Riesenmaschine

05.12.2006 | 12:14 | Supertiere | Was fehlt

Flieg, Kiwi, flieg


Hier bitte dieses traurige, aber illegale Bild hindenken
Flugunfähige Vögel, was hat sich die Evolution dabei nur gedacht? Schon als vor 1600 Jahren die Moa-Nalos dran glauben mussten, hätte man merken können, dass Vögel wahrscheinlich nicht nur zu rein dekorativen Zwecken herumfliegen. Im frühen 16. Jahrhundert wurden die St.-Helena-Ralle und das St.-Helena-Sumpfhuhn aufgegessen, spätestens 1650 gab es keine Mauritius-Papageien mehr, 1681 erschlug ein spanischer Conquistador die letzte Dronte, schon vor 1700 war es aus mit der Mauritius-Ralle, vermutlich vor 1760 mit dem Rodrigues-Solitär, 1761 war Leguats Sumpfhuhn ausgerottet, irgendwann im 19. Jahrhundert starb das letzte Kosrae-Sumpfhuhn und Ende des 19. Jahrhunderts der Stephenschlüpfer. Es gibt noch 86 Kakapos, ein paar Kagus, etwa 1.500 Galapagosscharben, 200 Waldrallen, 221 Takahes, und jetzt ist der Kiwi dran, von dem es einstmals 12 Millionen gab. 1987 biss ein einziger Hund 500 der 900 Kiwis im Waitangi State Forest tot, Kiwis werden von Wieseln gefressen, treten in Opossumfallen, fressen Rattengift, stolpern in Swimmingpools oder werden überfahren. Auch wenn man die Evolution in ihren sinnlosen und grausamen Experimenten (was kommt als Nächstes, Katzen ohne Beine? Schwimmunfähige Fische?) nicht unterstützen sollte, kann man vielleicht darüber nachdenken, die von Sascha Lobo hier kürzlich aufgeworfene Trendhaustierfrage mit der Anschaffung eines Kiwis zu beantworten. Zwar ist der Kiwi nachtaktiv und völlig unsozial, aber wer ist das nicht; ausserdem ist er pflegeleichter als viele andere Nationaltiere (Löwe, Adler, Biber) und kann im Unterschied zu den meisten Haustieren mit Nasenlöchern an der Schnabelspitze und dem bei Vögeln eher seltenen Schnurrhaarfeature glänzen. Vielleicht braucht er nur individuelle, frühkindliche Förderung, damit er das mit dem Fliegen doch noch lernt. Wir haben es ja schliesslich auch geschafft.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Stavros ist tot


Kommentar #1 von BA:

Und wie bedauerlich, dass nicht einmal mehr die Stephenschlüpfer(http://www.stephenallenmenswear.co.uk/underwear/) den wenigen Kacka-Pos ihr peinliches Dasein erleichtern können...

05.12.2006 | 14:02

Kommentar #2 von rene:

man kann aber nicht sagen, kiwis würden sich keine mühe geben zu fliegen:
http://www.youtube.com/watch?v=sdUUx5FdySs

05.12.2006 | 15:33

Kommentar #3 von Jürgen:

Spricht das jetzt für oder gegen die Kreationisten?

05.12.2006 | 15:42

Kommentar #4 von Piscator:

Nun ja, ohne Beine ist Felis domesticus bisher noch nicht lieferbar, immerhin existieren aber bereits Versionen ohne Haare
hhttp://de.wikipedia.org/wiki/Sphynx-Katze
und ohne Schwanz
hhttp://de.wikipedia.org/wiki/Manx_Cat
Nicht schwimmfähige Fische bleiben einstweilen
eine schöne Herausforderung für die Gentechnologie; das Laufen haben einzelne sog. "Mosaikformen" (die bereits Fisch & Amphibium in einem waren) einst (bevor sie ganz an Land gingen, sich dort breitmachten und quasi die Grundlage zu dem ganzen "Volk-ohne-Raum-Quatsch" legten) schon
beherrscht, z.B. Ichthyostega
hhttp://de.wikipedia.org/wiki/Ichthyostega
und Acanthostega
hhttp://de.wikipedia.org/wiki/Acanthostega

05.12.2006 | 16:07

Kommentar #5 von psycho killer:

von wegen "Kiwis werden von Wieseln gefressen, treten in Opossumfallen, fressen Rattengift, stolpern in Swimmingpools oder werden überfahren" – wenn man renes schickem youtube-clip glauben darf, sind die Nichtflattermänner im wesentlichen selbst verantwortlich für ihre Extinktion. Oder ist dieser eher ein Beispiel für wikipediasken Rufmord?

05.12.2006 | 16:47

Kommentar #6 von Sarah:

Wenn irgendwann die letzten Kiwis in Fallen getappt sind und sich in Flugexperimenten von Felsen gestürzt haben, dann wird es immerhin noch ein ganzes Volk von Menschen geben, dass sich auch dann noch voller Nationalstolz, unbegreiflich starker Identifikation mit dem Quasi-Wappentier unverständlicherweise als "Kiwis" bezeichnen wird. (Immerhin sechs Gruppen bei Last.fm wollen den neuseeländischen Zusammenhalt stärken.) Und falls die New Zealanders die mehrsilbige Selbstbezeichnung eines Tages plötzlich doch nicht mehr scheuen sollten, kann man sich mit einer leicht säuerlichen Frucht über den Verlust der sympathischen Vögelchen hinwegtrösten.

05.12.2006 | 18:30

Kommentar #7 von irgendwem:

Sorry, wollte eigentlich gar nicht hier kommentieren, sondern im Vorbeitrag.

22.02.2011 | 16:05

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