, usw, diese Werkstätten bzw Factorys aufmachten
24.10.2006 | 10:10
Kommentar #3 von joao:
Wie kann man von Künstlern eigene Ideen vordern? Eigene Ideen zu verhökern ist ungefähr so putzig, wie selbstgemalte Bilder zu verkaufen.
24.10.2006 | 10:46
Kommentar #4 von Lis:
Ich konnte mich noch nie zu einer Meinung über E. Wurm durchringen. Jetzt habe ich eine. Ahnkunst, das ist es, womit er nicht einmal nervt. Danke
24.10.2006 | 15:15
Kommentar #5 von peter fischli:
undankbares pack! mir hat wurm mit seinem tiefgründigem humor viel freude bereitet.
24.10.2006 | 18:20
Kommentar #6 von Kathrin:
Es wäre ja auch noch trauriger, wenn einer Wurm hiesse und noch nicht mal von den Fischen gemocht würde.
24.10.2006 | 18:23
Kommentar #7 von angoramehl:
Hier gibts Hintergründen zwischen Erwin Wurm und Tex Rubinowitz: http://tinyurl.com/mcw3qc thx for interest, angoramehl
27.08.2009 | 23:09
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"Killing Them Softly", Andrew Dominik (2012)
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