"Man kann die Projekte von Schulz und Maske nicht gleichsetzen. Schulz will noch mal ein Boxer werden. Maske will einen Kick, mit Hymne und Lasershow. Schulz will noch mal um die Weltmeisterschaft boxen. Maskes Auftritt hat keinen sportlichen Wert", erklärte Boxexperte Gerhard Pfeil am 16. Oktober 2006 in einem Vier-Seiten-Bericht des SPIEGEL, in dem man auch vom angeblichen "heimlichen Lachen" der Assistenztrainer erfuhr, wenn Henry in den Sandsack haute. Nun könnte man denken, Maskes gestriges Comeback gegen den WBA-Weltmeister Hill hätte das Nachrichtenmagazin eines besseren belehrt. Man könnte aber auch Mike Glindmeier heissen und schreiben: "Die Ringrichter sahen Maske zwar einstimmig vorn (117:110, 116:113, 117:110), doch das Anschreibverhalten der Juroren ähnelte eher drei gut geölten Nähmaschinen. Wie die Kampfrichter auf insgesamt über 227 Treffer kamen, bleibt jedenfalls ihr Geheimnis." So wie es Glindmeiers Geheimnis bleibt, was die Punktewertung des Profiboxens mit der Anzahl der Treffer zu tun haben soll.
"Es war ein Kopfkampf", sagte Maske anschliessend, was uns daran erinnert, noch einmal auf den Fall des nigerianischen Schwergewichtschampions Ike Ibeabuchi hinzuweisen, dessen letzter Auftritt auch schon acht Jahre zurückliegt. Freunde hoher Trefferquoten können sich den Kampf des wüsten Schlägers gegen den ebenfalls wüsten Schläger Tua auf youtube ansehen: Es war der Kampf mit der höchsten Trefferanzahl (1730) im Schwergewichtsboxen überhaupt (139 Schläge mehr als bei Ali-Frazier III). Ein Comeback des seit 1999 in Haft befindlichen, ungeschlagenen Nigerianers (20-0-0) ist allerdings fraglich. Für Anhänger ungewöhnlicher Biographien: Aufgewachsen in einem nigerianischen Ghetto kommt Ibeabuchi 1993 mit seiner Mutter nach Amerika. Er gewinnt 15 seiner 20 Kämpfe durch K.O., und spätestens seit der ruinösen Schlacht gegen Tua macht sich eine milde Form des Wahnsinns in ihm bemerkbar. Ibeabuchi hat Geister im Haus, die "nur für ihn und seine Mutter sichtbar" sind, prügelt schon seine Sparringspartner krankenhausreif und entführt aus unklaren Gründen den Sohn einer früheren Freundin mit einem Auto, das er direkt gegen einen Betonpfeiler setzt. Der Junge bleibt dauerhaft geschädigt. Ibeabuchi ist nach kurzer Zeit wieder raus aus dem Knast und nimmt noch drei weitere Schwergewichte auseinander, darunter den damals ungeschlagenen Chris Byrd. Wenig später vergewaltigt er eine Striptease-Tänzerin in einem Schrank, wird von der Polizei mit Pfefferspray aus dem Hotelbadezimmer gejagt und sitzt seitdem in Lovelock, Nev., in Haft. Eine vorzeitige Entlassung wurde 2004 bereits einmal abgelehnt, Ibeabuchis nächster Haftprüfungstermin ist im Dezember 2007. Er ist dann 34 Jahre alt und in, wie man seiner Homepage entnehmen kann, guter Form: "I believe what the fans really want to know, is whether I am in shape. The answer is yes. I’m in shape to fight right now. My boxing program includes shadow boxing and the study of 'Psycho-pugilism'." Ob die seit Jahren eher mau besetzte Weltspitze im Schwergewichtsboxen auf jemanden wie Ibeabuchi noch gewartet hat, ist nicht ganz sicher. Aber die Riesenmaschine tut es.